Ort: Bielefeld - Stereo
Datum: 22.06.2006
Meine Güte, ist das lange her! Vor nunmehr 20 Jahren erschien das CUTTING CREW- Debütalbum Broadcast“ mit dem Nr.1-Hit „(I Just) Died In Your Arms“, und vor mehr als zehn Jahren hat sich die Band bereits aufgelöst. Nachdem Gründungsmitglied und Gitarrist Kevin Scott MacMichael Ende 2002 an Lungenkrebs gestorben war, hob die andere Gründungshälfte von CUTTING CREW, Sänger Nick van Eede, 2003 das Projekt „Grinning Souls“ aus der Taufe und widmete ein gleichnamiges Album seinem verstorbenen Freund. Erst seit Anfang des Jahres ist dieses Album als das „neue CUTTING CREW-Album in deutschen Plattenläden erhältlich und seit dieser Zeit tourt van Eede mit neuer Band unter altem Namen durch die deutschen Clubs. Nachdem er bereits im Februar in der Meller Kulturwerkstatt zu Gast war, gab er heute ein Stelldichein im Bielefelder Stereo.
Als wir kurz vor 20.00 Uhr dort ankamen, ließen sich die Anwesenden noch an einer Hand abzählen. Immerhin waren daraus bis zu Beginn des Konzertes eine Stunde später etwa zwei Dutzend geworden, aber ganz offensichtlich hat es eine Band wie CUTTING CREW schwer gegen König Fußball anzukommen. So äußerte Nick van Eede später auch einmal die Vermutung, dass es wohl nicht so schlau war, während der WM durch Deutschland zu touren.
Doch zuerst einmal kam der Herr, der auch jeden Klaus-Maria-Brandauer-look-a-like-Contest gewinnen würde, mit seiner vierköpfigen Live-Band auf die Bühne und begann mit einer Akustik-Version von „Sympathy“, dann gab es zwei Stücke vom aktuellen Album auf die Ohren, immer verbunden mit Nicks launigen Ansagen. Offensichtlich kannte ein weibliches Trio die neue Scheibe schon bestens, denn bereits ab dem zweiten Titel verloren die drei Damen ihre Scheu und wagten sich tanzenderweise vor die Bühne, während das restliche Auditorium in ostwestfälischer Manier mit sicherem Abstand an der Theke verweilte. Man zeigte sich am Geschehen auf der Bühne jedoch keinesfalls uninteressiert und Aufforderungen zum Mitklatschen wie bei dem irisch angehauchten „The Scattering“ wurden fast vollzählig angenommen. Trotz der kleinen Zuhörerschaft waren CUTTING CREW sehr spielfreudig und präsentierten neben den eigenen Songs auch gelungene Coverversionen wie „Ironic“ von ALANIS MORRISETTE, „The One I Love“ von REM, oder gar „SOS“ von ABBA, dem noch ein bisschen THE POLICE beigemischt wurde. Neben diesen Covers gab es natürlich auch ein Wiedererkennen bei „I’ve Been In Love Before“ vom ersten Longplayer. Selbstverständlich wurde auch die aktuelle und durchaus in die Beine und ins Ohr gehende Single „Boomerang“ gespielt. Bei „Getupandgetoverit“ machte Sänger Nick das Publikum mit dem Text vertraut, aber die wenigen mitsingenden Stimmen verloren sich leider in den Weiten des Stereos. Ein besonderer Moment war auch die Darbietung des letzten gemeinsam mit Kevin Scott MacMichael geschriebenen Liedes „Can We Go Now“. Dann sollte der Höhepunkt des Abends kommen: Nach einem an PINK FLOYD erinnernden Gitarrenintro, folgte eine Akustik-Variante von „(I Just) Died In Your Arms“, der sich noch eine wunderbar rockende Version des Hits anschloss. Dieser Song hat nichts von seiner Qualität verloren! Nach immerhin gut 100 Minuten Spielzeit schien das Konzert mit diesem Highlight beendet zu sein, was sollte da schon noch kommen? Doch die „Zugabe“-Rufe blieben nicht unerhört und so kamen die Jungs noch einmal auf die Bühne, der Schlagzeuger übrigens ohne Schuhe, um noch einmal für gute Laune zu sorgen.
Beim letzten Song und nach fast zwei Stunden tauten auch endlich die Bielefelder auf und trauten sich an den Bühnenrand. Bei diesem im besten Sinne altmodischen Rockkonzert hätte man der Band zahlenmäßig ein paar mehr Zuhörer gewünscht, die dann auch weniger reserviert der Musik lauschen. Vielleicht geht ja der Nicks Wunsch wenigstens ansatzweise in Erfüllung, dass beim nächsten Gig in OWL 5.000 Leute kommen. CUTTING CREW haben auf jeden Fall ihr Bestes gegeben und schienen trotz der geringen Resonanz auch viel Freude an dem Konzert gehabt zu haben. Beim Publikum sah man auf jeden Fall nur zufriedene Gesichter!
Setlist:
Sympathy
Shot of Democracy
Hard On You
The Scattering
No Problem Child
Ironic
The One I Love
Mothers Little Angel
SOS
I’ve Been In Love Before
Boomerang
Getupandgetoverit
Grimming Soul
Understudies
Can We Go Now
(I Just) Died In Your Arms
One For The Mockingbird
I’ve Been In Love Before (Special Version)
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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