Ort: Manchester - MEN Arena
Datum: 30.03.2006
Noch zwei Konzerte, und dann ist die DEPECHE MODE-Tour für uns vorerst zu Ende. Wir hatten uns recht früh für die beiden Konzerte in Manchester und Birmingham entschieden, warum? Kann ich jetzt auch nicht mehr sagen – wahrscheinlich ist es einfach die Sucht… Dank Billigflieger ist ja inzwischen fast jedes Konzert erschwinglich, zumal die Tickets im Ausland oft nur halb soviel kosten wie in Deutschland.
Nachdem wir am Flughafen unseren fahrbaren Untersatz organisiert hatten, ging es in Richtung Hotel – der Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig, aber machbar. Nach kurzer Suche hatten wir das Hotel gefunden, in der Lobby liefen uns dann schon die ersten Gleichgesinnten über den Weg. Nun schnell umziehen, etwas essen und auf zur MEN Arena. Der Einlass lief sehr entspannt ab, zumindest für den Bereich der Sitzplätze, nach einer kurzen Wartezeit wurden die Karten per Scanner geprüft und somit nicht abgerissen. Die Kontrollen beschränkten sich auf einen prüfenden Blick in evtl. mitgebrachte Handtaschen. Ein kurzer Blick auf den Merchandising-Stand bestätigte unsere Vermutung – die Preise sind auch hier genauso hoch wie in Deutschland. Nun hieß es, unseren Sitzplatz suchen, was aber dank der guten Beschilderung kein Problem war. Die Halle war mit knapp 16.000 Besuchern ausverkauft. Der Innenraum war ohne Wellenbrecher, aber das ist in England nicht nötig, da die Insulaner sich sehr gesittet benehmen. Jedenfalls konnte ich kein Gedrängel in den vorderen Reihen feststellen – zumindest nicht von meinem Standpunkt aus. Das Publikum war sehr gemischt, es gab alles zu sehen – der Gruftie, der Dark Waver, 80er Jahre Daves, aber auch Familien inkl. Kinder, und auch einige Vertreter der älteren Altersklassen liefen uns über den Weg. Der Beginn war auf den Karten mit 19:30 angegeben, aber welch Wunder – THE BRAVERY fingen erst kurz nach 20:00 Uhr an – wo ist die englische Pünktlichkeit? Die New Yorker spielten ihr Set und erhielten auch brav Applaus.
Nach der gewohnten Umbaupause ging es dann kurz nach 21:00 Uhr mit DEPECHE MODE los. Die Engländer – ich mein das Publikum – brauchten ein paar Minuten, um in Gang zu kommen, aber als Dave zum mitsingen und mitklatschen aufforderte, kam der Großteil des Publikums in Schwung. Bei „Precious“ und auch bei der aktuellen Single „Suffer Well“ wurde einigermaßen kräftig mitgesungen, so dass Dave dann auch ein paar Mal seine angeschlagene Stimme schonen konnte und vermehrt das Publikum singen ließ, auch wenn es nicht so laut wie in Deutschland oder Spanien bei den Konzerten war. Martin performte dann auch schon „Damaged People“ und „Home“. Nach dem ruhigen „I want it all“ ging es wieder mit „The Sinner in me“ und „I feel you“ in die härtere und schnellere Gangart über. Wie gewohnt, folgten “Behind the wheel”, “World in my eyes”, “Personal Jesus” und “Enjoy the silence”. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich tausende Arme bei „reach out and touch faith“ Dave entgegen recken oder auch der Chor der Fans „all I ever wanted, all I ever needed“ singt… Und schon war der reguläre Teil vorbei. Nach kurzer Wartezeit erschienen Martin und Peter und boten die Akkustikversion von „Shake the Disease“. Es folgte wieder der, inzwischen zum Runnig Gag gewordene, Wortwechsel zwischen Dave und Martin: „Thank you Martin, no I thank you Dave….” Und schon ging es weiter – „Just can’t get enough“ – die Halle tobte und Dave hatte sichtlich seinen Spass und animierte das Publikum immer wieder zum weitersingen. Ähnlich war es dann auch bei „Everything counts“. Eine weitere kurze Pause, und dann ging es schon dem Ende des Konzertes entgegen – „Never let me down again“ – die Engländer fingen schon mit den ersten Tönen an zu „wedeln“, wobei das ja eigentlich erst im letzten Drittel des Liedes von Dave „gefordert“ wird. Zum Ausklang gab es noch „Goodnight Lovers“, welches von Dave und Martin wie gewohnt gemeinsam am Stegende performt wurde – das mit den „Soulsisters“ klappte hier nicht so gut, wie bei anderen Konzerten – ich sag nur Barcelona… Am Ende gabs für Martin noch ein Küsschen von Dave.
Alles in allem kann man sagen, ein gutes Konzert, auch wenn die Engländer nicht so euphorisch sind, wie in anderen Ländern. Wir waren gespannt, ob Birmingham am nächsten Tag noch eine Überraschung zu bieten hat… Erst war noch ein bisschen Sightseeing in Manchester angesagt, und am späten Mittag ging es dann Richtung Birmingham. Unterwegs mussten wir uns durch den Freitagnachmittagverkehr kämpfen, aber da die Entfernung nicht so groß war, dauerte die Fahrt auch nur etwas über 2 Stunden. Nach einigem Suchen hatten wir auch unser Bed & Breakfast gefunden, welches allein schon die Reise wert gewesen wäre. Ein kleiner gemütlicher Bauernhof mit Pferden, Hunden und Katzen… An dieser Stelle mal ein kleiner Dank an DEPECHE MODE, ohne sie würde man manche Orte nicht sehen, die definitiv eine Reise wert sind – aber das nur am Rand.
Birmingham – NEC Arena
31.03.2006
Nachdem wir gestern das Konzert in Manchester erlebt hatten, stand heute der letzte Gig für uns auf dem Plan. Nach 8 Konzerten ist man auf der einen Seite froh, aber auf der anderen denkt man – das wars jetzt und was kommt nun? Immerhin besteht noch die Möglichkeit, im Sommer einige Konzerte zu besuchen. Nun hieß es mal wieder: Schnell umziehen, in einem Pub etwas essen und auf zur Halle. Die NEC Arena bietet ca. 12.000 Besuchern (ich hatte sie kleiner geschätzt) Platz und war auch wie schon die MEN Arena ausverkauft. Der Einlass lief ähnlich entspannt ab, allerdings wurden hier die Karten abgerissen. Auch diesmal war kein Wellenbrecher vorhanden. Erwähnenswert ist vielleicht noch, hinter dem Mischpult war eine Absperrung aufgebaut, welche den hinteren Teil des Innenraums von den Stehplätzen abteilte, wo man tatsächlich Stühle aufgebaut hatte, ob man allerdings da etwas gesehen hat, wage ich zu bezweifeln.
Vor dem Konzert war am Backstageeingang ein kleiner „Kindergarten“, ca. 10-12 Kids im Alter von 6–12 Jahren, zu sehen. Da war dann wohl sämtlicher Nachwuchs der Band inkl. Freunde anwesend. Genau diese Kids standen dann auch während des Konzertes auf Martins Seite der Bühne und haben sich das Konzert angesehen und auch mitgeklatscht. In Birmingham war die Stimmung wesentlich besser als in Manchester – die Welle ging vor dem Konzert 5 oder 6 mal durch die Halle, das wurde kaum bei einem anderen Konzert geschafft, zumindest haben wir es nicht erlebt. Auch hier fing THE BRAVERY erst 20:00 an, obwohl 19:30 angegeben war. Wie gewohnt spielten die Jungs ihr Set und bekamen ordentlich Applaus. Dann hieß es wieder kurz warten, und diesmal ging es dann pünktlich 21:00 mit „A pain that I’m used to“ los – Dave diesmal in einem schwarzen Jacket. Ab der ersten Minute standen diesmal die Engländer, wenn sie aber auch hier meist erst mitgeklatscht haben, wenn Dave sie dazu aufgefordert hat. Die Stimmung war definitiv besser als in Manchester. Martin sang zusammen mit Dave diesmal „Macro“, sehr genial. Zwischenzeitlich erkundigte sich Dave nach dem Wohlbefinden der Fans und freute sich sichtlich über die positiven Reaktionen. Überhaupt war er ungewohnt redselig – lag wahrscheinlich an der Familie… Das Set bot keine Überraschungen. Bei „Personal Jesus“ ließ Dave den Großteil die Fans singen und stellte aber irgendwann gemeinsam mit Martin fest, dass irgendwas nicht stimmt. Er meinte dann nur – „Let’s start again“ und es ging noch mal von vorn los. Viel zu schnell war dann auch schon „Enjoy the Silence“ vorbei und nun hiess es hoffen – sollten wir doch noch in den Genuss von „Leave in Silence“ kommen? Ja, unser bitten wurde erhört. Martin bot zusammen mit Peter eine geniale Version dieses Liedes und sehr faszinierend – das Publikum kannte durchweg den Text dieses Klassikers. Ich sag nur Gänsehaut pur… Es folgten die bekannten letzten Songs und dann war das ganze Konzert auch schon wieder viel zu schnell vorbei. Zum Abschied holte Martin noch eine seiner Töchter auf die Bühne, um mit ihr gemeinsam über die Bühne zu gehen, und er war sichtlich stolz auf sie.
Schon waren die letzten beiden Konzerte vorbei. Es war ein gelungener Abschluss der Tour und mal etwas anderes als London. Ich kann nur sagen – wir haben es nicht bereut, uns diese beiden Konzerte ausgesucht zu haben. Die Band ist routiniert, aber trotzdem können sie noch für kleine Überraschungen sorgen, und man merkt ihnen die Spielfreunde immer noch an.
Copyright Fotos: Susanne Schuchardt
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