Ort: Leipzig WGT agra-Halle
Datum: 13.05.2005
Der erste Konzertausflug des diesjährigen WGTs führte in die riesige Agra-Halle, die für uns an diesem launigen Freitag abend das beste Programm zu bieten schien. Nachdem wir die Sicherheitsbarrieren unbeschadet überstanden hatten, erblickten wir bereits die erste Band, die dort oben munter drauflos polterte: Die ASTROVAMPS aus Good Old’ America. Zwar stand die Band nicht unbedingt auf unserer Wunschliste, aber wenn man schon mal da ist, kann man sich auch mal klassischen Deathrock reinziehen.
Die ASTROVAMPS sind schon so etwas wie eine Kultcombo, die auf eine lange, bewegte Vergangenheit zurückblicken kann. Gegründet 1991 in Los Angeles von Sänger Daniel Ian und Keyboarder Eyajo Joseph kam es bereits 4 Jahre später zum Split, und erst im Jahre 2001 reformierte man sich dann wieder, als man erkannte, wie groß die Fanbase immer noch ist. Hierzulande sind sie sicherlich eher einem Spartenpublikum bekannt, und dieses trägt mit Vorliebe Vogelnester auf dem Kopf, wie man unschwer in der Runde erkennen konnte. Ihr aktuelles Album trägt den Namen „Amerikan Gothick“ und von dem intonierten sie dann auch die Ode an den Urvater aller Grufties – „Boris Karloff“. Aber auch Songs wie „Zombie Dance“, „Transylvania“ oder „Walking after Midnight“ (eine PATSY CLINE-Coverversion) kamen sehr ordentlich in der semigefüllten Halle an. Sämtliche der 5 Bandmember waren natürlich hübsch gestylt und posten, was das Zeug hielt. Man war schließlich das erste Mal livetechnisch in Deutschland tätig und bedankte sich mit einer Vielzahl von Komplimenten bei den Zuschauern. Ein wenig übertrieb es Fronter Ian mit der Rederei, aber er ist Ami (= Showman), da wollen wir ihm das mal verzeihen. Insgesamt ein lärmiger, launiger und sogar relativ harter Gig, was den Gitarrenklang anging.
Danach kam es erst mal zur offiziellen Eröffnungszeremonie mit nachfolgenden Show Acts. Ein gewisser Kelvin Kalvus jonglierte mit indischen Bällen zu glitzernder Musik (oder so ähnlich) und versuchte wohl der ganzen Veranstaltung ein günstiges Karma zu verschaffen. Da war seine spärlich bekleidete Partnerin schon besser anzusehen. Alsdann versuchte sich noch eine mehrköpfige Tanzformation an synchronen Bewegungen mit Fackeln und Feuer zu harten Metal Klängen, was schon mehr meinen Geschmacksnerv traf. Aber eigentlich sind wir ja für die Musik vor Ort, und so schaute man das eine oder andere Mal auf die digitalen Uhrzeiger.
APOPTYGMA BERZERK aus Norwegen sollten nun folgen, die natürlich auf einer ganz anderen musikalischen Schiene fahren als die Vampies. Und sie sind auch wesentlich angesagter, denn erwartungsgemäß füllte sich die Halle jetzt doch zusehends mit ElectrojüngerINNEn. Leider mussten diese sich nun eine ganze Zeit gedulden, aufgrund von größeren Problemen mit dem Dat-Tape, so dass eine lange Nacht vorprogrammiert war. Im Fotograben herrschte derweil Sardinenbüchsen-Feeling, so wild waren die optischen Reporter auf digitale Aufnahmen. Immerhin war es ja in letzter Zeit ein wenig ruhig geworden um einen der Vorreiter des sogenannten Future Pops, da war man gespannt, in welcher Form sich die Mannen um Stephan Groth präsentieren würden. Mit einer guten Stunde Verspätung war es dann soweit und 5 wohlgelaunte Skandinavier bezogen Stellung. Neben dem recht leger gekleideten Sänger noch Keyboarder Geir Bratland, der beschlipste Drummer Fredrik Brarud zur linken und die beiden Gitarristen. Der eine war wohl Angel Stengel mit langen Haaren, wenn ich mich nicht irre, und der andere ist „Rückkehrer“ Anders Odden. Metallern sicher besser bekannt als Neddo von CADAVER, die sich ja unlängst auflösten, da kann man schon mal vor 4000 Electrofreaks aushelfen. Musikalisch ließ man nichts anbrennen und feuerte synthetische Druckwellen in Form von „Unicorn“ oder natürlich „Kathy’s Song“ in die Menge. Schon länger bekannt ist die Tatsache, dass man live durch die Saiteninstrumente doch recht rockig klingt, und ebenso bekannt ist die recht schwache Singstimme des gebürtigen Dänen. Aber alles kein Problem, die Setlist machte Lust und Laune und die Schwarzen kamen das erste mal beim WGT 2005 so richtig auf Touren. Ein neues Stück, welche die nächste Single werden soll, wurde auch präsentiert, und das hörte sich doch sehr stark nach einem „klassischen“ Rock Song an. Nach einer doch recht kurzen Spielzeit (evt. wegen der vorherigen Probleme) war dann schon Schluss, sogar die Pausenmusik wurde bereits aktiviert, als sich die Skandinavier nach massiven Zugabenrufen doch noch zu 3 weiteren Tracks bereit erklärten, die im obligatorischen „Until the End of the World“ ihren Höhepunkt fanden.
Die Nachtmatinee, die ihren Namen aufgrund der Uhrzeit wirklich verdient trug, sollte uns dann mit alten Helden bekannt machen. DIE KRUPPS sind wieder da und sie feiern ihr 25 jähriges Bühnenjubiläum! Seit der letzten VÖ 1997 lag die Formation praktisch auf Eis und es bestanden berechtigte Zweifel, ob sie denn überhaupt noch existiere. Aber nun war es Gewissheit: Nach ein paar Warm Up Gigs in Belgien und Holland, die man ohne Werbung aber dafür mit einem zufällig anwesenden Dirk Ivens (DIVE) als Gast durchgezogen hatte, stand nun ihr erstes „Wiederauferstehungskonzert“ vor großem Publikum ins Haus. Der Andrang war dann auch kaum geringer als bei ihren „jungen Erben“ von AB. Es war bereits nach 1 Uhr, als Jürgen Engler, Bassist Rüdiger Esch, Keyboarder Ralf Dörper und 2 Gastmusiker an Drums und Gitarre die akustische Wirkungsstätte betraten, unter tosendem Jubel versteht sich. Und man erkannte schnell, dass diese Herren nichts von ihrer Kunst verlernt hatten! Passend zum Thema des Vierteljahrhundert-Jubiläums war die Bühne geschmückt und die Setlist als Zeitreise durch die Discographie der Ur-Düsseldorfer angelegt. Angefangen von den rein elektronischen Veröffentlichungen bis hin zur Integration von Metal-Elementen reihte sich Hit an Hit: Ob das uralte „Volle Kraft voraus“ vom gleichnamigen Album 1982, das aggressive „Crossfire“ oder auch die Zusammenarbeit mit NITZER EBB („Machineries of Joy“), alles kam tight und brachial aus den Boxen, dass sich ein mancher richtiggehend über die Durchschlagskraft wunderte. Hin und wieder hämmerte Engler „NEUBAUTEN like“ auf mitgebrachten Stahlrohren herum, was einen leichten Industrialtouch ergab. Dem Sänger war seine Freude durchaus anzumerken und er sparte auch nicht mit Kommentaren zu den Tracks. So widmete er „Alive“ seinem Vater und garnierte „Germaniac“ mit Kommentaren gegen rechts.
Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit machten wir uns dann irgendwann auf den Weg und konnten nicht umhin, den KRUPPS eine fulminante Vorstellung zu attestieren. Das WGT 2005 hatte würdig begonnen!
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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