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DAVE GAHAN – WHYTE SEEDS

Ort: Düsseldorf - Philipshalle

Datum: 14.11.2003

Die letzten Takte von T.Rex verhallen, die Deckenbeleuchtung erlischt und die WHYTE SEEDS stürmen auf die Bühne.
Hab ich irgendetwas verpasst oder ist Glamrock wieder angesagt? So würde ich den Auftritt der Band bezeichnen. Es passt auch alles: Hammondorgel, Klamotten und die Frisur des Orgelspielers (halblange, etwas strähnige Haarpracht). Am Schlagzeug sitzt Karate Kid und der Sänger lässt sich ab und zu unkontrolliert auf den Boden fallen. Die Buhrufe aus dem Publikum halten sich in Grenzen, sie scheinen die Gitarrenmusik, die man zwischen Glamrock und Britpop ansiedeln kann, zu mögen. Nach einer halben Stunde ist dieses Spektakel vorbei und die Vorgruppe verabschiedet sich.
In der Umbaupause schallt Kraftwerks “Europe endless” aus den Boxen. Ach ja, man ist ja in Düsseldorf, wo Kraftwerk ursprünglich herkommen. Erstaunlich gute Musik für eine Umbaupause.

Punkt 21 Uhr ist es dann soweit, es betritt der Mann die Bühne auf den ca. 7000 Leute warten. Ein Begeisterungssturm empfängt Dave und seine Mitstreiter. Und die lassen es sofort krachen mit der ersten Auskopplung des Albums: „Dirty Sticky Floors“. Dave wirkt von Beginn an total entspannt und spielfreudig. Gleich beim zweiten Titel “Hidden Houses” entledigt er sich seiner Weste. DAVE GAHAN mit nacktem Oberkörper, seine weiblichen Fans sind damit schon bestens bedient. Ich höre verzückte Seufzer um mich herum. An dritter Stelle folgt mein persönlicher Lieblingssong auf der Soloplatte des Depeche Mode-Frontmannes: “Black and blue again”. Dave intoniert den Song, als erlebe er die Situation und Gefühle beim Singen jedes mal wieder, er schreit sich den Song förmlich von der Seele und begleitet sich selbst mit der Mundharmonika.
Aber der Großteil der Fans ist wohl nicht wegen Dave und seiner neuen eigenen Songs hier, sondern lechzt förmlich danach, alte DM-Songs zu hören. Dieser Gefallen wird ihnen auch schnell getan, denn es erklingen die ersten Töne von “Question of Time” und die Halle beginnt zu kochen. Die Symbiose von Performer und Zuhörern ist perfekt: natürlich kennen alle den Text und singen lauthals mit. Und Dave – beflügelt von der Reaktion des Publikums – wirbelt Pioretten drehend über die Bühne wie in alten Zeiten. Der Mikrofonständer wird durch die Luft geschleudert und bei der Zeile “and have their fun with my little one” greift sich Dave genüsslich in den Schritt.
Anstatt jetzt auf der Partyschiene weiter zu fahren, macht Dave einen Riesenschnitt und spielt nun zwei der ruhigsten Stücke: “Bitter Apple” und “A little piece”.
Damit ist es mit der Ruhe aber auch schon vorbei: ein Depeche Mode -Klassiker folgt dem nächsten, unterbrochen nur von der vorletzten Singleauskopplung “I need you”. Dave und das Publikum sind schweißgebadet und die meisten der Fans wahrscheinlich jetzt schon heiser. Der letzte Titel des Albums soll auch der letzte Titel des ersten Teils des Konzertes sein: “Goodbye”.
Das Publikum ist – wie nicht anders zu erwarten – voll aus dem Häuschen und will seinen Liebling wieder und wieder auf der Bühne sehen. Dave und seine Mannen lassen sich auch nicht lange bitten und beginnen die Zugabe mit “Hold on”, gefolgt von “I feel you” und “Never let me down again” bei dem das obligatorische Arme schwenken nicht fehlen darf. 14000 Hände in der Luft sind schon ein imposanter Anblick, wohl auch für die Jungs auf der Bühne, die nun ein zweites Mal den Fans Goddbye sagen.
Nach einer kleinen Umbaupause wird jetzt komplett auf Elektronik verzichtet. Der zweite Zugaben-Block wird ein Akkustik-Set bestehend aus Gitarre, Schlagzeug, Harmonium, Cello und Daves unverwechselbarer warmer Stimme. Während “Enjoy the silence” fordert Dave die Fans auf, auch tatsächlich leise zu sein und die Musik zu genießen. Er hält sein Mikrofon an das Harmonium, auf dem nun die ersten Takte von “I just can´t get enough” erklingen und die Menge stimmt den Text an.
Das sollte dann aber leider auch schon der letzte Titel des Abends sein und ein sichtlich erschöpfter, aber glücklicher DAVE GAHAN wirft seinem ebenso glücklichen Publikum zum Abschied noch “Kusshände” zu.
Ein rundum gelungener Konzertabend, der die Wartezeit bis zu einer hoffentlich bald stattfinden neuerlichen Depeche Mode-Tour verkürzen kann.

Playlist DAVE GAHAN:
Dirty Sticky Floors
Hidden Houses
Black And Blue Again
A Question Of Time
Bitter Apple
A Little Piece
Useless
I Need You
Walking In My Shoes
Bottle Living
Personal Jesus
Goodbye
Hold on
I Feel You
Never Let Me Down Again
Dream On
Policy Of Truth
Enjoy The Silence / Just can`t Get Enough

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