Ort: Lemgo - Haus am Wall
Datum: 01.04.2006
Wie auch schon gut 12 Monate zuvor machte ich mich auch dieses Jahr auf in Richtung LIP-Land, um zu schauen, was der Kollege Chris dieses Jahr so auf die Beine gestellt hat. Auf jeden Fall hatte sich das Festival im Vorjahr einen guten Namen gemacht, waren doch wie bei der ersten Ausgabe auch dieses Mal geschätzte 200 Leutchens am Start.
Waren mir 2005 noch ein Großteil der Bands schon vorher bekannt, sah dies an diesem milden Frühlings-Abend anders aus. Den Anfang machten fast pünktlich um 18:30 ALWAYS DAMAGED aus der Nähe von Darmstadt. Die haben immerhin schon fast 10 Jahre auf dem Buckel, in der jetzigen Formation tritt man aber erst seit 2001 auf. Den Start vermasselte das Quartett dann gleich etwas, da Gitarrist Matze schon beim Opener eine Saite an seiner Klampfe riss und diese erstmal ersetzen musste. Doch dann legte die Band einen wirklich soliden Gig hin. Fett groovige Riffs, wummernder Bass und ein ordentlicher Drummer machten die 30 Minütige Mischung aus MACHINE HEAD und EVANESCENCE recht kurzweilig. Während die Frontröhre sowohl im energischen Shouting als auch im cleanen Gesang eine recht ordentliche Figur machte, sorgte Basser/ BGround-Growler Hannes für einen leicht amüsanten Anblick. So entbehrte es nicht einer gewissen Komik, als der kraftvolle Hüne während der Songs über die Bühne hüpfte. Ein netter Anfang, den die bisher Anwesenden mit wohlwollenden Applaus bedachten. Klar, als erste von sechs Bands hat man es schwer das Publikum ins Fahrt zu kriegen…
Weiter ging es mit NOTHING TIGHTLESS, die heute ein Heimspiel hatten, stammen sie doch eben aus Lemgo. Dementsprechend voller wurde es auch vor der Bühne. Auf derselbigen ging es aber recht unspektakulär zu Werke. So zockten NT alles im allem netten HardRock/ Melodic Metal-Stil mit leichtem Punk-Einschlag. Gefällige Melodien, ordentliche Riffs und schmerzfreie Refrains. Nicht schlecht, aber nicht wirklich weltbewegend. Daher begab ich mich mit einem Gläschen Wasser nach draußen, um meinem gereizten Rachen etwas frische Luft zu gönnen.
Anschließend war ich aber schnell wieder zu Stelle. Denn nun schickten sich BURNED ALIVE an die Bühne zu rocken. Und dafür hatten sie einige Neuigkeiten am Start. So wurde der neue Mann am Bass namens Sajid vorgestellt, und zudem hatte man neue Songs von der im Mai erscheinenden EP „Cruelty of Men“ ins Programm genommen, wodurch leider mein persönlicher Fave „Welcome to Hell“ weichen musste. Die neuen Tracks passten sich dann gut ins Set ein, wobei man sich 2006 eine Ecke straighter und besser strukturiert präsentiert. Dass dabei live der ein oder andere Übergang noch holpert, ist bei der Neuheit der Songs nicht verwunderlich. Ansonsten ist bei den Herfordern alles beim Alten geblieben. Groovige und melodische Metal-Kracher mit nem leichten Core-Einschlag. Dazu poste Gitarrist und Festival-Macher Chris wie eh und je, Kollege Tim agierte innerhalb des Radius’ eines Bierdeckels, und der vom Vorabend noch angeschlagene Shouter Freddy schien wieder in seine eigene Welt abzutauchen. Dabei kamen seine Vocals zwar wie meist etwas zu leise, aber dennoch ist eine deutliche Verbesserung in Sachen Growls und auch cleaner Gesang festzustellen, wobei letzterer noch immer einen kleinen Schwachpunkt darstellt. Langmähne Sajid fügte sich gut ins Bild von BURNED ALIVE ein, passt er mit seiner Mosh-Action doch besser zur Band als sein umherspringender Vorgänger. Wie schon bei „Herford rockt“ festzustellen war, konnte man schon einige Anhänger im Metal-Lager gewinnen, so dass man auch heute schon so einige Mähnen fliegen sehen konnte. Auf jeden Fall sind BURNED ALIVE auf dem richtigen Weg!
Nun durfte ein Comeback gefeiert werden. Nach einigen Monaten Zwangspause sind SOULGATE mit neuer Besetzung wieder da. So haben sich Basser/ Sänger Bernie und Gitarrist Eric Axtmann Schmidtchen und Drummer Nico dazu geholt und wollen nun wieder richtig rocken. Und dass sie das drauf haben, zeigten sie auch an diesem Abend. Wie gewohnt rockte das Quartett seinen straighten Metal, welcher stilistisch irgendwo zwischen TESTAMENT und (vor allem gesanglich) SACRED REICH liegt. Groovig und dennoch fett deftig gab es 30 Min. auf die Ohren. Dabei hatte man nicht nur spielerisch einiges drauf, sondern sorgte auch mit guten/ dummen Sprüchen für einige Lacher. Diese Jungs machen Spaß und daher ist es auch alle Fälle cool, dass sie wieder da sind!
Tja, so kann es gehen. Noch vor einigen Monaten spielten BURNED ALIVE und 37 STABWOUNDZ zusammen im Vorprogramm von THE ANTI DOCTRINE und schon konnte Chris die holländischen HCler für sein Festival gewinnen. Und gewinnen ist das richtige Wort, ist die Band um den ehemaligen BORN FROM PAIN-Klampfer Servé ein wirklicher Gewinn für jedes Festival. Mit ihrem old schooligen HC mit diversen Metal-Anleihen knallte das Quartett eine Salve nach der nächsten ins Publikum, wodurch nicht nur die BA-Jungs in vorderster Front abrockten, sondern sogar einige Metaller ihre Mähne schüttelten. Vor allem Drummer Roy sorgte mit seinem flexiblen Drumming für ordentlich Druck. War der Sound schon zu SOULGATE im Vergleich zu vorher ne Ecke besser geworden, sorgten 37 STABWOUNDZ noch amtlich für ne gesteigerte Lautstärke. Doch anscheinend waren heute eher weniger HCler unter den Anwesenden, so dass sich der Innenraum etwas leerte, aber während der Umbaupause zum Headliner schnell wieder füllte.
Denn jetzt waren die abgedrehten Hannoveraner THE EXCREMENTORY GRINDFUCKERS am Start. Und diese hatten, wie gewohnt, reichlich Spaß im Programm. Dabei gab es eigentlich Anlass zur Traurigkeit, denn Schreihals Him befindet sich derzeit auf Abschiedstour, verlässt er doch demnächst die Grindfuckers. Doch das tat dem Fun auf der Bühne keinen Abbruch. Wahnwitzig (Betonung liegt auf „witzig“) ballert das Quartett seine Versionen von diversen Klassikern in die gut mitgehende Menge. Dabei stehen dann Perlen wie „Es gibt kein Grind auf Hawaii“, „Looking for Grindcore“, „Vater Morgana“ oder „Im Graben vor mir“ auf dem Speiseplan. Zwischendurch wird dann noch auf einem recht ramponierten Tasteninstrument rumgekrabbelt und die moshenden Freunde auf Freibier zu Drummer Christus’ Eltern (angeblich in Lemgo sesshaft) eingeladen. So hatten Band und Fans sichtlich und vor allem hörbar ihren Spaß. Da kann man nur hoffen, dass die Jungs den anstehenden Line Up-Wechsel gut überstehen, denn ohne die GRINDFUCKERS würde der deutschen Metal-Szene ohne Frage ein echtes Original fehlen.
Nebenbei kam es beinah noch zu einem Eklat. So wurde irgendwann an der Theke kein Bier mehr ausgeschenkt, da man als JZ aus pädagogischen Gründen nur eine gewissen Menge an alkoholischen Getränken ausgeben soll/ darf. Dass dies bei der anwesenden Horde Metaller natürlich nicht gerade positive Reaktionen hervorrief, versteht sich von selbst, und so wurde schnell auf eigene Faust Gerstensaft-Nachschub organisiert und vor der Location für nen fairen Kurs an die durstige Meute weitergegeben, was dem Betreiber des JZ jedoch sichtlich missfiel. Aber auch trotz dieses Negativpunktes war das „Dark Burning Festival“ auch dieses Jahr ein voller Erfolg. Gute Stimmung, Top-Bands und eine (bis aufs Bier) einwandfreie Organisation. Da kann man nur hoffen, dass sich auch 2007 wieder ein schönes Billing zusammenfindet, um dieses verschlafene Örtchen mal ordentlich zu rocken!
Copyright Fotos: Michael Werneke
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