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DEPECHE MODE – GOLDFRAPP (Bericht 1)

Ort: Berlin - Waldbühne

Datum: 12.07.2006

Strahlender Sonnenschein und etwas zu hohe Temperaturen begleiteten uns auf dem Weg nach Berlin zum zweiten großen Auftritt von DEPECHE MODE auf der Waldbühne in diesem Jahr. Es heißt, ihre Konzerte in dieser Kulisse seien legendär, ein Muss für Fans, und wir wollten herausfinden warum. Direkt hinter dem Olympiastadion liegt die Waldbühne, idyllisch von viel Grün umrahmt. Kurz vor 16.00 Uhr standen schon ca. 1.000 Leute vor den verschlossenen Toren und warteten auf Einlass, der erst um 17.00 Uhr begann. Ungnädige Sonnenstrahlen und enges Beisammenstehen ließ uns die Eintrittskarten zu Fächern umfunktionieren, aber die Stimmung war trotz Hitze super. Als die Tore dann endlich öffneten, strömten die Massen durch die Kontrollen und an allen Fressbuden und Ständen vorbei, runter zur Bühne oder den Sitzplätzen in den unteren Bereichen. Eine wirklich tolle Kulisse bot sich uns, nachdem wir unsere Plätze rechts am Steg und ca. in der fünften Reihe von vorne gefunden hatten. Vor uns die imposante Bühne mit verhüllter, aber wohlbekannter DEPECHE MODE Bühnendeko und hinter uns, die von allen Seiten hereinströmenden Fans, die nach und nach die Ränge füllten. Einziger Nachteil bei diesem Platz war, dass wir uns nicht von der Stelle bewegen konnten, um etwas zu trinken zu besorgen. Leider waren die Macher der Waldbühne nicht so geschäftstüchtig und haben vergessen Bier ausschänkende Verkäufer loszuschicken. Dafür gab es Brezeln (toll noch mehr Durst) und Eis…

Pünktlich um 19.00 Uhr betraten GOLDFRAPP die Bühne, um die Massen anzuheizen. Die Livebesetzung um Sängerin Alison Goldfrapp war teilweise mit pinkfarbenen T-Shirts bekleidet. Alison dagegen im schlichten, schwarzen, sexy Hosenanzug aber passender Sonnenbrille in der Farbe pink. Ein Augenschmaus war auch der Gitarrist, der dem Schauspieler Kevin Bacon zum Verwechseln ähnlich sah. Übrigens resultierte der DEMO-Support auf deren ausdrückliche Einladung, was das freundschaftliche Verhältnis deutlich macht. Elektronische Klänge mit ordentlicher Lautstärke, rhythmisch und tanzbar empfingen das Berliner Publikum. Die glamouröse Alison mit kristallklarer Stimme versuchte ihr Bestes, was sich nach leichten technischen Problemen als schwierig herausstellte. Das Publikum war eher reserviert und schon nach 25 Minuten war der Auftritt beendet. Viel zu kurz, um sich ein Bild zu machen. Aber dafür stieg die Vorfreude auf den Hauptact ins Unermessliche. Man spürte förmlich die Spannung der Anwesenden, die die verbleibende Zeit mit Laola-Wellen, Gesängen und Applaus verkürzten. Immer wieder „DEPECHE MODE“-Rufe, Pfeifen, Jubeln und Kreischen. Dann die ersten Klänge des Intros und noch mehr Jubel, die Spannung steigerte sich, verbunden mit ganz viel Gänsehaut, als Dave Gahan, Martin L. Gore, Andrew Fletcher, Christian Eigner und Peter Gordeno die Bühne betraten. Kurze Stille und der erste Song „A Pain that I´m used to” begann. Textsicheres Mitsingen und Klatschen um uns herum, welches sich noch um einiges steigerte, als “A Question of Time” anklang. Diesen Song schien jeder zu kennen und wie bei meinem ersten Konzert im Januar diesen Jahres kochte die Stimmung das erste Mal über. Egal in welche Richtung man schaute, überall klatschende und feiernde Menschen, welche in den steil aufsteigenden Rängen der Waldbühne ein tolles Bild abgaben. Dave hatte super Laune und begeisterte mit blendendem Aussehen. Er wirbelte mit seinem Mikrofonständer über die Bühne von links zu Martin nach rechts zu Andrew an einem der spacigen Pults. Bei „Suffer Well“ vom aktuellen Album forderte er alle zum gemeinschaftlichen Mitsingen auf, was bis zum Ende des nächsten, etwas ruhigerem Songs „Precious“ anhielt. Die Energie sprang von Dave auf das Publikum über, dieser schrie ins Mikro und erntete wahre Begeisterungsstürme, und das bei wohl immer noch fast 30 Grad! Nach kurzer Konversation mit dem Publikum ertönten dann wieder rockigere Klänge mit „Walking in my shoes“. Dort betrat Dave dann auch erstmalig den Bühnensteg und ließ sich feiern. Die ersten Klänge von „Stripped“ nahmen die Zuschauer jubelnd auf und klatschten, bis Dave „befahl“, beide Arme Richtung Himmel zu strecken. Alle kamen diesem Wunsch sofort nach, was wieder ein unglaubliches Bild abgab. „Let me see you stripped down to the bone” aus 20.000 Kehlen zu hören, war aber ebenso schön und die Party nahm kein Ende. Nun konnte Dave ein wenig verschnaufen und überließ Martin für „Home“ die Bühne. Ohne seine Iro-Mütze aber mit schwarzen Flügeln spielte er Gitarre zu dem göttlichen Song, mit traumhaft schöner und gefühlvoller Stimme. Vor lauter Verzückung sang das Publikum bei „Thank you…“ besonders laut und inbrünstig mit. Freudestrahlend aber etwas schüchtern ließ sich nun auch Martin auf dem Steg feiern, aber verließ diesen auch schnell wieder im Laufschritt. Schnell eine andere Gitarre umgehängt und Mart sang weiter „Judas“, einen Song über den ich mich besonders gefreut habe. Ruhig aber kraftvoll und eine kleine, verdiente Pause für alle, bevor Dave wieder frisch und munter die Bühne betrat und „In your Room“ anstimmte. Mit schwarzer offener Weste und schwarzer Hose bekleidet fegte er wieder über die Bühne, um dann Rücken an Rücken mit Martin zu tanzen. Es wurde nach und nach dunkler und die Lichtshow kam richtig zur Geltung. Die überdimensionale Kugel mit Wörtern verschiedenster Sprachen, passend zu den Songs oder die 3 großen Leinwände, die mal die Band, mal das heftig abfeiernde Publikum projizierten. Eine wirklich gigantische Show! „John the Revelator“ und „The Sinner in me“ folgten im Anschluss, wobei Martin mit Gitarre in Sternenform begeisterte. Der harte und wohlbekannte Anfang von „I feel you“ ließ wieder alle ausflippen und Dave, mit nacktem Oberkörper, wünschte „singing“, und alle stimmten ein „This is the morning of our love“, immer und immer wieder… Endlich bei „Behind the wheel“ betrat auch er wieder den Steg, stellte sich ganz ans Ende, flirtete, verteilte Handküsse, ließ die Hüften kreisen und hob die Arme, was ihm alle gleichtaten. Die Band war sichtlich begeistert und hatte bei diesem Publikum auch allen Grund zur Freude. Nach „World in my Eyes“ und Daves Vorstellung der Bandmitglieder brodelte es wieder zu “Personal Jesus”. Martin spielte ein Gitarren-Solo und die Zuschauer sangen „Reach out and touch faith“, Dave schrie ins Mikro und tanzte dabei schwindelerregend umher. Schon die Kronen auf den drei Leinwänden ließen erahnen, was nun kommen würde und die ersten Klänge von „Enjoy the Silence“ konnten den Stimmungspegel nochmals heben, was eigentlich nicht mehr möglich war. Dave und Martin grinsten und machten Späßchen und Andrew machte Faxen mit dem Publikum, trank und rauchte entspannt und gut gelaunt. Langsam aber sicher war das reguläre Set beendet.

Das wurde der applaudierenden Masse auch schnell klar und fünf Sekunden nach Ende hagelte es schon die ersten Protest- und Zugabe-Rufe. So schnell würde man die „Götter“ nicht entlassen, nicht an diesem Abend in dieser Kulisse und Stimmung. Es dauerte eine Weile, aber dann kam Martin wieder heraus und stimmte „Shake the Disease“ in einer wunderbar langsamen Piano-Version an. Lautes Gekreische von allen Seiten begleitete ihn dabei. Sogar einer der Security-Männer, der dicht bei uns stand, sang den kompletten Text begeistert mit, und ebenso beeindruckend war das schnelle Klatschen des Rhythmus’ zwischen dem Refrain, was sich wie eine Welle durch die Massen zog und Martin sichtlich rührte. Dazu leuchteten Feuerzeuge von den Rängen. Der vorletzte Song, bereits in vollständiger Dunkelheit war „Just can’t get enough“. Die Bühne erstrahlte hell erleuchtet, im Publikum wurden Schilder mit zum Song passenden Aufschriften hochgehalten, und der Zuschauer-Gesang war wahnsinnig laut. Am besten jedoch klappte das „ooh oooooh ohhhhh“ zum Ende, was gar nicht wieder abebbte und Dave zu „WOW“-Schreien animierte. So emotional ging es auch gleich weiter mit dem letzten Song des Abends „Never let me down again“. Alle wedelten mit den Armen von links nach rechts und umgekehrt, bis Dave am Ende des Stegs genau zeigte wie das ging, es schneller vormachte und plötzlich 40.000 Arme hin- und herwedelten. Die Kamera filmte das Schauspiel und projizierte es für alle auf die Leinwände. Ja, das war wirklich WOW! Da war es auch nicht verwunderlich, dass Dave ein wenig patzte und zu früh einsetzte, darüber aber herzlich mit Martin ablachen konnte. Außerdem konnte er sich auf das textsichere Publikum verlassen, welches sich auch ein wenig selbst feierte. Kurz nach 22.00 Uhr war leider wirklich Schluss und obwohl man einige Zeit verharrte und einfach weiter hoffte und applaudierte, war es für einige und auch für mich das Ende der aktuellen Tour.

Es war wunderbar! Die Legende DEPECHE MODE auf der Waldbühne lebt weiter und ich kann diese Kombination wirklich nur empfehlen: eine einzigartige, stimmungsvolle Location, toller Sound und eine Band, die zu begeistern weiß, mit ihren Songs, ihrer Ausstrahlung und natürlich auch mit Fans, die alles und noch viel mehr geben.

Setlist DEPECHE MODE
Intro
A Pain That I’m Used To
A Question Of Time
Suffer Well
Precious
Walking In My Shoes
Stripped
Home
Judas
John The Relevator
The Sinner In Me
I Feel You
Behind The Wheel
World In My Eyes
Personal Jesus
Enjoy The Silence

Shake The Disease
Just Can’t Get Enough
Never Let Me Down Again

Copyright Fotos: Cath Niemann

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