Ort: Hannover - Musikzentrum
Datum: 29.01.2008
Mitten in der Woche, an einem schmuddeligen Winterabend, machten wir uns auf den Weg in die niedersächsische Landeshauptstadt, um diesem kleinen aber feinen Konzerthighlight beizuwohnen. Und obwohl wir fast pünktlich zum Einlass kamen, war im Musikzentrum schon beachtlich was los. Da sich aber alles noch gut verteilte und viele Besucher zu dem Zeitpunkt dem Merch-Stand ihre volle Aufmerksamkeit schenkten, blieben Kämpfe um einen Platz in der ersten Reihe aus und so war es mir vergönnt, bei einem Konzert auch mal was sehen zu können, anstatt mich über große Menschen zu ärgern, die grundsätzlich immer vor mir stehen.
Vorband an diesem Abend sollten NOYCE TM aus Düsseldorf sein. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich zwar bis dato den Namen schon mal gehört hatte, mir aber musikalisch nicht viel darunter vorstellen konnte. So war ich natürlich durchaus gespannt, was mich erwarten würde. Pünktlich um 21 Uhr ging es dann auch los und die drei NOYCEer betraten die noch recht dunkle Bühne. Geboten wurde dann eingängiger Elektro der durch die wirklich gute Gesangsstimme von Fronter Florian unterstützt wurde. Es passte auf jeden Fall gut zu DIARY OF DREAMS und ließ stellenweise Vergleiche mit DIORAMA aufkommen. Mit seinen ausdrucksstarken Handbewegungen während des Singens konnte man meinen, Florian sei für einige Zeit bei JOE COCKER, dem Meister der eigenwilligen Handbewegung, in die Lehre gegangen. Es war auf jeden Fall interessant anzuschauen. Doch zwischendurch beschlich einen das leise Gefühl, dass da irgendwas nicht passte. Auf der linken Seite der Bühne waren die Drums von Thomas Krupatz so laut, dass man Oliver Goetz an den Keys kaum hören konnte und auch der Gesang wurde teilweise vollkommen verschluckt. Schade für die Sache, denn der 40 minütige Auftritt war insgesamt durchaus ok, auch wenn er einen nicht unbedingt vom Hocker riss.
Nach einer relativ kurzen Umbaupause ging es dann um 22 Uhr mit dem Hauptact weiter. Dies sollte also mein erstes DIARY OF DREAMS Konzert werden. Schon seit so vielen Jahren vorgenommen, aber bis zu diesem Abend nie geschafft. Beim Umbau wurden dann am Bühnenrand 4 Mikros aufgebaut und man fragte sich schon, was es damit auf sich hat. Aber das erklärte sich kurz darauf von selbst, denn das Intro sollte eine Spoken Word Darbietung werden. Nach und nach betraten Taste (Ein Herr mit dem schönen Pseudonym „Taste“, der zur Zeit als Ersatz für Torben Wendt dabei ist), D.N.S. (mittlerweile auch Shouter bei DAVANTAGE), Gaun:A und Adrian Hates die Bühne, um in das gesprochene Wort einzusteigen, bis es nur noch unverständliches Gemurmel war. Gekleidet war man in lange schwarze Mäntel mit Kapuzen, die die Gesichter fast komplett verdeckten und stark an Mönchskutten erinnerten. In dem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass das Bühnenoutfit in Zusammenarbeit mit Aderlass passend zu den Tracks auf „Nekrolog 43“ entworfen wurde. Inzwischen war das Musikzentrum gerammelt voll und sobald alle Protagonisten ihre Plätze hinter den jeweiligen Instrumenten eingenommen hatten, wurde direkt mit dem Titeltrack des aktuellen Albums losgelegt. Inzwischen hatte man sich auch der Kapuzen entledigt und ich wunderte mich, dass Gaun:As Frisur das Vorspiel unbeschadet überlebt hatte. Der Herr muss ein gutes Haarspray haben! Weiter ging es mit dem älteren „False Affection, False Creation“, bevor man mit „The Plague“, das ja nicht nur auf dem aktuellen Longplayer enthalten ist, sondern auch als eigenständige EP veröffentlicht wurde, zu etwas Neuem überging. So sollte es auch den ganzen Abend weitergehen. Ältere Klassiker wechselten sich immer wieder mit Stücken der „Nekrolog 43“ ab. Absolutes Highlight für mich natürlich „MenschFeind“ und „Traumtänzer“, aber auch die neuen Songs kamen gut an und waren anscheinend den Zuschauern schon sehr bekannt. Das Publikum war von Anfang an begeistert und es wurde eifrig getanzt und mitgesungen, auch wenn sich die Interaktion seitens der Band eher in Grenzen hielt. Mehr als ein vereinzeltes „Danke“ von Adrian Hates war nicht drin. Aber ich denke, das musste so sein und alles andere hätte wohl auch nicht gepasst. Die Intensität kam trotzdem rüber und es war ein wirklich mitreißender Auftritt. Als letztes Lied des offiziellen Sets hatte man das treibendere „The Curse“ vom 2002er Album „Freak Perfume“ gewählt, welches im Kontrast zum sich anschließenden Akustik-Set stand. Somit hatte man aber auch gleich eine Überleitung gefunden, denn eben jenes Stück sollte nun, neben „Giftraum“ und „O‘ Brother Sleep“, ohne Elektronik dargeboten werden. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns allerdings schon auf den Heimweg gemacht. Zu guter letzt stand noch „She and her Darkness“ auf dem Programm, bevor man das Gros der Zuschauerschaft in die kalte Winternacht entließ.
Setlist DIARY OF DREAMS (ohne Gewähr)
Intro
Nekrolog 43
False Affection, False Creation
The Plague
She
Chemicals
Hypo)crypticK(al
Butterfly:Dance!
MenschFeind
UnMensch
Son of a Thief
Traumtänzer
AmoK
UnWanted
Kindrom
The Curse
The Curse (akustisch)
Giftraum (akustisch)
O‘ Brother Sleep (akustisch)
She and her Darkness
Glücklich und zufrieden machte man sich nun zu später Uhrzeit schnell auf den Heimweg, denn als arbeitender Teil der Gesellschaft dachte man schon mit Grauen an das (viel zu frühe) Klingeln des Weckers am nächsten Morgen. Trotzdem kann ich sagen, dass der Weg sich gelohnt hat und dies mit Sicherheit nicht mein letztes DIARY OF DREAMS Konzert war.
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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