Ort: Bochum – Matrix
Datum: 08.03.2013
Nach einer intensiven und arbeitsreichen Woche einmal so richtig fallen lassen? Was sollte besser dazu geeignet sein als die elektronischen Wohlfühlklänge von DIORAMA, und so machten wir uns nach langer Zeit mal wieder auf ins schwarze Herz der Republik – in die Bochumer Matrix. Den Bericht meiner Kollegin aus Hamburg hatten wir noch im Ohr, der von einem gelungenen aber leider auch nur sehr schlecht besuchten Event zeugte, das sollte an diesem Freitag im Ruhrgebiet zum Glück anders sein. Schon als wir die verschachtelte Location betraten, befanden sich einige schwarze Gestalten in den Katakomben, was bereits bei der Vorband für ein doch recht ordentliches Zuschauerinteresse sorgte. Dabei handelte es sich um das Düsseldorfer Duo SLAVE REPUBLIC, das unlängst mit dem neuen Werk „Quest for Love“ für Furore sorgen konnte. Düsseldorf und Elektronik, da denkt man natürlich sofort an die „großen“ KRAFTWERK, doch die Bühnenpräsenz der beiden Herren Alec und Alex versprühte deutlich mehr Wärme als die heroischen Altmeister. Wie aufgekratzt präsentierten sich die Beiden, die sichtlich erfreut ob der Reaktionen aus dem Publikum waren, ein weiblicher Hardcore-Fan hatte sich auch nach vorne „geschlichen“. Überwiegend präsentierte man Material des aktuellen Tonträgers wie das stimmungsvolle „Walking Ghost“, mit „The Driver“ kam aber auch das Debüt zum Zuge. Besonders tanzbar und vergleichsweise „hart“ das deutsche „Primärreiz“, das sich zu einem kleinen Szene-Hit entwickeln könnte. Ansonsten ist dem Bericht aus Hamburg wenig hinzuzufügen, die Herren agierten mal mit mal ohne Saiteninstrumente und auf den beiden Leinwänden zur Linken und Rechten durfte das Logo von SLAVE REPUBLIC rotieren. Nur ein Tipp noch für den Sänger: Weisse T-Shirts sollte man so enganliegend in der Hose nur dann tragen, wenn man keine kleine Wampe vor sich herträgt. Bitte jetzt einen nett gemeinten Smiley dahinter denken. Später beim Headliner tanzten die Beiden ausgelassen direkt vor uns und man merkte ihnen den echten Spaß an der Sache an. Sehr sympathisch und ein gelungener Einstieg in den Abend.
Setlist SLAVE REPUBLIC
Paint My Heart Black
Walking Ghost
Lashes Kiss
Emptiness
The Driver
Primärreiz
Ménage à trois
My Maker
Promises and Broken Heart
Nach einer relativ kurzen Pause (sämtliche Utensilien befanden sich bereits vorher auf der Arbeitsfläche) enterte der Reutlinger Vierer unter großem Applaus die Bühne. Die Matrix war nun sehr ordentlich gefüllt, gerade richtig, dass man sich noch bewegen konnte, was in der Röhrenartigen Haupthalle nicht immer so einfach ist. Torben Wendt begrüßte die Anwesenden und versprach neben vielen neuen Tracks vom Namensgeber der Tour („Even the Devil doesn’t care“) auch ein paar altbekannte Hits. Die Konzentration auf neue Stücke war aber unübersehbar, was erstaunlicherweise bestens funktionierte, so stark ist der neue Longplayer. Im Hintergrund wurden die beiden Leinwände, zwischen denen Schlagzeuger Markus Halter agierte, nun bestens genutzt, um jeweils passende Videos, Animationen oder Bilder zu zeigen. So kamen insbesondere Arbeiten der Künstlerin Katharina Schellenberger zum Zuge, die ja bereits das CD-Artwork gestalten durfte und über einen sehr eigenwilligen Stil verfügt. Nach dem Einstieg mit 2 aktuellen Tracks erklang mit „Exit the Grey“ der erste ältere Song, der entsprechend abgefeiert wurde. Immer ausgelassener verhielt sich die Stimmung, tanzende und jubelnde Leiber, wohin man sah, was die Band sichtlich inspirierte. Torben bot eine ausgezeichnete Gesangsleistung und ging richtig in den Liedern auf, wurde zudem noch bestens unterstützt von Felix Marc (FROZEN PLASMA) zur Linken. Zum einzig deutschsprachigen neuen Titel „Weiß und Anthrazit“ bediente Torben das E-Piano (mit einem Anti-Stuttgart 21-Aufkleber verziert) und DIORAMA legten mit einer speziellen Bearbeitung von „Das Meer“ sehr atmosphärisch nach. „The Scale“ gab dann wieder Anlass zum Tanzen und auch die Gitarre von Sash Fiddler zur Rechten durfte nun ordentlich glühen. Klassischer Electro Pop ist das nicht mehr, aber wer braucht Genre-Grenzen, wenn der Sound funktioniert? Sehr unterhaltsam übrigens das Video zu „Child of Entertainment“ im „Was bin ich?“-Stil, den zumindest die älteren Besucher erkannt haben dürften. Mit dem ebenfalls neuen und programmatisch betitelten „Over“ beenden die Süddeuten ihr Set und wurden angemessen gefeiert, so dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als in eine Verlängerung zu gehen.
Jetzt ging die Party erst richtig los, „Why“ wurde mit einem Dank an die Fans für ihre „67-jährige“ Treue eingeleitet, dazu gab es auf den Leinwänden Schnappschüsse aus der tatsächlichen Band-Vita zu sehen. Bruno Kramm und Ronan Harris waren nur 2 der VIPs, denen man im Laufe der Karriere begegnet ist, dazu viel Unterhaltsam Peinliches aus der Mottenkiste – herrlich. „The Long Way Home From The Party“ sollte uns dann auf dem Nachhauseweg begleiten, doch DIORAMA hatten nicht mit den aufkommenden Standing Ovations gerechnet. So spielte man als absoluten Höhepunkt noch „Synthesize me“, das zum Schluss noch mal alle Kräfte mobilisierte. Vollkommen begeistert verabschiedete sich das Quartett kurz nach 23 Uhr. DIESER Abend lief für die Herren mit Sicherheit annähernd perfekt und wir konnten uns freuen, Zeitzeugen gewesen zu sein. Was oft eine Floskel ist am Ende von Konzertberichten, wurde hier Wirklichkeit: DIORAMA zogen uns in ihre eigene Welt aus Gefühl und Tanzbarkeit ließen uns für 2 Stunden die triste Alltagswelt vergessen. Danke!
SETLIST DIORAMA
Maison du tigre
The Expatriate
Exit The Grey
When We Meet Again In Hell
Erase Me
Ignite
Weiß und Anthrazit
Das Meer
Summit
Someone Dies
The Scale
Child of Entertainment
Hope
Over
Why
The Long Way Home From The Party
Synthesize me
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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