Ort: Osnabrück - Stadthalle
Datum: 13.06.2006
Fußball-WM, Hitze, hoher Eintrittspreis (50 Euro plus): Meine Erwartungen bzgl. des Gastspiels der Urgesteine DEEP PURPLE in Osnabrück waren zuschauermässig doch eher gering. Als wir aber gegen Punkt 8 an der zentral gelegenen Stadthalle aufschlugen, waren doch ordentliche Menschenmengen in Bewegung. So 2500 bis 3000 bevölkerten Aula plus Tribüne, derweil der interessante Support Act bereits die Matten rotieren ließ.
Dabei handelte es sich um die deutsche Formation KRYPTERIA, die für ein paar Gigs als Support agierte (andernorts war es auch mal ALICE COOPER). Deutsch ist dabei nur partiell richtig, denn die nicht unattraktive Sängerin Ji-In Cho stammt ursprünglich aus Südkorea. Dass sie schon als Kandidatin der Casting Shows „Popstars“ bzw. „Fame Academy“ (Mitglied bei BECOME ONE) medial bekannt ist, wurde mir ehrlich gesagt erst durch Internetrecherchen bewusst, spricht aber wohl auch nicht gegen mich. Der „Rest“ von KRYPTERIA war ursprünglich mal ein Musical Projekt, welches mit anderer Vokalistin zu Beginn 2005 einen respektablen Hit gelandet hatte („Liberatio“), nun aber als richtige Band fungiert und vor kurzem das erste Album mit Ji-In – „In Media Res“ – platzieren konnte. Auf der Bühne gab man sich engagiert und professionell, insbesondere die quirlige (und sehr gut deutsch sprechende) Fronterin bemühte sich, Kontakt mit den Anwesenden herzustellen. Und obwohl einige noch draußen in den Gängen herumlungerten und kaum einer das Gros der Songs gekannt haben dürfte, zeigte man sich neugierig und interessiert. Der sehr ordentliche Beifall sprach für sich, insbesondere am Ende der 40 Minuten, als man sich mit lautem Trommelwirbel verabschiedete. Leider kann auch ich keine Titel nennen, der metallische Sound erinnerte aber durchaus an NIGHTWISH, wobei die Keys vom Band kamen und die Saitenkünstler trotz Hitze mit langen schwarzen Mänteln über die Bühnenbretter rotierten. Mal sehen, was aus der Combo bei guter Vermarktung und musikalischer Konstanz noch werden kann. Für heute hatten sie ihre Pflicht erfüllt.
Zeit für eine kurze Umbaupause, in der man das Publikum ein wenig mustern konnte. Ein richtiger Jungbrunnen für uns, denn so gut wie niemand dürfte unter 40 Jahre alt gewesen sein, die meisten also wahrscheinlich seit Urzeiten Fans der Briten (ein paar hatten sogar ihre Enkel mitgebracht…). DEEP PURPLE wurden vor meiner Geburt aus der Taufe gehoben (1968) und gelten mithin als Mitbegründer ganzer Genres wie Metal oder Prog Rock. Und wenn man auch die größten Hits eher zu Beginn der Karriere auf die Menschheit losließ, so veröffentlicht man bis heute konstant gute Alben, siehe „Rapture of the Deep“ aus dem Jahre 2005. Die verschiedenen Besetzungen der Truppe werden mit der Bezeichnung „Mk X“ durchnummeriert, wobei man mittlerweile bei „Mk VII“ angelangt ist. Und so traten dann gegen 21 Uhr und natürlich in vornehmlich purpeliges Licht gehüllt die Herren Ian Paice, Roger Glover, Ian Gillan, Steve Morse und Don Airey gutgelaunt die Stage. Während Bassist Glover links einen knackigern Easy Rider abgab, sah der überragende Saitenhexer Morse eher nach einem richtigen Metaller aus, sieht man von seiner etwas eigentümlichen (wohl indianischen) Halskette ab. Dazu kam Sänger Gillan in weiß eher altersweise zeitlos rüber, gleichwohl er es sofort verstand, richtig abzurocken. Außerdem betätigte er sich zwischen den Titeln auch als charmanter Conferencier, dem man die Bühnenerfahrung jederzeit anmerkte. Nur der ehemalige RAINBOW Keyboarder Don war nicht ganz zufrieden, denn gerade zu Beginn gab es einige Probleme mit seinen Synthies. Das störte die Lila-Laune-Bären aber kaum, die mit der Kombination „Pictures of Home/ Things I never said“ sofort ein mehrminütiges Epos vom Stapel ließen, komplett mit ausufernden Soli aller Beteiligten. Das Publikum verblieb zwar mehrheitlich (altersbedingt?) etwas hüftsteif, äußerte dann aber seine Zufriedenheit mit sehr ordentlichem Beifall. Der steigerte sich noch, als die ersten richtigen „Alltime-Faves“ „Hush“ sowie „A Strange Kind of Woman“ präsentiert wurden. Das Schicksal von Legenden: Sie werden immer respektiert, aber nur für ihr Frühwerk richtig geliebt. Das wussten natürlich auch die Musiker, und so gab man den Fans, was diese begehrten: Klassiker mit ein paar neueren (und keineswegs uninteressanten) Kompositionen der aktuellen Scheibe garniert. Dazwischen gerne auch mal längere Ansprachen ans Volk oder Instrumentengeschwurbel (z. B. Steve Morse bei „The Well-Dressed Guitar“), damit keiner vergisst, wie gut die Musiker ihre Arbeitsgeräte beherrschen. Nach dem „Evergreen“ „Smoke on the Water“ war dann auch schon Schluss, die Zugaben befriedigten dann aber mit „Black Night“ und „Speed King“ alle noch offenen Gelüste der Anwesenden.
Fazit: Ein junger, ausbaufähiger Support und eine Legende, die zwar ein wenig in die Jahre gekommen ist, aber immer noch viele junge Kapellen aus dem Stand verbläst. In diesem Sinne: Keep on’ rocking!
Setlist DEEP PURPLE
Pictures of Home
Things I never said
Hush
Rapture of the Deep
Strange Kind of Woman
Wrong Man
The Well-Dressed Guitar
Fireball
When a blind Man cries
Lazy
Keyboard Solo
Perfect Strangers
Space Truckin’
Highway Star
Smoke on the Water
Speed King
Black Night
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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