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DIVE – XOTOX

Ort: Hannover - Capitol

Datum: 07.01.2005

Am 07.01.05 machte ich mich auf den Weg nach Hannover zur New Wave Night. Das von Kai Hawaii regelmäßig veranstaltete Event bot diesmal als Liveunterstützung DIVE und XOTOX, also ein hochkarätiges Elektro-Line Up – zu einem echt fairen Preis! Ich habe erst kurz vorher von der Veranstaltung an sich erfahren und war ganz überrascht, als ich mich mal darüber näher informierte, dass auch schon bei früheren Veranstaltungen recht bekannte Bands wie beispielsweise TERMINAL CHOICE, NEUROTICFISH, MELOTRON uvm. mit von der Partie waren. Das Capitol selber machte schon mal einen sehr guten Eindruck, ein altes Kino mit einer tollen Akustik, mehrere Theken im ganzen Raum verteilt. Außerdem war der Laden angenehm groß und mit ausreichend Besuchern gefüllt, so dass es familiär und gemütlich wirkte, ohne dass man sich gegenseitig auf die Füße trat. Das Publikum wurde schon vor Beginn des Konzerts mit einer exklusiven Auslese an elektronischer Musik mit einer Bandbreite zwischen Old-School-EBM und Ritual-Techno beschallt, denn in der Halle sollte nach dem Konzert ja noch ein EBM-Special stattfinden. Die Rollen bei der Party war für diesen Abend vertauscht, die sonst in der großen Halle stattfindende New Wave/ Electropop Party hatte man für ausnahmsweise in dem kleineren Backstage untergebracht, in dem sonst die härtere Musik angesagt ist.

Als XOTOX gegen halb elf mit ihrem brachialen Elektronik-Gewitter die Menge beschallte, taten sie das auf einem qualitativ hochwertigen Niveau, und erstaunlicherweise trauten sich schnell eine Menge Leute auf die Tanzfläche. Mich hat das sehr gefreut, ist es doch eher selten, dass bei einer Vorband die Leute schon so abgehen. Für Ritual-Techno ist der Sound von XOTOX überraschend innovativ und kurzweilig, der massive Gebrauch von Sprachsamples ersetzt gekonnt einen eigenen Gesang. Lieder wie „Pumpe/Düse“ beispielsweise wurden auf das Publikum losgelassen. Als Abschluss bei dem Klassiker „Eisenkiller“ gab es noch eine Mini-Pyroshow mit Schwingschleifer (passend zum Titel) und Funkenflug! Die guten Live-Qualitäten der beiden Herren auf der Bühne trotzten der ja eigentlich eher schwierigen Situation, bei elektronischer Musik überhaupt eine „Bühnenshow“ zu fabrizieren. Leuchtende Drumsticks und gute Laune, was braucht man eigentlich noch mehr? Das Publikum forderte noch zaghaft eine Zugabe – ich hatte schon fast nicht damit gerechnet –, doch die beiden Herren kamen sogar zurück auf die Bühne! Als krönenden Abschluss gab es noch 2 Lieder ganz neuen Materials, das erst im Mai 2005 veröffentlicht wird.

In der Umbaupause gab es nahtlos und in gleicher Lautstärke und Soundqualität wieder Elektronik vom Plattenteller; dies fand ich sehr angenehm und durchdacht, um die gute Stimmung hoch zuhalten. Wenn ich bedenke, was ich auf Konzerten schon alles als Pausenmusik über mich ergehen lassen musste… Die ganze Konzeption hob sich wohltuend von anderen Locations ab. Nach einer zügigen Umbaupause (viel zu tun war ja nicht, ein Dat-Recorder und ein Mikrofon sind schnell aufgebaut) legte Dirk Ivens aka DIVE auch schon los. Der Mann ist einfach ein Phänomen, mit seiner One Man Show heizte er wie immer dem Publikum gnadenlos ein, bis der Schweiß in Strömen floss; nur das Megaphon hatte er diesmal zu Hause gelassen. Zu den Lichtverhältnissen sei soviel gesagt – schwarzgekleideter Mann auf schwarzer Bühne, die meiste Zeit ohne Licht… nur ab und an von einem Stroboskoplichtgewitter etwas erleuchtet. Man konnte ihn kaum wieder finden… Alles, was man da noch tun kann, ist tanzen!

Es gab eine Menge von der neuen Scheibe zu hören, beispielsweise „Lost inside you“, der Titeltrack „Behind the Sun“ und „No Nothing“ – was ich etwas schade fand, denn einige Klassiker mehr hätte ich durchaus begrüßt. Aber auch die neueren Songs waren selbst unbekannterweise livetauglich und tanzbar – soweit man das von Elektrokrach überhaupt jemals behaupten kann. Diverse technische Probleme führten aber leider bei einigen Liedern zu Aussetzern, was den guten Eindruck etwas schmälerte. Aber der guten Stimmung im Publikum tat das keinen Abbruch. Mein verzweifelter Kampf mit den schlechten Lichtverhältnissen, doch noch ein paar sehenswerte Fotos zu schießen, hinderte mich zusätzlich, endlich zum gemütlichen Teil des Abends über zu gehen und einfach nur abzutanzen. Erst ab der Zugabe „Snakedressed“ kam Dirk Ivens wieder mehr an seine Live-Qualitäten älterer Konzerte heran. Nach gut einer Dreiviertelstunde war dann leider auch schon viel zu früh Schluss.

Nahtlos ging es nach dem Konzert zu reichlich elektronisch-brachialer Musik aus der Konserve über. Die Menge hatte kaum eine Chance, sich zwischen Konzert und Party mit Getränken zu versorgen, so gut war gleich wieder die Musikauswahl. Bis in den kleineren Club „Backstage“ habe ich es an dem Abend gar nicht mehr geschafft, war die Musik doch in der großen Halle schon fesselnd genug. Beim nächsten Besuch werde ich den dann wohl näher erkunden!

Fazit: Ein durchaus gelungenes Event, wenn man von den kleineren technischen Problemen des Herrn Ivens mal absieht. Für mich völlig unbegreiflich, dass ich noch nicht eher von dieser Veranstaltung gehört hatte. Je nachdem, welche Liveunterstützung bei den nächsten Veranstaltungen dort geplant ist, werde ich sicher mal wieder vorbei schauen.

Setlist XOTOX:
Intro
Lichtlos
Mechanische Unruhe
Pumpe/düse
Borderliner (neu)
Tanzdiktat
Nasse Wände
Noch ohne Titel (dementsprechend neu)
Eisenkiller

23 Jahre (neu)
Roboterkrieg (neu)

Copyright Fotos: Anke Borgert

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