Ort: Bochum - Zeche
Datum: 11.12.2005
Tja, das hat man davon, wenn man sich auf die Angaben auf der Club-Homepage und auch (wie später erfahren) auf den Tickets verlässt. Dort ist nämlich 19:00h als Einlass angegeben, und wer rechnet denn damit, dass 10 Min. später schon die erste Band spielt?
Und so waren die Dänen HATESPHERE schon mitten im Set, als meine Begleitung und ich die Zeche betraten. Und als ob das bei dieser klasse Live-Band nicht schon schlimm genug wäre, hatte ich dann gerade mal noch einen halben Song Zeit, um Fotos zu machen, was sich aufgrund eines Blitz-Verbotes und dem fast permanenten Rot-Licht als ziemlich schwer herausstellte (wie auch den restlichen Abend). Und als Krönung polierte ich mir noch an der Absperrung zum Graben ordentlich die Stirnfront… Aber genug gejammert, denn die Dänen rockten auf der Bühne, was die Metal-Nacken hergaben. Auf Platte sind HATESPHERE ja schon richtig gut, aber live sind sie mit eine der besten Bands, die derzeit unterwegs sind. Ob nun ältere Kracher wie „Only the Strongest“ und „Hate“ oder neuere Nackenbrecher der Marke „Heaven is ready to fall“, Murderous Intent“ und das geniale „The Coming of Chaos“: Hier gibt es fetten Thrash Metal auf die Futterluke. Die Dänen selbst waren auch wie gewohnt gut bei Laune, posten, scherzten rum und zockten dabei tight, wie Hölle. Sänger Jacob war diesmal sogar ohne Cap unterwegs und schüttelte unablässig die so langsam an Länge zunehmende Matte. Etwas ungewöhnlich, aber positiv zu vermerken, war zudem, dass der Sound schon jetzt zwar laut, aber durchaus fett war. Das ist ja bei Support-Bands nicht immer die Regel.
Da man über ein Drumkit zockte, blieben die Umbaupausen erfreulich kurz. So dauerte es nicht mal 15 Min., bis der Bühne komplett zugenebelt war und das Intro zu „Nothing Remains“ ertönte. Und schon ab dem ersten Drum-Schlag ging es auf und vor der Bühne richtig ab. Die Amis enterten die Bühne und legten los wie die Feuerwehr. Es ist wirklich beeindruckend, wie sich die Jungs in den letzten Jahren entwickelt haben. Nicht nur haben sie mit dem letzten Werk ein recht mutiges Album abgeliefert, sondern sie sind auch Live eine ziemliche Macht geworden. Hauptaugenmerk lag, wie so oft, natürlich auf Sänger Mark Hunter, der alle Songs dermaßen inbrünstig ins Mikro brüllte und growlte, dass ich mich echt frage, wie der das wochenlang auf Tour durchhält. Während Gitarrero Matt DeVries und Basser Jim LaMarca in dem Strobo-Gewitter fürs Moshen, Posen und Fans anfeuern zuständig waren, ließ Lead-Gitarrist Rob Arnold ein furioses Solo nach dem anderen vom Stapel. Auf Platte ist der Kerl schon cool, aber auf der Bühne geht der Junge richtig ab. Richtig fett wurde es, wenn der kurzhaarige Axtmann seine 7-saitige hervorholte. Man, hat das Teil einen Sound! Songtechnisch hatte man so ziemlich alle Knaller im Gepäck. Da standen vom neuen Album neben dem erwähnten Opener noch „Comatose“, „Salvation“, „Save ourselves“ und (was mich besonders freute) „Lazarus“ auf der Setlist. Vom Debüt hatte man u.a. den Kracher „Severed“ am Start, welcher auch überraschend frenetisch abgefeiert wurde. Vom Überflieger-Werk “The Impossibillity…“ durften natürlich „Powertrip“, „Pure Hatred“ und „Cleansation“ nicht fehlen. Den Überhit „Down Again“ ließ man heute Abend außen vor. Mutig, aber durchaus ok, haben die Jungs doch auch so genügend Killer am Start um ein Set zu füllen. Noch mal extra hervorgehoben werden muss Drummer Kevin Talley (ex-DYING FETUS). Dieser Typ ist einfach genial! Was der hinter seinem Kit abzieht, ist einfach Hammer… so bekam er bei „Severed“ auch sein kurzes Drumsolo, und auch sonst fügte er den älteren Tracks noch die ein oder andere Spielerei hinzu. Klasse Gig von CHIMAIRA. Showtechnisch nicht unbedingt spektakulär, aber fett wie Sau. Nun sind sie auch live endlich da, wo sie seit dem letzten Album auch hingehören: in der Metal-Szene!
Nach einer weiteren kurzen Umbaupause ging es auch schon weiter mit den schwedischen Meldo-Death Pionieren. Auch wenn einige Kids nach CHIMAIRA weiter nach hinten verschwanden, blieben viele der jüngeren Fans doch in der Halle, die im Ganzen gut gefüllt, wenn auch nicht rappelvoll war. Und nach einigen Songs sah man selbst die Nachwuchs-Metaller anerkennend mit dem Kopf nicken und sogar mitbangen. Kein Wunder, ist die Band um Sänger Mikael Stanne nicht nur richtig gut, sondern auch sehr sympathisch. Mit klasse Songs wie „Lost to Apathy“, „Damage Done“, „The New Build“, “Zodijackyl Light”, “My Negation” oder auch “Punish my Heaven” kann man nur gewinnen! Immer wieder beeindruckend ist dabei die Arbeit der beiden Gitarristen Niklas Sundin und Martin Henriksson. Die Jungs sind einfach Meister ihres Fachs und spielen nach alle den Jahren noch jedes Solo mit voller Hingabe. Sänger Mikael fegte wieder wie ein Derwisch über die Bühne, robbte über den Boden, ging immer wieder ganz nah an die moshenden Fans und war sichtlich erfreut über die gut gefüllte Halle und die positiven Reaktionen. Zudem schien es mir so, dass der Lockenkopf derzeit noch tiefer growlt und kreischt als sonst.
Einige Leute werden sich gefragt haben, warum CHIMAIRA und DARK TRANQUILLITY eine Co-Headliner-Tour fahren und den Slot als letzte Band immer mal tauschen. Man sollte doch meinen, dass die Amis durch den Boom des NWOAHM klar vorne liegen sollten. Aber mitnichten. Mit vielen „Metal-Jahren“ auf höchstem Niveau auf den Buckel haben DARK TRANQUILLITY die jungen Wilden immer noch locker im Griff und dies auch an diesem Abend wieder eindrucksvoll bewiesen. Einziger Wehrmutstropfen war halt wirklich der frühe Start und damit die halb verpasste Show von HATESPHERE… und meine dicke Beule am Schädel…
Copyright Fotos: Michael Werneke
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