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DARK EASTER(N) FESTIVAL 2007

Ort: Berlin - Kulturbrauerei

Datum: 06.04.2007 - 08.04.2007

Tag 1

Das Festival begann für meinen Kollegen Scarab und mich bei ihm zu Hause – mit einer viertelvollen Flasche Erdbeer Limes und leckeren Spaghetti. So gestärkt, machten wir uns kurze Zeit später auf den Weg zum ersten DARK EASTER(N) FESTIVAL in Berlin. Die erste Band, die wir uns ansahen, war SONS OF TWILIGHT, welche Punkt 17 Uhr im Maschinenhaus spielten. Als wir vom Kesselhaus in schon genannte Location kamen, wurden wir mit einem freundlichen Rülpsen des Sängers begrüßt, Nicolai machte nämlich gerade Soundcheck. Und warum sollte man immer das übliche „Eins-Zwei-Drei“ zum besten geben. Das Beste sollte aber noch kommen. Rhavin (Bass) war ein nett tätowierter Mann, welcher in Netzstrumpfhose und Minirock auftrat. Warum auch mal nicht. Dieses Outfit störte zum Glück nicht die Show, die kurze Zeit später begann. Drummer Gabriel begann das Intro und nach und nach betraten die weiteren Bandmitglieder die Bühne, allen voran Rhavin, danach Marco (Gitarre) und als letztes der Fronter. Es waren zwar nur ungefähr 15 Gäste anwesend, aber die Band wusste zu begeistern. Nach und nach füllte sich das Maschinenhaus auch mit Zuschauern, was allerdings die „leichten“ technischen Schwierigkeiten nicht beseitigte. Nicolais Mikro tat nicht das, was es tun sollte und während es ausgetauscht wurde, tanzte er fröhlich über die Bühne. Der Sound der Band war ansonsten sehr gut und besonders gefiel mir der stampfende Beat des zweiten Songs. Leider hatte die Truppe nach wie vor starke technische Probleme und man merkte dem Fronter an, dass er sich nicht gerade wohl in seiner Haut fühlte. Nicolai entschuldigte sich dann dafür, dass er sich so wenig bewegen würde, aber „jedes Mal wenn er das Mikro anfassen würde, käme es zu komischen Geräuschen und die wollen wir ja nicht hören“. Neben „Ours in the Dawn“ und „Sternenschimmer“, wurde auch „Trümmerfelder“ gespielt. Letzterer wurde mit den Worten angekündigt, das es „ein Song sei, der uns in tiefe Depressionen stürzen wird, aber dafür seien wir ja da“. Sehr nett.

Als nächstes spielten VIGILIA SEPTIMA im Kesselhaus und wir machten uns auf den Weg dahin. Beide Locations waren durch eine Treppe miteinander verbunden und so hatte man keinen allzu weiten Weg, was wirklich sehr gut geplant war. Jene Formation besteht aus Sänger Sven, Violinist Fabian, die Gitarristen Jochen und Thomas, Keyboarderin Romy, Bassist Kalle und Drumer Ramon. Es waren ungefähr 50 Leute anwesend und einer von ihnen hielt ein Schild mit der Aufschrift „Böltman“ hoch. Mit ihrem Mix aus Gothic, Dark und Metal kamen sie beim Berliner Publikum sehr gut an und auch professionell rüber. Der Violinen-Einsatz von Fabian machte die Songs sehr tiefgründig und erzeugte eine sehr gute Stimmung.

Dann kam endlich die Zeit für TUNES OF DAWN. Auf deren Auftritt freute ich mich schon die ganze Zeit und war auch gespannt, was sie live so zu bieten hatten. Sowohl Mastermind Hagen (seines Zeichens Sänger/ Basser bei T.O.D.) als auch René (Gitarre) sind bei den Kult-Gothicrockern SCREAM SILENCE beheimatet und das Projekt T.O.D. ist Hagens Spielwiese. Aber nun wieder zum Auftritt. Beim Intro war zuerst nur Drummer Martin auf der Bühne und kurze Zeit später betraten Hagen, René und Gunter (Keys) die Bühne und legten mit einer sehr genialen Show los, deren Sound brachial und energiegeladen war. 3 weibliche Fans hielten ein schwarzes Tuch mit der Aufschrift „Hagen wir wollen ein Kind von Dir“ in die Höhe, was zum Lachen beim Fronter führte, der dann erklärte, dass er später noch Zeit und anscheinend noch einiges vor habe. Ihre Mischung aus Gothic, Rock und Metal kam ausgezeichnet an und die Zuschauer feierten die Jungs. Neben „If I die today“, „Divine“ und „Sorry for what I am“ wurde auch “Motorcicle Baby” zum Besten gegeben und letzterer wurde mit der Frage angekündigt, ob denn jemand Motorrad fahre oder ein Baby habe. Einer DER Fans sagte dann „Noch nicht“ und Hagen antwortete schlagfertig „Noch nicht? Ach ja, wir sind ja später noch verabredet.“… Zum Motorradfahren?

Tag 2

Der zweite Festivaltag begann für uns mit DIN[A]TOD, welche auch wieder im Kesselhaus spielten, der Tag fing also an, wie er endete. Es waren ungefähr 40 Zuschauer anwesend. Der Stil war ein klarer, minimalistischer Electro-Sound, der von Sven, Claudia und Phelix präsentiert wurde, die labeltechnisch ja bei Outofline untergekommen waren. Neben „Tragic Blue“ wurde auch ein Instrumental von Keyboarder Phelix dargeboten, welches einfach nur genial zu nennen war.

Der nächste Act im Maschinenhaus hörte auf den Namen NEW RAIN. Musikalisch (und nur musikalisch) haben sie etwas von PLACEBO und wussten mit ihrem Suicidal-Rock-Stil auf jeden Fall zu begeistern. Der kraftvolle Sound kam sehr gut bei den 36 (Anm. Schreiberin: Insider!) Leuten an und sowohl „Blood & Chocolate“ als auch „The Secret of the Song“ und „Blue wide Sun“ wurden sehr gut aufgenommen.

Danach war es wieder Zeit fürs Kesselhaus und für SCHNEEWITTCHEN aus Hannover. Ich kann nur sagen: Hammer! Meiner Meinung nach war das eine der besten Shows der ersten beiden Tage. Normalerweise tritt Sängerin Marianne (fast) oben-ohne auf, diesmal hat sie sich jedoch gehörig in Schale geschmissen und rockte zu den Klängen von Keyboarder Thomas über die Bühne. Mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer ausgeflippten Show begeisterten sie die ungefähr 60 Anwesenden, die die Show genauso genossen und zu den gothic angehauchten Electronic-Klängen tanzten. Neben „Keine Schmerzen“ und „Der Tod hat sich verliebt“, wurde auch „Linden Love“ (eine Anspielung auf ihre Heimat Hannover-Linden?) performt.

Gegen 21 Uhr war es dann Zeit für die Berliner Synthiepopper/ New Waver DECADES. Ich hatte mir sehr viel erhofft von dem Auftritt, doch leider wurde ich etwas enttäuscht. Nicht von der Band, die war vortrefflich, sondern eher von den anwesenden Gästen. Ich frage mich immer wieder, warum schaut man sich eine Formation an, die man nicht mag? Damit man sie beschimpfen kann? Damit man lästern kann? Egal. Die Show war professionell und Sänger Stephan ging auch sehr nett aufs Publikum ein und lobte es immer wieder, wie großartig es doch sei. Man konnte einen ironischen Unterton nicht verleugnen, jener kam aber sehr charmant rüber und war sicher nicht böse gemeint. Der Auftritt auf dem diesjährigen Dark Easter(n) Festival war gleichzeitig der Record-Release des neuen Albums „Secrecy“. Neben „Rat Star“ und „100.000 Volts“ präsentierten Stephan (Gesang), Bert (Drums) und Thomas (Keys) noch „That was yesterday“, „Summermonkeys“, „No Excuse“, „Motorcicle Ride“, „Chemicals“ und „Tell me“. Die Jungs machten auf jeden fall ordentlich Party und Stephan konnte seinem Bewegungsdrang auf der großen Bühne freien Lauf lassen.

Die letzte Show, die wir uns an diesem zweiten Festivaltag noch gönnen wollten, war die von SERO.OVERDOSE, welche auch im Kesselhaus stattfand. Während die Band anfangs mit Technikproblemen zu kämpfen hatte, unterhielt Sänger André fleißig die anwesenden Gäste. Die anschließende energiegeladene Show mit dem kraftvollen Soundmix aus Pop und Electro begeisterte und die stampfenden Beats hielten kaum einen auf seinem Platz. Es wurden unter anderem „Missing“, „Tears in Rain“, „She“, „Wut“, „Fire“ und „For you“ performt.

Tag 3

Der dritte Tag wurde von den GOLDEN APES eingeleitet. Sänger Peer und Keyboarder Sven kannte ich ja schon von ihrer vorherigen Band DUST OF BASEMENT und ich muss gestehen, dass sie mich mit D.O.B. nicht so überzeugen konnten wie jetzt mit den GOLDEN APES. Zwischen den beiden Inkarnationen bestehen nicht nur musikalische Unterschiede, sondern man merkt auch, dass sich Peer bei diesem Projekt wohler fühlt. Mal abgesehen davon, dass DUST OF BASEMENT ja eh Geschichte ist. Aber mal zurück zum Thema. Mit ihrem GothRock-Sound begeisterten sie die Zuschauer von Anfang an und ernteten großen Applaus. Peer widmete den Song „Satin Gardens“ einem ganz besonderen Menschen, was zu großem Jubel führte. Er riss mit kraftvoller Stimme und der energiegeladenen Show die Gäste voll mit. Daneben wurden noch „The last of the phantoms“, „My creation“ und „Remedy“ zum Besten gegeben.

Jetzt war es Zeit für FETISCH:MENSCH, eine Band, die mich wieder von Anfang an begeisterte. Mittlerweile waren ca. 100 Zuschauer anwesend und jene wurden gnadenlos von dieser kraftvollen, eigenwilligen und außergewöhnlichen Show mitgerissen. Als Intro wurde „Wenn ich jung bin“ eingespielt und es folgten darauf „Grenzgänger – Ein Spaziergang durch das Minenfeld“, „Zwischenseelenträume“, „Ein blauer Sonnenstrahl“, „Fetisch:Mensch“. Fronter Oswald (Henke, ja der GOETHES ERBEN-Beau!) begeisterte immer wieder die weiblichen Anwesenden und sprang und tanzte nur so über die Bühne. Natürlich gab es auch wieder technische Probleme (welch Wunder), die wurden vom Exzentriker aber mehr als locker genommen. Während ein Techniker versuchte das Brummen einer der Anlagen zu beheben und deshalb immer wieder in die Show „platzte“, erklärte der Sänger, dass er finde, „dass das bisschen Brummen zum Rock and Roll dazugehöre und man einfach weiterspiele“. Als neues Stück wurde dann „Sonnenkinder“ vorgestellt und kraftvoll mit „Narbengarten weitergemacht“. Die Texte der Combo sind sehr eindrucksvoll und auch tiefgründig, kein Wunder bei den Beteiligten. Weiter ging es dann mit „Ich fang dich auf“ und das sollte fast wörtlich genommen werden. Denn bei eben genanntem Titel stellte sich Herr Henke auf das kleine Podest, welches sich auf der Bühne befand und sich alsbald als ziemlich wackelig erwies. Denn beim AbGANG hätte er fast einen AbSPRUNG gemacht und wäre sicher ziemlich unsanft gelandet. Es folgte danach „Erschießen“, ein IDEAL-Cover, welches mit den Worten „Geile Platte von IDEAL, habt ihr sicher schon mal raubkopiert oder gekauft. Uns kann man nicht raubkopieren, denn von uns gibt es keine Tonträger“ eingeleitet wurde. Nicht heute, nicht morgen!“, wurde der Song „Nicht heute aber morgen“ eingeleitet und ging dann in „Manchmal“ über, welcher der runde Abschluss war. Die laut geforderte Zugabe gab es leider nicht und so endete dieser wundervolle Auftritt einer wundervollen Band. Man lernt durch solche Künstler erst Musik schätzen, denn wenn man Platten nicht kaufen kann, genießt man die Musik umso mehr live.

Die nächste Band, die es live zu erleben gab, waren SCREAM SILENCE, die Record-Release-Party ihres neuen Albums („Aphelia“ erscheint am 20.04.) steht/ stand für den 04.05. im K17 ins Haus und man konnte gespannt sein, ob schon neue Songs gespielt würden. Mittlerweile waren nur noch ungefähr 80 Zuschauer anwesend, aber jene wurden auch sofort vom GothRock-Sound der Band begeistert und mitgerissen. Anfangs waren die Instrumente der Band leider so laut, dass man Sänger Hardy kaum verstand, das wurde jedoch mit der Zeit gut eingepegelt. Die Show war sehr professionell und der Fronter flirtete gekonnt mit dem anwesenden Publikum und den Fotographen. Beim Song „Beloved sweet curse“ grübelte Herr Fieting für kurze Zeit darüber, ob der Song schon älter ist und stellte dann entsetzt fest, dass er seine eigenen Platten nicht kennen würde. Ende gut alles gut: Der Song stammt vom letzten Album (Anm. Schreiberin: „Saviourine“). Als nächstes gab es „Kerosene“ auf die Ohren. Natürlich waren auch wieder die Hagen-Groupies vor Ort und schwenkten ihr Transparent. Anscheinend hatte es nach dem TUNES OF DAWN – Gig nicht mehr mit der Fortpflanzung geklappt. Hardy „beschwerte“ sich ein bisschen darüber, „ob das nicht bei einem fröhlichen Song gemacht werden könnte. Da kann ja niemand richtig singen“. Ob da der Neid aus ihm sprach? Als nächstes wurden „Immortal“ und „In every Sin“ präsentiert, letzterer wurde als vorletzter Track mit den Worten „In jeder Sünde steckt ein Stückchen Wahrheit“ angekündigt. Der letzte Titel war dann „My Eyes“ und Hardy erklärte, dass der Song sehr schwer zu singen sei – hätte er gehört. Das ganze war als Dankeschön für die Fans gedacht, da sie so lange auf die Band gewartet hätten. Der Sänger wies nochmals auf den nächsten Gig im K17 hin und bat alle zu kommen. Als Zugabe gab es dann „To die for“ und der Sänger verließ die Bühne und die Band gab noch ein sehr geniales Instrumental zum Besten.

Die letzte Band dieser Nacht war LACRIMAS PROFUNDERE und ich stellte fest, dass ich mich vor manchen Gigs einfach über Bands informieren sollte. Denn während ich noch vor der Bühne stand und darüber grübelte, warum denn Christopher neuerdings Kafka, dem Gitarristen von BIG BOY, so verdammt ähnlich sieht, stand eben jenes schon auf der offiziellen Bandpage. Mittlerweile weiß ich es nun auch und ich muss sagen – Respekt! Kafka hat da ein großes Erbe angetreten und auch wenn er natürlich niemals an Christophers Bühnenpräsenz rankommen wird, hat er den Auftritt perfekt gemeistert. Seine Ausstrahlung und Stimme waren grandios und er konnte die leider nur noch knapp 30 Gäste mitreißen und von sich überzeugen. Neben „My velvet little darkness“, „To love her on knees“, Sarah Lou”, “No dear hearts”, “My mescaline”, “Sweet Caroline” und “Filthy Notes” im Hauptset, wurden “Again it’s over” und “Ave End” als Zugaben geboten. Die Show an sich war wieder sehr genial und im 69 EYES – Style gehalten. „To bleed or not to be“ widmete der neue Fronter spontan „Knut“ – dem überall beliebten Eisbärbaby.

Fazit: Ein sehr abwechslungsreiches Oster-Wochenende, das auf jeden Fall nach einer Wiederholung verlangt. Dann vielleicht auch mit noch bekannteren Acts und man sollte gründlich überlegen, wenn welche Band spielt, dann wird es auch ein Erfolg werden. Auf jeden Fall hätte ich nichts dagegen, nächstes Jahr wieder vor Ort zu sein.

Copyright Fotos: Beliar

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