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CULTUS FEROX – DIE STREUNER (MITTELALTERLICH SPECTACULUM)

Ort: Telgte - Planwiese

Datum: 19.08.2006

Auf diesen Moment habe ich lange gewartet: Ein Konzertbericht aus meiner Geburtswiege Telgte! Da wir hier ansonsten nur durch den jährlichen Mariä-Geburtsmarkt und den einmaligen Putzfrauenmord von uns reden mach(t)en, bedurfte es schon einer besonderen Veranstaltung, dass terrorrelevante Künstler in die Stadt kommen. Das Mittelalterlich Spectaculum war es, welches nunmehr zum 11ten Male in dem kleinen westfälischen Wallfahrtsort aufschlug. Im Gepäck haufenweise Gaukler, Ritter, Possenreißer und Benny den flauschigen Werbehund. Bevor es zum musikalischen Teil des Abends kam, nahmen wir auf der Tribüne Platz, um zusammen mit vielen Kindern bzw. kindlichen Gemütern dem Ritterturnier beizuwohnen.

Nach einer freundlichen Begrüßung und einer Lektion in Sachen Mittelalterapplaus stellten sich schon bald die kühnen Recken vor, welche uns mit ihren Gefechten erfreuen wollten. Die Rollen waren dabei entsprechend klassischem B-Movie von Anfang an verteilt. Der böse Großverweser, sein Sidekick, der edelmütige Recke und 2 Schwestern von Rosenstolz, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Nach allerlei körperlichen wie verbalen Reibereien siegte am Ende natürlich das Gute, dazu lernten wir das kleinste Pferd der Welt kennen, welches wirklich überaus charmant daher kam. Ein unterhaltsamer Nachmittag mit durchaus anerkennungswürdigen körperlichen Leistungen der Beteiligten, da störten auch die paar Regentropfen zwischendurch nicht wirklich. Und so flanierten wir alsbald vorbei an den diversen Ständen voll mit altertümlichen Gourmethäppchen und einigen Krügen besten Mets hin zur Bühne 1, auf der sich bereits der erste musikalische Beitrag des Tages präsentierte.

DIE STREUNER waren es, eine mir bis dato unbekannte Mittelalter-Combo aus dem Rheinland. Allerdings schienen die 4 Herren plus Dame vielen anderen geläufig, denn es herrschte bereits reger Tanzbetrieb vor der Bühne. Darauf musizierten Romata, Pinto, Matti, Martin und “Der Rabe”, alias Miriam Petzold, ein wahres Schandmaul vor dem Herren, ebenso anmutig wie lästerlich. Vornehmlich wurden Instrumente wie Violine und Laute eingesetzt, für zwar konventionell gespielte aber mitreißende Stücke, die man auf bereits 4 CDs auch schon veröffentlicht hat. Im Vordergrund standen natürlich die begleitenden Ansagen und Neckereien untereinander, welche für Belustigung der Schaulustigen sorgte, einige darunter sogar in bandeigener Gewandung. Von den Liedern ist mir insbesondere das Traditional „Männer mit Bärten“ in Erinnerung geblieben, aber auch ein französischer Song, bei dem das Publikum miteinbezogen wurde, konnte überzeugen. Ein netter Auftritt in der untergehenden Sonne, und demnächst soll auch der erste STREUNERnde Fanclub gegründet werden.

Bis zum Nachtkonzert konnte man sich nun die Zeit mit dem großen Traumspektakel vertreiben, dahinter verbargen sich Darbietungen diverser Künstler, die u.a. mit Feuer zu tun hatten. So zeigte die Formation „Spiral Fire“ ausgefeilte Choreographien in Verbund mit Fackeln und allerlei anderen brennenden Geräten. Moderiert wurde das Ganze von „Dr. Dr. Bombastus“, der seinen bedauernswerten Patienten „Bruder Rectus“ gleich mitgebracht hatte. Ein von vielen Augen beobachteter Programmpunkt, der schlussendlich mit reichlich Beifall bedacht wurde.

Doch nun stand unser persönlicher Höhepunkt auf dem Programm: Das Nachtkonzert mit CULTUS FEROX aus Berlin, die ja nun wirklich keine Unbekannten mehr sind. 2002 gegründet vom ehemaligen CORVUS CORAX-Mitglied „Der heilige St. Brandanarius“ konnte man national bereits zur Speerspitze des Genres aufschließen und 4 CDs nebst aktueller DVD „Strandgut“ veröffentlichen. Zeit also für 7 gutgebaute junge Herren, welche unter freundlichstem Beifall und allerlei Radau auf die Bühne stapften. Im Hintergrund war links und rechts Schlagwerk montiert, während vorne meist zu fünft ordentlich geblasen wurde. Zudem nutzte man den kleinen Bühnensteg, um immer wieder direkten Kontakt zum Publikum aufzunehmen, welches augenblicklich ekstatisch los tanzte. In Anbetracht der Tatsache, dass die Stücke allesamt ohne Gesang auskommen und ich nicht bis ins Detail mit der Formation vertraut bin, muss der Leser auf Liedernamen verzichten, aber das tat der Stimmung natürlich keinen Abbruch. Als weitere „Gimmicks“ traten noch besondere Gäste auf. Da wäre zunächst der 8-jährige Vincent zu nennen, der CF mit seinen Trommelschlägen unterstützte. Das Lockenköpfchen schien zunächst ein wenig aufgeregt (welch Wunder!), musizierte dann aber mit immer mehr Spaß an der Sache, bis das Auditorium schließlich gar forderte „Wir woll’n den Vincent sehen…“. Des weiteren unterstütze bei 2 Stücken eine wunderschön anzusehende Tänzerin den Reigen, die man im vorhinein bereits am CD Stand erblicken konnte. Mit ihrem freizügigen Schleiertanz gab sie der Darbietung eine leicht orientalische Note, zudem brachte sie Brandan augenscheinlich in Verzückung, Mit einem kleinen Feuerwerk verabschiedeten sich die Spielleute nach gut einer Stunde Spielzeit und machten Platz für den obligatorischen Pestumzug zur Nacht. Ein unterhaltsamer Tag abseits von den Wirren des modernen Alltags hatte sein Ende gefunden und die vornehmlich anwesenden Metaller, Grufties und Mittelalterfreaks dürften allesamt zufrieden nach Hause gegangen sein.

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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