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DEINE LAKAIEN

Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen

Datum: 22.04.2005

Als ich mich an diesem frühen Freitagabend zu Fuß auf den Weg Richtung Ringlokschuppen machte, habe ich versucht zu zählen, mein wievieltes LAKAIEN Konzert es wohl gleich sein möge. Da das menschliche Gedächtnis bekannter weise leider mit den Jahren nachlässt, kam ich nur auf einen ungefähren Wert von etwa 22. Die relativ hohe Zahl resultiert in erster Linie daraus, dass meine aller erste Begegnung mit dem Duo bereits im Jahre 1993 stattfand, und außerdem kann ich mich in den letzten Jahren an kaum ein Szene relevantes Sommer Festival erinnern, das gänzlich ohne die musikalische Beteiligung der Herren Horn und Veljanov vor sich ging.

An das letzte mal konnte ich mich allerdings noch sehr gut erinnern und wäre es nicht so, sollte ich schleunigst einen Spezialisten aufsuchen. Drei Tage zuvor fuhr ich nach Dortmund, um meine Lieblingsband bereits im dortigen „Soundgarden“ live zu erleben. Doch der Abend in der Ruhrpott Metropole entpuppte sich, ehrlich gesagt, als nicht wirklich berauschend. Der Name der Lokalität ist leider kein Programm, deswegen war der Sound, wenigstens da wo ich stand (etwas seitlich von der Bühne), unter aller Sau und viel zu leise noch dazu. Nicht mal nur schlecht hören, aber leider auch schlecht sehen war außerdem angesagt. Von der Theke aus konnte ich die Bandmitglieder etwa von der Taille runter und den Sänger Alexander Veljanov ohne Kopf sehen. Auch wenn das Visuelle bei den LAKAIEN kaum eine Rolle spielt, fand ich, dass das Konzert nicht gerade der Bringer war, was auch wohl an dem, meiner Ansicht nach, leicht genervten Hauptakteur des Abends lag, den ich schon öfters gesprächiger erleben durfte.

Nun ja, ein neuer Tag, eine neue Location, ein neues Glück. Ohne Vorgruppe ging es erstaunlich pünktlich um 20:30 los mit „Falling“, dem Lied, das nur der Media Markt Klientel bekannt sein dürfte (man möge sich erinnern: Album Pre-listening im Saturn, die „April Skies“ Sonderedition mit Bonustrack eben beim Media Markt und das Video zu „Over and Done“ beim Burger King 😉 puuh, der eingefleischte LAKAIEN Fan hatte es ja nie einfach). Neben mir stöhnte eine junge Dame im langen schwarzen Kleid ganz laut: „O nee, der ist so klein, man kann ihn gar nicht sehen…“ Der wahre Grund, warum man Alexander nicht sehen konnte, lag ausnahmsweise nicht an seiner Körpergröße, sondern an der netten Idee das erste Lied des Abends, dank drahtlosem Mikro, aus dem Backstage Bereich zu intonieren. Für alle, die die „normale“ Albumversion besitzen, eine gute Nachricht am Rande – das grandiose Lied „Falling“ wird es bald als Bonustrack auf der neuen Singleauskopplung aus „April Skies“ namens „Secret Hideaway“ geben. Das zweite Lied des Abends war erwartungsgemäß „Over and Done“ – die erste Auskopplung, was sonst… Trotz rockigeren Klängen stand das ostwestfälische Publikum wie angemauert, aber andererseits – DEINE LAKAIEN sind halt nicht SCOOTER. Derweilen präsentierte die Band die Maxi in Spe, das oben bereits genannte „Secret Hideaway“ – ja, das Showbiz hat schon seine Regeln und vor denen beugen sich anscheinend selbst die bekanntesten deutschen Dark Wave Größen. Alle die das neue Album der Band noch nie vorher gehört hatten, konnten sich kurz darauf endlich auf was Altbekanntes freuen: „Don’t Wake Me Up“ und „Generators“, die mir mit den Jahren immer mehr gefallen.

Das neue Album stand an dem Abend naturgemäß an erster Stelle, deswegen wurden daraus insgesamt ganze neun Lieder präsentiert, was genau 50 % des Konzerts ausmachte. Einerseits völlig verständlich, andererseits aber auch ein bisschen schade, dass dadurch andere/ ältere „Perlen“ nicht zum Vorschein kommen konnten. Ich persönlich finde, dass „April Skies“ das schwächste Album des Duos in deren 20 jähriger Karriere ist, allerdings, und das ist ein richtiges LAKAIEN Phänomen, live finde ich alle Sachen gleichgut und kann nicht mal einen eindeutigen Favoriten rauspicken. An dem Abend war es wahrscheinlich der einzige Track, den ich schon auf der neuen Scheibe toll fand: „Through the Hall“. Die Live Version klingt noch fulminanter und viel rockiger als das Original. Etwa zu dem Zeitpunkt, und spätestens zum darauffolgenden „Dark Star“, taute das Publikum langsam auf und der Funke sprang endgültig rüber. Herr Veljanov sprach sogar immer ein paar Sätze zwischen den Songs und nannte zumindest den Namen und das dazugehörige Album, aber wer wie ich mehrere LAKAIEN Konzerte erleben durfte oder die Live DVD der Band sein Eigen nennen darf, der weiß, dass Alexander sich noch viel besser mit dem Publikum unterhalten kann. Das weiß er wahrscheinlich auch selbst, sonst kann ich mir seinen interessanten Spruch vor „Return“ nicht erklären. Der lautete nämlich: „Wir sind die übelst gelaunte Band der Welt mit dem wohl erzogensten Publikum“.

Nun, das stimmt natürlich nicht. Obwohl, wenn ich mich an das Konzert auf dem Paderborner Sommerfestival vor knapp zwei Jahren erinnern kann (und alle, die dort waren, nicken vor ihren Bildschirmen gerade heftigst mit dem Kopf), dann denke ich, dass, sobald ihm irgendetwas nicht passt, Herr V. tatsächlich zu einem 5 jährigen schmollenden Kind mutiert und nicht mal ansatzweise versucht, seine üble Laune zu verstecken. So was finde ich wirklich schade und für eine solche Größe und Professionalität auch nicht wirklich angebracht. Nun, der Abend in Bielefeld verlief glatt und ohne solche Zwischenfälle und alle Beteiligten hatten guten Grund zufrieden zu sein. Alexander Veljanov ist ein begnadeter Sänger, der mit den Jahren eine absolute Perfektion zu erreichen scheint. Ernst Horn – toll wie immer. Und die Band, die leider weder in Dortmund noch in Bielefeld vorgestellt wurde, machte wirklich einen hervorragenden Job. Die beiden charmanten Violinistinnen Ivee Leon und Sharifa sind zum festen Bestand der Band geworden. Der „Stone Face“ Robert Wilcox (SLEEPING DOGS WAKE) an der Gitarre und B. Deutung (THE INCHTABOKATABLES) am Cello trugen über alle Maßen dazu bei, dass die 100 Minuten mit DEINE LAKAIEN zu einem unvergesslichen Abend wurden. Die etwa 1800 Leute, die sich das Konzert (übrigens mit einem annähernd perfekten Sound in jedem Winkel der Halle!) angesehen haben, werden wohl, gemessen am frenetischen Applaus gegen Ende, ganz meiner Meinung sein.

Setlist
Falling
Over&done
Secret hideaway
Don’t wake me up
Generators
Slowly comes my night
Through the hall
Dark Star
Vivre
Supermarket (My Angel)
Down, down, down
Return
Midnight sun
Colour-ize

Heart made to be mine
Overpaid

Where are you
Love me to the end

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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