Konzert Filter

DIE KRUPPS – LLUTHER – UNDERGOD

Ort: Hannover - Capitol

Datum: 26.01.2006

25jähriges Bandjubiläum und erste Bundesdeutsche Tour nach vielen Jahren: Braucht es noch mehr Gründe, den KRUPPS einen Besuch abzustatten? Und so führte uns der Weg zum Tourauftakt nach Hannover, wo wir pünktlich zu unserem geplanten Interview um 20 Uhr eintrafen. Wie so oft verschob sich die ganze Angelegenheit, und wir hatten Zeit, Location und Besucher zu inspizieren. Erste große Überraschung: Die Dame am Merch Stand entpuppte sich als unsere Mitarbeiterin Ina. Weniger schön war die Tatsache, dass sich vergleichsweise wenig Menschen in dem wirklich netten Bau befanden, so um die 600 mögen es am Ende gewesen sein, ich hätte wetten können, dass die Veteranen einen Tausender wert sind. Auch verlor sich kaum jugendliches Publikum in den Hallen, es sei denn wir bezeichnen uns selbst als welche und verlieren damit hoffnungslos den Blick auf die Tatsachen 😉 Jedenfalls dauerte es nicht lange, und die erste Vorband – UNDERGOD aus der Schweiz – stürmte auf die Bühne. Pech für diejenigen, welche der Zeitangabe auf der Capitol-HP (21 Uhr) geglaubt hatten…

Nun passierte wieder das Übliche, was ich hier bereits bei NIK PAGE und anderen kleineren Konzerten beobachten konnte. Wie eine unsichtbare Sperre schien die Tanzfläche direkt vor den Bühnenbrettern zu wirken. Die Leute hielten sich alle in gebührendem Abstand zu den Eidgenossen auf, teilweise auch sitzend. Interesse war allerdings durchaus vorhanden, und nach ein paar Ansagen diesbezüglich, konnten zumindest vereinzelt Menschen nach vorne gelockt werden. Brandaktuell betouren UNDERGOD ihr neues Album „Killove“, welches aber so ziemlich niemandem geläufig gewesen sein dürfte. Wohingegen ich dem Vorgänger „Who’s your god“ durchaus etwas abgewinnen konnte. Industrial Rock mit (alten) ZEROMANCER-Anleihen im frisch-knalligen Gewand. Maja Schwarz an der Gitarre und ihre drei männlichen Mitstreiter agierten souverän und druckvoll, ohne wirklich für Stimmung sorgen zu können. Das lag aber eher an dem noch recht trägen Publikum, welches zum Teil auch jetzt erst die Kassen passierte. Da wir uns dann auf zum Schlagabtausch mit Herrn Engler machten, konnten wir das Ende des Gigs nicht verfolgen, backstage waren zumindest später alle zufrieden mit den Bedingungen und den Reaktionen.

Gegen 21.20 Uhr schickte sich dann die irische Formation LLUTHER an, die Leute weiter anzuwärmen. Aufgrund des sich langsam mehr und mehr füllenden Capitols drängte es auch ein paar Nasen weiter nach vorne zur Bühne, von Euphorie kann an dieser Stelle aber noch nicht berichtet werden. So präsentierte Sänger Gerry Owens in den nächsten 40 Minuten mit seinen Jungs ohne größere weitere Ansagen Songs ihres Debüts „Agents of Empire“ – Industrial Rock vom Schlage NINE INCH NAILS. Am Mikroständer in Form einer blauen Neonröhre und gehörigem Stroboskoplicht-Einsatz wechselte Gerry zwischen geflüsterten Vocals und eruptiven Ausbrüchen unterstützt von stampfenden Beats und schrägen Gitarren (als schräg kann auch in jedem Fall die Performance des sich rechts auf der Bühne aufhaltenden Gitarristen bezeichnet werden ;-)). Alle Songs leben durch ihre Laut-Leise Dynamik, solide vorgetragen und vom Publikum wohlwollend mit Applaus bedacht.

Schon während des Interviews war Jürgen Engler und Ralf Dörper anzumerken, wie heiß sie auf die Tour sind, und so ging es auch ohne großes Vorgeplänkel mit „High Tech, Low Life“ los. Kraftvoller konnte man den Gig nicht beginnen. Der Funke sprang demzufolge auch sofort auf das Publikum über, welches mittlerweile auch die letzten Meter zur Bühne überwunden hatte. Mit „Isolation“ und „Crossfire“ rockte man weiter. Neuzugang Oliver Röhl sorgte an den Drums für die richtige Power der Songs, während Ralf – wie immer – fast regungslos die Synthis bediente. Genau das Gegenteil Frontmann Jürgen, der über die Bühne wirbelte und bei einigen Songs mit Eisenstäben auf sein Metallxylophon einhämmerte. Die linke Seite übernahm Rüdiger Esch mit seinem knallgelben Bass und rechts Gitarrist Marcel Zürcher, ebenfalls ein neues Gesicht, dieser versetzte besonders die Damenwelt in Verzückung. Auch neues Material bekamen die Fans zu hören. Na ja, „Der Amboss“ ist nicht wirklich neu, sondern eine Adaption des VISAGE Klassikers „The Anvil“. Das Stück wurde mit CLIENT Frontfrau Sarah eingespielt und ist nur auf der Tour erhältlichen „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“ MCD zu erwerben. Wie Ralf beim Interview nebenbei erwähnte, wäre es toll gewesen, wenn Sarah als Special Guest zu diesem Titel auf der Bühne gestanden hätte. Aber die Tourdaten beider Bands überschnitten sich, so dass daraus nichts wurde. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Und weiter ging’s mit 25 Jahre DIE KRUPPS. Ihr Comeback Anfang der 90er konnte zeitgemäßer nicht sein, denn mit „Germaniac“ verschaffte man sich damals wie auch heute Gehör. Noch weiter zurück in die Vergangenheit ging es nun mit dem Doppelschlag „Volle Kraft Voraus“ und „Goldfinger“, welche die erste Dekade des Unternehmens DIE KRUPPS markierten. Ein Block aus gitarrenlastigen Songs wie die bis dato letzte Single „Black Beauty White Heat“, „Scent“ oder auch „Odyssey Of The Mind“ verlangte dem Pit alles ab, während es mit „Alive“ doch merklich ruhiger und nachdenklicher wurde. Und das war nach den ganzen Uptempo Nummern auch nötig, denn Herr Engler kündigte eine Premiere an. Ein überwiegend in deutsch gehaltener Track mit dem etwas sperrigen Namen „5 Millionen“ wurde performt. Leider geht es in diesem Song nicht um einen Lottogewinn, sondern er spiegelt unverblümt die wirtschaftliche und politische Lage Deutschlands wider. Zum Endspurt holten die Düsseldorfer noch mal richtig aus, und spätestens hier merkte man, was für Klassiker Engler und Co geschaffen haben: „MMM“, „To The Hilt“ und „Fatherland“. Freudestrahlend verließen die Fünf die Bühne, aber man ließ sich nicht lange zu einer Zugabe bitten.

Welcher unsterbliche Klassiker fehlte wohl noch? „Wahre Arbeit, Wahrer Lohn“, hier in Form von „Machineries Of Joy“ brachte das Capitol noch mal zum Beben. Auch hier spielte Jürgen wieder auf seinem Metallxylophon, und die obligatorische Trillerpfeife wurde natürlich auch wieder eingesetzt. Marcel Zürcher klampfte mittlerweile oben ohne und gab den Blick auf seine Tattoos vollends frei. Nach ca. 100 Minuten verhallten dann die letzten Takte von „Bloodsuckers“, und die Jungs verabschiedeten sich überglücklich von den Fans. Mit der gleichen Besetzung spielte man schon auf diversen Festivals im In- und Ausland. Der Terrorverlag berichtete ja schon vom WGT und AMPHI. Der Sound im Capitol war exzellent, kein Vergleich zu den Festivals. Dort konnte man die Elektronik und das Xylophon überhaupt nicht raushören. Schön, dass DIE KRUPPS wieder da sind!

Setlist DIE KRUPPS
High Tech Low Life
Isolation
Crossfire
Der Amboss
Germaniac
Volle Kraft voraus/ Goldfinger
Für einen Augenblick
Black Beauty White Heat
Scent
Odyssey of the Mind
Alive
5 Millionen
Dawning of Doom
Metal Machine Music
To the hilt
Fatherland

Machineries of Joy
Bloodsuckers

Copyright Fotos: Jörg Rambow

Es ist noch kein Kommentar vorhanden.

Hinterlassen Sie einen Kommentar.

Mehr zu DIE KRUPPS auf terrorverlag.com

Mehr zu LLUTHER auf terrorverlag.com

Mehr zu UNDERGOD auf terrorverlag.com