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DE/VISION – GREENHAUS – SUPERIKONE

Ort: Bielefeld - Triebwerk

Datum: 21.09.2004

Einen Tag vor dem offiziellen Herbstanfang können melancholische Synthie-Klänge nicht schaden. Das dachten sich wohl auch die Ostwestfalen und bildeten kurz vor dem Beginn des Bielefelder DE/VISION-Konzerts eine lange Schlange vor dem Triebwerk im Ravensberger Park. Insgesamt 270 zahlende Besucher sollen es schließlich gewesen sein, was die ehemalige Hechelei sehr ordentlich ausfüllte. Besonders auffällig: A) Es war nur ein relativ kleiner „Gruft-Anteil“ dabei und B) Sehr viele „normale“ junge Damen wollten sich Steffen und Thomas nicht entgehen lassen, die am Nachmittag schon einige Interviews hinter sich gebracht hatten. Als reguläre Vorgruppe fungierten die gesamte Tour über die britischen GREENHAUS, für drei Gigs aber wurde noch ein Opener gebucht, was die Zuschauer in den Genuss von 3 Formationen brachte.

Und so stand pünktlich um 20 30 Uhr die SUPERIKONE aus Köln auf der Bühne, genauer Projektchef Malte mit Iro und Karsten Allenstein (sein Manager!) an den Keys. Beide mussten bei den anderen beiden Konzerten so früh auf die Bretter, dass viele sie verpasst hatten, dieses mal aber spielte man vor vollem Haus. Zwar gab es einen kleinen Sicherheitsabstand, aber die Leute verfolgten durchaus wohlwollend das interessante Treiben. Interessant, weil Malte mit seinen witzigen und ungekünstelten Ansagen einen sympathischen Eindruck hinterließ und weil Karsten mit einigen doch sehr putzigen Verrenkungen aufwarten konnte. Musikalisch passte der Futurepop (so will ich es mal nennen) nicht ganz zum ruhigen Headliner, aber die meisten der 7 Stücke waren recht treibend und eingängig und konnten so gut unterhalten. Kleinere Probleme – so wurde das erste Stück gleich noch mal angespielt – überspielten die „Superikonen“ nonchalant. So ist das eben, wenn man von der Technik abhängig ist, wobei man ehrlich sagen muss, dass bei den Deutschen fast alles vom Band kam, der Shouter sang einfach noch mal übers Playback drüber. Das wurde spätestens bei der Single „Opiate“ vom gleichnamigen Album deutlich. Neben weiteren Tracks von dieser CD griff Malte auch auf den alten Clubklassiker „Traenen“ zurück, den er noch unter dem Namen LUNASTOY komponiert hatte. Nach einer halben Stunde war auch schon wieder alles vorbei, ein netter Auftritt, der nicht wehtat und sicher den einen oder anderen zum Kauf der CD veranlasst haben sollte. Im Folgenden sah sich das dynamische Duo die anderen 2 Acts aus der Zuschauerperspektive an.

Setlist SUPERIKONE
Machtmenschen
Traenen
Höher, schneller, weiter
Wenn du tanzt
Ganz still
Opiate
Warten (dunkle Wolken)

Man sagt dem gemeinen OWLer ja eine gewisse Stur- und Steifheit nach, das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass er nicht alles isst, was man ihm vorsetzt. Heute gab es allerdings ein Festmahl in drei Gängen, jeder für sich eine Spezialität. Nachdem SUPERIKONE aus Köln die Bühne verlassen hatten, betraten nach kurzen Umbauten GREENHAUS aus England besagtes Podium. Für mich völlige Nobodys, dürften sie dem einen oder anderen vielleicht noch von drei (über das Jahr verteilte) Konzerten im Jahr 2002 im ehemaligen PC69 bekannt sein. Gleich zu Beginn war ich von der Bühnenpräsenz der nur ca.1,60 m „kleinen“ Sängerin PJ angetan. GREENHAUS, 1998 als Techno/ Instrumental Projekt gegründet, bekamen vor knapp 1 1/2 Jahren stimmlichen Zuwachs in Form dieser kleinen, charismatischen Sängerin asiatischer Herkunft. Sie selbst gab zu Protokoll, keine klassische Gesangsausbildung zu haben, was ich aber eigentlich nicht glauben konnte… oder wollte. Auch Susanna, die Frau an den Tasten, war neu in der Formation. Den klassischen Klavieruntericht konnte man nicht überhören.

Mit einer perfekten Symbiose aus MASSIVE ATTACK, THE CURE und VNV NATION überzeugten GREENHAUS von Song zu Song. Man sah ihnen nicht nur an, dass sie Spaß an ihrer Musik, sondern auch Ahnung haben von dem, was sie da machen. Nach anfänglicher Skepsis war auch bei den knapp 300 Gästen das Eis schnell gebrochen und sowohl PJ als auch Susanna und deren Mitstreiter genossen die ausgelassene Stimmung sichtlich. Ihre sehr trancig gehaltenen Soundwogen in Verbindung mit PJs druckvoller und klarer Stimme ließen einen auf einem Meer aus Melodien dahinschippern. Es war schon fast eine kleine Therapie, der Stress des Tages ward schnell vergessen angesichts des gekonnten Zusammenspiels von Gesang, Gitarren, Bass, Synthies und E-Drums.

Nach einer Umbaupause von knapp 15 min. verdunkelte sich die Bühne, das Intro versprach, dass nun DE/VISION die Bühne betreten sollten, was dann nach ca. 4 weiteren min. auch geschah. Diesmal wieder mit akustischer Verstärkung in Form von Drummer Achim Färber (WOLFSHEIM, TITO & TARANTULA) und Gitarrist Lars (Gastmusiker auch bei IN STRICT CONFIDENCE). Steffen war sehr gut gelaunt, hatte es jedoch relativ schwer bei dem Publikum. Ich kann mich an ein Konzert im altehrwürdigen PC69 erinnern, als die Bude rockte! Im Triebwerk habe ich dies allerdings sehr vermisst. Steffen, Thomas, Achim und Lars ließen sich die Stimmung aber nicht vermiesen und feierten mit den Lyrik-festen Fans, die sich dafür nach jedem Song lauthals bedankten. Die Setlist umfasste sowohl Klassiker wie „Your Hands on my Skin“ oder „Try to forget“, als auch Songs von ihrem aktuellen Silberling „6 feet Underground“. „Deliver me“ habe ich allerdings schmerzlich vermisst. Negatives gab es leider auch: So fand ich die Lightshow ziemlich dürftig und zur Hälfte hin wurde es immer leerer (was aber definitiv nicht an DE/VISION gelegen hat, wie ich fand). Der Sound hingegen war für die räumlichen Verhältnisse sehr gut abgemischt und druckvoll.

Nach ca. 100 Minuten verließen DE/VISION die Bühne und ließen sich danach leider nur noch zu 2 Zugaben hinreißen, wirklich schade aber angesichts des teilweise sehr lahmen Publikums mehr als verständlich (schämt euch…)! Ich hoffe nur, dass sie Bielefeld irgendwann nicht ganz aus ihrem Tourkalender streichen. Mich haben DE/VISION mit ihrer gewohnten Professionalität und guten Laune überzeugt, den einen und anderen Fan auch und man ist mit dem Gefühl, an einem besonderen Abend am richtigen Platz gewesen zu sein, zufrieden nach Hause gegangen. Müsste ich Schulnoten vergeben, wäre es trotz der mäßigen Lightshow noch eine 2+, woran GREENHAUS allerdings nicht ganz unschuldig waren. Wer immer auch für die Auswahl des Supports verantwortlich war, wird ab jetzt von meiner ewigen Dankbarkeit verfolgt. Bleibt mir noch den Jungs bei den verbleibenden Konzerten ein volles Haus und weiterhin, trotz Tourstress, viel Spaß zu wünschen.

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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