Ort: Georgsmarienhütte - Tor 3
Datum: 04.03.2006
Eisig, verschneit, dunkel… eine bessere Atmosphäre für einen Black Metal-Gig kann es eigentlich nicht geben, dachte ich mir schon auf dem Weg über die A33 in Richtung Niedersachsen. Und so dachten es sich scheinbar auch viele Fans, denn der Supermarkt-Parkplatz neben der Kneipe mit dem angeschlossenen Konzertraum war schon recht voll. Als ich gegen 20h den ordentlich gefüllten Saal betrat, war ich eigentlich davon ausgegangen, die Finnen von AMORAL leider verpasst zu haben, da diese lt. Plan schon vor einer halben Stunden hätten starten sollen.
Glück gehabt, denn erst knapp ne Viertel Stunde später betrat der Fünfer die durch die 2te Backline noch kleiner gewordene Bühne. Schon bei der Bestätigung der Tour war klar, dass die Jungs es mit ihrem groovigen Melo-Death sehr schwer haben würden, in diesem Black Metal-Package zu bestehen. Doch die finnischen Metaller gaben ihr bestes und verpassten den teils recht gelangweilt dreinschauenden Schwarzkitteln 30Min. lang die volle Breitseite. Und das richtig gut. Da wurde gegrowlt, Riffs verbraten, Juhana verdrosch routiniert seine Felle und gemosht wurde ohne Ende, so dass es eine wahre Freude war den Jungs zuzuschauen. Noch mehr angestachelt wurde Sänger Niko durch den ein oder anderen Spacken, der es cool fand anderen Bands permanent den Stinkefinger ins Gesicht zu halten und dumme Kommentare von sich zu geben. Da darf man sich über ein „Du darfst mir mal ordentlich einen bl….“ als Antwort nicht wundern. Doch AMORAL ließen sich nicht beirren, und selbst die am bösesten schauenden Typen konnten zum Ende nicht anders als zumindest mitnicken. Auf einer Death-Tour hätten AMORAL sicher gut abgeräumt.
Ein Blick durch die Menge zeigte einem klar die Aufteilung der angetretenen Fans. So war der Großteil der ENDSTILLE-Shirts tragenden Fans noch recht jung und zudem (für diesen recht extremen Sound) gut mit weiblichen Exponaten bestückt. In den letzten Monaten hat sich schon fast eine Art Popkult um die Kieler entwickelt, so dass man sogar einige euphorische Kreischer hören konnte, als die Mannen um Front-Krächzer Iblis die Bühne betraten. Schon zuvor hatte ich etwas Befürchtungen wegen des Sounds, denn eine Band mit einem so rohen Sound in einer Location, die nicht gerade für ihre gute Akustik bekannt ist, birgt doch eine gewisse Gefahr. Doch da die Soundjungs gute Arbeit machten, wurde der Klang bei ENDSTILLE zwar erwartungsgemäß schlechter im Vergleich zu AMORAL, aber nicht so bescheiden wie befürchtet. Mit dem Platzmangel hatten die deutschen Blackies keine Schwierigkeiten, da man ja auch so meist einen Radius wie auf einem Bierdeckel hat (vor allem Gitarrist Wachtfels). Aber auch so weiß Fronter Iblis sich gut zu präsentieren. Grimmig shoutete er die Texte von „I bless you… God“, „Ripping Angelflesh“, „Bastard“, dem viel umjubelten „Frühlingserwachen“ und natürlich „Navigator“ meist direkt in die Gesichter der gut abgehenden ersten Reihe. Basser Cruor steuerte noch einige Kreischer bei, moshte unablässig seine zauselige Mähne und Gitarrist Wachtfels konzentrierte sich wie gewohnt auf seine Riffs ohne groß ne Miene zu verziehen, nickte aber immerhin ab und an mal mit dem Kopf. So kennt man und so will man ENDSTILLE: Kalt, roh, unspektakulär und ohne große Gimmicks direkt in die Fresse.
Nach einer recht gemächlich von statten gehenden Umbaupause waren dann die Überflieger von NAGLFAR an der Reihe. Und trotz der recht mageren Spielzeit von nur gut 40 Min. boten die Schweden ein ausgewogenes Set aus Songs von allen vier Alben. Am meisten abgefeiert wurden aber „I am Vengeance“, „Wrath of the Fallen“, „The Perpetual Horrors“ und natürlich „A Sworm of Plagues“ der Alben „Sheol“ und „Pariah“. Dagegen wurde z.B. beim genialen „Emerging from her Weepings“ vom Meisterwerk „Vittra“ zwar gut mitgegangen, mehr aber auch nicht. Es ist schon imposant zu sehen, wenn die vier Mannen geschlossen und vor Selbstbewusstsein strotzend am Bühnenrand stehen und vom auch live wirklich guten Drummer Mattias unterstützt ihre Hassbrocken in die Menge feuern. Neben dem routiniert agierenden Axt-Männern Marcus „Vargher“ Norman und Andreas Nilsson stand natürlich Front-Glatze Kristoffer Olivius im Mittelpunkt. Auch wenn ihm seine Einstellung vollends abzunehmen ist, wirkt es doch manchmal etwas amüsant, wenn der Schwede mit seinem „Matrix“-Mantel Grimassen-schneidend über die kleine Bühne stapft. So zockten NAGLFAR ein wirklich gutes Set in einem (fürs Tor3) amtlichen Sound runter. Und eines will mir da einfach nicht in den Schädel: Da feiern die ENDSTILLE-Fans ihre Band völlig ab, aber bei packenden, abwechslungsreichen und brachialen Hammersongs von NAGLFAR schaut man dann gelangweilt in der Gegend umher. Sorry, aber ich lehne mich nun mal raus und sage: Wer auf Black Metal steht, MUSS NAGLFAR geil finden… was anderes gibt es eigentlich nicht… Aber gut, immerhin gefiel es dem Großteil der Anwesenden genauso gut wie mir, und so kamen völlig zu Recht laute „Zugabe“-Rufe als der Fünfer die Bühne verließ.
Wieder verging eine gemächliche Umbaupause, bei der nicht viel umgebaut wurde, und das Intro für die schwedischen Black Metal-Veteranen DARK FUNERAL erklang. Diese erschienen in ihren neuen rüstungsartigen Outfits, welche die Bewegungen scheinbar etwas versteiften. Aber aufgrund von Platzmangel auf den Brettern war dies kein Problem, und Fronter Masse Broberg aka Emperor Magus Caligula (ex-HYPOCRISY) war ja noch nie der beweglichste. Im Vorfeld der Tour hatte die Band ihre Fans aufgefordert online für ihren Fave von jedem Album zu voten. Aufgefüllt wurden Klassiker wie „Open the Gates“, „Ravenna Strigoi Mortii“ oder „Bloodfrozen“ dann mit Krachern der letzten beiden Outputs „Diabolis Interium“ und „Attera Totus Sanctus“. Bei diesen waren dann „666 Voices Inside“ und „The Arrival of Satan’s Empire“ die Abräumer, welche aber gegen die Übersongs „Vobiscum Satanas“ und „My Dark Desires“ natürlich nicht anstinken konnten. Während Gitarrist Chaq Mol und Front-Hühne Caligula recht statisch blieben, gab Bandleader Lord Ahriman wie gewohnt alles, zirkelte Riffs und Soli, poste und moshte was ging. Überraschend fehlte aber der vehement geforderte Überhit „Secrets of the black Arts“. Aber dennoch satte 14 Tracks umfasste das Set der bösen Schweden.
Da sollten andere Bands sich mal ein Beispiel dran nehmen. Einzig der Aushang „Autogramme DARK FUNERAL 15 Min. after Show“ am Merch-Stand war mir etwas suspekt. Denn so gut und erfolgreich die Schweden auch seit vielen Jahren sind, haben die doch so ein Popstar-Ding nicht nötig… ebenso fragwürdig ist für mich der doch recht happige AK-Preis von 18,50 Euro. Dass es auch günstiger geht und das mit einem noch dickeren Package haben kürzlich erst BOLT THROWER bewiesen. Dennoch ein wirklich guter Konzert-Abend mit 4 wirklich guten Bands!
Setlist NAGLFAR
Blades
Spoken Words of Venom
A Twilight gave Birth…
I am Vengeance
The Perpetual Horrors
Emerging from her Weepings
Wrath of the Fallen
Horncrowned Majesty
The Sworm of Plagues
Setlist DARK FUNERAL
Intro
King Antikrist
Diabolis Interium
Ravenna Strigoi Mortii
The Arrival of Satan’s Empire
Open the Gates
Vobiscum Satanas
666 Voices Inside
Attera Totus Sanctus
Bloodfrozen
Godhate
Hail Murder
Atrum Regina
My Dark Desires
An Apprentice of Satan
Copyright Fotos: Michael Werneke
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