Ort: Osnabrück - N8
Datum: 10.11.2004
Dieser Abend sollte ein kleines persönliches Highlight für mich werden, denn 1. sollten DISSECTION an diesem Abend im Osnabrücker N8 spielen und 2. würde ich ein Interview mit Band-Chef und Ex-Knasti Jon Nödtveidt machen dürfen. Aber hier soll’s ja nun erst mal nur ums Konzert gehen.
Das N8 füllte sich erst relativ spät und viele Leutchens tranken sich draußen noch warm, als die lokale Support-Band NEBELHEER die Bühne betrat. Im Lager der Osnabrücker hat sich nicht viel geändert, seitdem ich das Trio vor vier Wochen als Vorband von GORGOROTH gesehen habe. Solides Set, kaum Bühnen-Action und höflicher Applaus der bislang anwesenden Gäste. Sogar eine Zugabe durfte man spielen, auch wenn diese eigentlich gar nicht gefordert wurde. So streckte sich das Set auf gute 40 Min., was für eine lokale Demo-Band doch schon beachtlich ist.
So, nun kam „lange Pause Part I“. Obwohl der Umbau relativ fix vonstatten ging, dauerte es doch geschlagene 30 Minuten, bis endlich die Fackeln entzündet, der Nebel auf die Bühne gespült und das Intro gestartet wurde. Es war Zeit für WATAIN. Die Schweden waren mir bisher nicht wirklich bekannt, sorgten aber bereits für einige äußerst positive Resonanzen bei den Fans. Schon beim ersten Song bildet sich ein ordentlicher Moshpit in den vorderen Reihen. Scheinbar sind die Black Metaller eine Art Geheim-Tipp. Das Quartett steht für Black Metal im klassischen Sinn. Nieten, Corpsepaint und grimmige kalte Songs. Man spielte fast das gesamte Debüt-Album „Casus Luciferi“ und noch das umjubelte „The Limb Crucifix“ vom „The Ritual Macabre“ Demo-Tape. Musikalisch geht’s hier old-school zu Werke. Dabei wechselt man angenehm zwischen Midtempo-Songs Marke „frühe“ MAYHEM und fetten Rasern im Stile MARDUKs hin und her. Vor allem der Sänger posierte nach allen Regeln der Kunst, wobei das bei seiner doch etwas kleineren Statur schon etwas witzig aussah. Wie beim Opener war auch hier nach gut 40 Min. Sense mit Geknüppel.
So, es war Zeit für „lange Pause Part II“. Obwohl hier die Umbaupause auch sehr schnell über die Bühne gebracht wurde (ha, was für ein Wortspiel), mussten die mittlerweile gut 300 Gäste sehr lange 40 Minuten warten, bis es endlich so weit war. The Rebirth of DISSECTION nahm ihren Lauf. Nach dem äußerst amtlichen Einstieg mit „At the Fathomless Depths“, „Black Horizon“ und „Frozen“ kam auch schon das erste Highlight des Abends. „Night’s Blood“ ist ohne Zweifel einer der Meilensteine des Black Metals und wurde dementsprechend auch abgefeiert. Da wurde gemosht, gepogt, gegröhlt und Sänger/ Gitarrist Jon hatte sichtlich Spaß auf der Bühne. Er war ständig unterwegs, poste mit seiner Gibson-Gitarre und animierte die Fans immer wieder zum Mitgrölen. Ganz klar, Jon war der Mann des Abends. Seine neuen Mitstreiter gerieten dadurch etwas in den Hintergrund. Es war für die Meisten wohl eh egal, wer da nun neben Jon auf der Bühne steht und daher besannen sich die anderen Musiker darauf ein solides Set zu spielen. Das aktive Stage-Acting und die Kommunikation überließen sie komplett ihrem Chef. Wurden nach dem Comeback Gig am 30.10. in Stockholm (vor mehr als 2.000 Fans) noch Stimmen laut, dass das Zusammenspiel der Band noch sehr unausgereift und etwas fehlerhaft sei, so war davon an diesem Abend davon nichts zu merken. Die Truppe spielte die alten Songs genauso tight und fett, als ob sie nie in einer anderen Band gewesen wären und auch der neue Song „Maha Kali“, mit seinem indischen Frauengesang und den vielen Midtempopassagen, kam live um einiges tighter und härter rüber als auf der – an diesem Abend offiziell veröffentlichten – Single. Da spielt sicherlich auch der Sound eine Rolle, denn der kam fast das ganze Set über sehr amtlich aus den Boxen. Dieses wurde dann auch nach gut einer Stunde von einem weiteren Überhit vorerst beendet. Bei „Unhallowed“ wurden sogar kurz die Midtempo-Lead-Riffs mitgesungen und Jon bekam das Grinsen fast nicht mehr von den Lippen. Im ersten Zugabenteil gab es dann einige kleinere Überraschungen, denn neben meinem persönlichen Lieblingslied von DISSECTION „Thorns of the Crimson Death“ kam sogar „Elizabeth Bathory“ (im Original von TORMENTOR) zum Einsatz, was einen regelrechten Jubelsturm auslöste.
Zum Schluss stand dann noch der Klassiker und Titelsong vom Debüt „The Somberlain“ auf der Setliste. Aufgrund der doch schon fortgeschrittenen Uhrzeit machte ich mich schon mal auf die Heimfahrt nach Bielefeld und konnte leider nicht mehr mitbekommen, ob das noch auf dem Plan stehende „A Land Forlorn“ gespielt wurde. Denn die Deadline hatte man dank der überlangen Pausen schon ein gutes Stück überschritten. Jon und seinen neuen Mitstreiter präsentierten uns ein wahrlich amtliches Comeback, auch wenn einige sicherlich immer wieder die alten Stories rauskramen und dem Frontmann auch Geldmacherei vorwerfen werden. Aber wie der Sänger in unserem Interview sagte, geht er seinen Weg und macht, was er für sich als richtig erachtet. Richtig so!
Setlist DISSECTION
At the Fathomless Depths
Black Horizons
Frozen
Night’s Blood
Maha Kali
Soulreaper
No Dreams breed in breathless Sleep
Where dead Angels lie
Retribution – Storm of the Light’s Bane
Unhallowed
Thorns of the Crimson Death
Heaven’s Damnation
In the cold Winds of Nowhere
Elizabeth Bathory
The Somberlain
A Land Forlorn
Copyright Fotos: Hellectric
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