Ort: Leipzig WGT Parkbühne
Datum: 14.05.2005
Das WGT 2005 – geprägt von Sonne, Regen, Sonne, Regen in herrlichster Abwechslung. Weniger herrlich war, dass ASP, MORTIIS und DAS ICH auf der Parkbühne spielen sollten und es an diesem Samstag Bindfäden regnete. Nicht doll, aber stetig. Trotzdem waren wir mit der Straßenbahn gefahren und durch den nassen Park gelaufen, um einen regen Andrang vor dem Einlass der Parkbühne vorzufinden. Im nachhinein stellte sich heraus, dass zum Schluss keine Leute mehr hereingelassen werden konnten – wegen Überfüllung geschlossen.
Als wir es endlich geschafft hatten, uns hineinzukämpfen, begann ASP bereits mit dem Konzert, im Hintergrund das Band-Logo auf schwarzer Flagge ausgehängt und die Show von Feuereffekten unterstützt. Ärgerlicherweise wurden sogar in den ersten Reihen Schirme – und keine kleinen, sondern riesige – aufgespannt, so dass sogar Leute in der 4. Reihe nichts mehr sehen konnten. Auf Zurufe anderer Zuschauer reagierte kaum jemand, was m.E. sehr ärgerlich ist – wofür ist man denn auf einem Festwal? (Schließen wir sehen und gesehen werden mal aus – die Musik spielt ja nun keine unwesentliche Rolle). Und gegenüber anderen Zuschauern – von denen mehr als die Hälfte im Regen stand oder denen sogar die gesammelten Tropfen diverser Schirme unfairerweise in den Nacken liefen – war das sicherlich kein feiner Zug. Je länger das Konzert dauerte, desto wütender wurden auch einige Leute, was in den vorderen Reihen fast zu Schlägereien geführt hätte.
Zurück zu ASP: Neben beliebten Klassikern wie „Sing Child“ gab es mit dem Song „Aus der Tiefe“ eine „Vorschau“ auf das neue Album mit demselben Titel (VÖ Juli 2005) und die Ankündigung der später am Abend dann erfolgten Prelistening-Party im Dark Flower, wo man wohl auch (so Ankündigung) die Möglichkeit haben sollte, ein wenig mit ASP zu reden. Trotz Regen war das Publikum Feuer und Flamme, und in „guter alter WGT – Tradition“ (O- Ton Alexander) beendete er das Konzert mit den Songs „Und wir tanzten – Ungeschickte Liebesbriefe“ sowie „Ich will brennen“. Bei „Und wir tanzten“ fiel mir wieder einmal auf, wie gut der Song sich musikalisch darstellt, was er wohl beinhalten soll – eine Mischung aus Sehnsucht, Hingabe, Aufgabe und Wahnsinn – aber wie viel stärker es ASP gelingt, das ganze noch gestisch und mimisch auf der Bühne umzusetzen. Die ruhigen Parts am Mikro gesungen, sehnsüchtig, traurig – und die „bösen“ Teile voller Wahnsinn, durchdrehend. Großes Lob noch mal an dieser Stelle! Und „Ich will brennen“ wurde nicht nur durch die Flammeneffekte auf der Bühne unterstützt, sondern auch durch das rege Mitsingen aus dem Publikum. Insgesamt konnte ASP so einen vollen Erfolg verzeichnen, außer dass sich einige Mitglieder des anwesenden Oratoriums vielleicht ein paar Songs mehr gewünscht hatten – was kein Wunder ist.
Nach der Umbauphase und Wanderungen des Publikums in beide Richtungen folgten in einem doch sehr anderen Stil MORTIIS. Laut, lauter, am lautesten, und wild bis aggressiv – verdeutlicht nicht nur durch den regen Einsatz des Schlagzeugs, sondern auch durch das immer wieder „nach hinten werfen“ des Mikrofonhalters durch Sänger – bis dieser beim letzten Song völlig „durchdrehte“ und ihn mit heftigen Schlägen auf den Boden zertrümmerte. Wilde Gerüchte gehen um über die Band, mindestens so wild wie die Musik, und was davon wirklich war ist weiß wohl MORTIIS selber – Håvard Elefsen sein bürgerlicher Name. Mit der bekannten Maske eines Trolls oder Zwerges (?) oder was auch immer legte er auf der Bühne eine rasante Show hin, die nicht nur mich (als bisher Nicht-Fan) mitreißen konnte. Zu den Stücken der beiden Alben im „neuen“ MORTIIS Stil habe ich zumindest ausgiebig getanzt!
Nach der nächsten Umbauphase im Regen (Schirme wieder aufgespannt, erfreulicherweise konnte man einige Leute überzeugen, diese dann beim Beginn der Musik wieder zuzumachen), bei der es noch Komplikationen gab – das Keyboard von Bruno Kramm wollte wohl nicht so wie die Techniker wollten – wurde DAS ICH angekündigt. Großes Gejohle im Publikum – da betrat dann zuerst Kain die mit den sehenswerten Musikinstrumenten geschmückte Bühne, danach Bruno und dann endlich Stefan Ackermann. Es gab eine bunte Mischung von Songs wie „Kain und Abel“ und „Sodom und Gomorrah“ auf die Ohren. Das Publikum ließ sich von Stefans exzentrischem Tanzstil und den Aufforderungen zum Mitklatschen mitreißen, noch stärker als bei den vorangegangenen Konzerten tobte es. Bruno und Kain eher im Hintergrund an den Instrumenten, bewegte sich Stefan gelenkig wie aus Gummi und mit knallrotem Ganzkörpermakeup die meiste Zeit vorne an der Bühne. Mit nacktem Oberkörper („Ist euch auch so kalt?“) zeigte er beim zweiten Song den ausgestreckten Mittelfinger gen Himmel – sicherlich eine Art Geschmacksfrage, aber die meisten Zuhörer im Regen konnten in diesem Fall die Geste wohl gut nachvollziehen.
Stefan wollte gerade zu den ersten Zeilen von „Gott ist tot“ ansetzen, da gingen Musik und Licht aus – das Publikum war irritiert, bis Bruno verkündete, sie hätten zwar einen Vertrag über 50 min Konzertzeit, aber da der Umbau 10 Minuten länger gedauert habe – was nicht in der Hand von DAS ICH lag – müssten sie nach 40 min aufhören. Trotz Protest aus dem Publikum musste man daher mit dem Abbau beginnen – ich frage mich an dieser Stelle, ob es gerade bei einem Festival auf diese 10 (!!) Minuten ankommt. Sicherlich mag es den Nachfolgebands gegenüber fairer sein, vor allem wenn es sich um größere Verschiebungen handelt, doch nach DAS ICH sollte „nur“ noch ZERAPHINE folgen. Entscheidung der Veranstalter, muss hingenommen werden – trotzdem enttäuschend.
Wir brachen dann die Zelte ab, da vollkommen durchgeregnet. Mit kleinen Defiziten – Luftfeuchtigkeit und abgebrochenes Konzert von DAS ICH – war der Nachmittag auf der Parkbühne ein Genuss und voller Erfolg!
Copyright Fotos: Claudia Schöne/ Sandro Griesbach
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