Ort: Hannover The Secret Garden Festival - Altes Bad
Datum: 12.06.2004
Die Wettervorhersage sagte für Samstag, den 12 Juni viel Regen voraus. Der erste Blick aus dem Fenster am Morgen des besagten Tages brachte sofort die Gewissheit, dass die Meteorologen sich diesmal leider NICHT geirrt hatten. Keine guten Aussichten für einen Open Air Festival Besuch. Da sich andererseits das Line Up verdammt gut anhörte, habe ich mich letztendlich spontan entschieden, die „Dusche von Oben“ in Kauf zu nehmen. Zugesagt für den Samstag hatten THE CRÜXSHADOWS, DAS ICH, MESH und – als Hauptattraktion – DEINE LAKAIEN mit einem Acoustic Set. Bewaffnet mit einem Regenschirm ging ich zum Bahnhof. Derweilen regnete es in Bielefeld in Strömen und alle Züge Richtung Hannover hatten unerwartet Verspätung wegen „eines Personenvorfalls“. Kurzum – jemand hat sich erfolgreich vor dem Zug geschmissen und auf der Strecke Bielefeld – Hannover ging erst mal gar nichts mehr. Als es nach einer halben Ewigkeit weiterging, wusste ich bereits, dass ich nur die zwei letzten Bands, also MESH und DEINE LAKAIEN sehen würde. Glücklicherweise zählen beide seit Jahren zu meinen absoluten Favoriten.
In Hannover schien die Sonne und den langen Weg zwischen der Straßenbahnhaltestelle und dem Festival-Gelände – dem „Alten Bad“ – bewältigte ich in einem kostenlosem Shuttle Minibus (klasse Idee, das wäre auch mal ein Verbesserungsvorschlag fürs M’era Luna!). Meine Zeitberechnung stimmte leider, und als ich endlich das Festivalgelände erreicht hatte, gingen MESH gerade auf die Bühne. Das Alte Bad ist übrigens ein altes Schwimmbad und die Veranstaltungen finden tatsächlich im trockengelegten Schwimmbecken statt. Das wechselhafte Wetter hatte doch wohl viele Konzertbesucher abgeschreckt, denn anders war es nicht zu erklären, dass bei solch hochkarätigen Bands das Becken nur zu etwa drei Vierteln mit Publikum gefüllt war. Was den Organisatoren (Kai Hawaii und Co.) bestimmt ein Leid war, fand ich persönlich eher angenehm. Die Atmosphäre war sehr familiär und man hatte den Eindruck, dass fast alle Festivalbesucher sich untereinander kennen. Zurück zu MESH. Wie immer demonstrierten die Engländer bereits mit der legeren, farbenfrohen Kleidung, dass sie sich nicht als „gruftie synthpop“ Band verstehen. Sänger Mark Hockings trug sogar ein „Autobahn-Shirt“ als keine Reminiszenz an KRAFTWERK?! Musikalisch boten sie Einiges aus dem letzten Album, wie „Firefly“, „Leave you nothing“ oder „Friends like these“, die älteren Schätze wie „Safe with me“ und die Neuheiten, wie das bereits von M’era Luna 2003 bekannte „Step by step“ und die Premiere von „Open up the ground“. Ein einziger Wermutstropfen: Die Musik war etwas zu leise. Noch bevor MESH die Bühne verlassen hatten, war ich mir sicher, dass die hindernisreiche Reise nach Hannover sich für mich bereits gelohnt hatte.
Während der Umbaupause wurde ein Scheck über 401 Euro für karitative Zwecke überreicht. So hat sich nämlich die Band REVOLUTION BY NIGHT ihren Auftritt als Opener auf Ebay ersteigert. Eigentlich eine gute Idee, oder? Um 20:30 ging es weiter mit den Herren Horn & Veljanov. Das Acousic Set wurde erfreulicherweise überarbeitet (nicht, dass es vorher schlecht gewesen wäre, aber immer dasselbe zu hören ist auch irgendwie langweilig, selbst wenn es sich dabei um die Lieblingsband handelt). Laut Colour-Ize, dem offiziellen Lakaien Fanclub, worden sogar zwei Songs überhaupt zum ersten Mal „acoustic“ gespielt: „Fleeting“ und „My shadow“ und ein paar andere Schätzchen wieder mal, nach fast zehnjähriger Pause. Eine absolute Überraschung war die Premiere von einem brandneuen Lakaien-Titel, „Over and done“. Sowohl Ernst als auch Alexander zeigten sich sehr gut gelaunt und in Bestform. Das Konzert ging kurz vor 22 Uhr zu Ende, was für eine Gruftie Veranstaltung doch eher ungewöhnlich ist. Der Grund dafür war ein großes Feuerwerk in den Herrenhäuser Gärten. Denen, die noch nicht nach Hause gehen wollten, boten die Veranstalter Disco-Unterhaltung auf drei Areas. Die Konzertbesucher, die sich für den Nachhauseweg entschieden hatten, erlebten auf ihrem Weg eine pyrotechnische Höchstleitung, die ihres Gleichen sucht. Alles in allem war es ein durchaus gelungener Abend in Hannover, der am nächsten Tag „indoor“ noch eine Fortsetzung finden sollte. Meinerseits noch mal vielen Dank an die Veranstalter des Secret Garden Festivals, welches hoffentlich nächstes Jahr eine Fortsetzung erfährt!
Copyright Fotos: Katarina Mazurkiewicz
www.radiohertz.de
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