Ort: Osnabrück - JZ Westwerk 141
Datum: 25.04.2009
Gleich vier Mal Lärm nacheinander: Die „Osnabrücker Death Metal Nacht“ hatte am schönen Frühlingssamstagabend ins Jugendzentrum geladen; gekommen waren leider nur wenige. Davon jedoch später mehr. Den Strauß der Todesmelodien eröffneten FLESHWORKS aus Osnabrück mit ihrem Maskottchen, einer Zombiepuppe. Die Jungs haben scheinbar einigen Freunden Bescheid gesagt, die Reaktionen des Publikums sind jedenfalls reichlich wohlgesonnen, es gibt durchaus schon den einen oder anderen Circle Pit zu bestaunen. Musikalisch ist die Truppe gleichermaßen solide wie mangelinspiriert. Aus den Boxen hämmert der Death Metal höchst klar und druckvoll, jedoch sind die großen Vorbilder hauptsächlich aus den Florida-Untiefen sowie dem unvermeidlichen SLAYER-Arsenal klar herauszuhören. Nichtsdestoweniger: FLESHWORKS werden vom feierwütigen Publikum zu einer Zugabe zurück gerufen, die insbesondere Shouter Dirk scheinbar an den Rand der Leistungsfähigkeit treibt, wenn damit die Gesichtsfarbe richtig gedeutet ist, die sich mittlerweile einem reichlich feuchten tiefrot sehr angenähert hat. Am Ende des Tages ein voller Erfolg für die Neulinge, die für ihren druckvollen und engagierten Gig mit viel Applaus verabschiedet werden, um die Bühne für den zweiten regionalen Support zu räumen.
Dies sind die schon länger aktiven SUDDEN DEATH, die ich bereits im letzten Jahr im Zuge des „Winternoise“ sehen durfte, wo sie sich die Bühne unter anderem mit COMMUNIC und MOONSORROW teilten. Damals wie heute hinterlassen die Burschen einen höchst motivierten Eindruck und tun alles dafür, das Haus so richtig vorzuwärmen. Nach wie vor ist ihr melodiefreier Death Metal zwischen CANNIBAL CORPSE und SIX FEET UNDER frei von „störender“ Originalität. SUDDEN DEATH verströmen den Charme der enthusiastischen Freizeitband: Die Szene braucht solche Bands, den Musikern muss man aber auch jederzeit dazu raten, niemals ihre regulären Jobs aufzugeben. Bühnentier Nr. 1 ist mal wieder der ständig spring-moshende Bass Koloß, der erneut wie auch beim Winternoise mitsamt Arbeitsgerät ins Publikum springt, um die Leute näher an die Bühne zu schubsen. Insgesamt kommen auch SUDDEN DEATH gut an, die Band hat sich in der Region offensichtlich schon eine treue Fan Base erspielt.
Dies ist ein großer Gegensatz zu den nachfolgenden Jungspunden von GRANTIG, die den Keller des Jugendzentrums vor handgezählten 30 Nasen berocken. Musikalisch fällt die Band schon dadurch aus dem Rahmen, dass sie ohne Death Metal Grunts unterwegs sind. GRANTIG sind die erste Band des Abends, die erkennbar eine eigene musikalische Nische sucht. Während Gitarren und Bass wild im bekannten METALLICA/ SLAYER-Fundus wühlen, klingen Gesang und Schlagzeug nach Deutsch Punk. Damit kommen sie bei den wenigen Zuschauern verdient recht gut an, jedoch verdeutlicht die Zahl der Zuschauer auch das geringe Osnabrücker Interesse. GRANTIG bringen jedoch einen engagierten Auftritt auf die Bretter, zumindest dem zweiten Gitarristen merkt man an der Schüchternheit aber an, dass es bei weitem die jüngste Band der Todesbleinacht ist. Positiv bleibt noch anzumerken, dass die Jungs einige schöne Gitarrensoli in ihren Kompositionen haben, dass ihre Songs dadurch auch eine klarere Individualität haben. Musikalisch die so far beste Kombo, übrigens wie die lokalen Supporte mit sehr klarem Sound gesegnet. Prognose für die Zukunft: Mit etwas Glück und viel Schweiß könnte das noch mal was werden.
Im Anschluß endet die Nachwuchswertung und die famosen DISBELIEF betreten zu den Klängen des Intros „Hell“ vom neuesten Psycho Sludge Death Meisterwerk „Protected Hell“ die leider winzige Bühne. Erwartungsgemäß geht es dann mit dem grandiosen Albumopener „A Place To Hide“ in die Vollen. Aber oh Schreck, wo ist denn bloß der wunderbar klare Sound der Vorbands geblieben? Ausgerechnet Bandaushängeschild Jagger ist nur schlecht zu hören und daran ändert sich im Verlaufe des Gigs nur noch wenig. Übrigens Jagger: Der schratige Sänger erntet zunächst einige Sympathiepunkte, als er sich die Vorbands direkt aus dem Publikumsraum reinzieht. Während des Gigs dürften da mindestens ebenso viele hinzukommen: Scheinbar ist er bekifft bis in höchste Cheech & Chong Sphären und nuschelt seine Ansagen höchst amüsant ins Mikro. Musikalisch liegt der Schwerpunkt deutlich auf „Protected Hell“, dies durfte man aber erwarten, lediglich das Fehlen des Rausschmeißers „Demon’s Entry“ überrascht zumindest mich. Ansonsten sind die Höhepunkte wie „Hell Goes On“, „The Return of Sin“ oder auch die etwas sperrigere Antikriegswalze „One Nation’s Son“ alle versammelt und verdeutlichen, dass DISBELIEF im Laufe der Jahre zu einer immer kompakteren Einheit geworden sind, insbesondere die Gitarren wurden immer wandiger und riffbetonter. Dies macht live natürlich einiges her, vor allem in Verbindung mit ständig moshendem und langhaarigem Bandpersonal. In aller Kürze: DISBELIEF enttäuschen niemanden, im Gegenteil legen sie einen tollen Auftritt hin, der das Publikum begeistert. Zum seligen Schluss gibt es mit „Misery“ und „To The Sky“ noch zwei Knaller from the past, bis die Band sich verabschiedet, um den Feierabend zu genießen. Zumindest bei Jagger hatte man eine kleine Ahnung, wie die Entspannung nach dem Konzert ausgesehen haben mag.
Insgesamt ein toller Konzertabend, für den sich Jagger bei allen Vorbands zurecht bedankte. Erwähnt werden sollten jedoch auch die Mitarbeiter des Jugendzentrums, die einen tollen Job hingelegt haben und deren Arbeit dafür gesorgt hat, dass alle einen schönen und entspannten Abend mit vier sehenswerten Bands haben konnten: Großen Dank dafür!!!
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