Ort: Hamburg-Wilhelmsburg
Datum: 14.08.2009 - 16.08.2009
Musik, Kunst und Sonne satt an drei Tagen und dazu drangvolle Enge, Durst und Staub, das war das Dockville 2009. Zeigte sich das Festival 2008 von seiner beschaulichen Seite, so konnte man 2009 die gewünschte Atmosphäre nur noch erahnen. Das Grün, welches sich letztes Jahr im und um dem Gelände befand, war nun von Bauzäunen und Sandbergen verdrängt und nur noch wenige Sträucher luden zum Beeren pflücken ein. Dafür gab es auch dieses Jahr diverse Mitmach-Kunstobjekte, wie das Horn, die Bum Tschack Wippe oder die Quadrorgel. Stimmungsvoller wurde es am Abend, wenn der Rethespeicher illuminiert wurde und die sommerliche Hitze und somit auch der Durst sich legten.
1.Tag
Bereits am ersten Tag brachten Stromausfälle nicht nur den engen Zeitrahmen zwischen den vier Bühnen durcheinander sondern auch das Publikum. Leider versäumten es die Veranstalter Änderungen im Timetable an zentralen Orten auszuhängen. Auf der Hauptbühne verzögerte sich der Auftritt von BLUMENTOPF um über eine halbe Stunde, so dass es unmöglich war, rechtzeitig SUPER 700 in der abseits gelegen Hallenbühne und MISS LI auf der Dorfbühne zu fotografieren. Nicht nur die Hallenbühne war weit weg, auch Parkmöglichkeiten waren nicht vorhanden und so wurde für die anreisenden Camper der Weg vom Eingang zur Campingarea eine körperliche Herausforderung. Leider fiel in der Hallenbühne der darauf folgende Gig von SOAP AND SKIN aus, da sich die Sängerin an der Hand verletzt hatte. Das dritte musikalische Highlight in dieser Location wäre der Auftritt von GOLDIELOCKS gewesen. Jedoch hatten sich kurz vor 23 Uhr erst eine handvoll ratloser Wartender in der Halle eingefunden und ich verließ unverrichteter Dinge das Gelände.
Über die meinerseits versäumten drei Elektrokonzerte tröstete der Auftritt der Hip-Hop-Band BLUMENTOPF auf der Hauptbühne nicht hinweg, auch wenn die Publikumsmassen begeistert waren und die Stimmung bis in die letzten Reihen reichte. Das musikalische Programm auf der Hauptbühne endet an diesem Abend mit TURBONEGRO, die in der ersten Reihe lautstark von ihrem „Fanclub Turbojugend“, erkennbar an der Jeansjacke, gefeiert wurden. In Konkurrenz dazu traten auf der Dorfbühne MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER so erfolgreich an, dass an ein Durchkommen in die ersten Reihen nicht mehr zu denken war. Die Dorfbühne, deren Name sie ihrer direkten Nähe zum Holzdorf verdankt, bot am ersten Tag ein Highlight nach dem anderen: wie die liebliche MISS LI oder die bubenhaft wirkenden THESE NEW PURITANS. Unvergleichbar auch der energiegeladen und musikalisch eindrucksvolle Auftritt von HEALTH. Heimlicher Headliner auf der Hauptbühne war der divenhafte Auftritt des britischen Musikers PATRICK WOLF, der gleich zu Beginn durch einen Sprung in den Securitygraben die Nähe zum Publikum und den Fotografen suchte.
2. Tag
Der Samstag war mit 15.000 Besuchern ausverkauft. Vermutlich lag es an dem Headliner MGMT, die an diesem Tag ihr einziges Deutschlandkonzert gaben. Zu dem Song „Kids“ traten die Kinder von Lüttville auf, die eigens einen Tanz einstudiert hatten. Zeitgleich traten auf der Dorfbühne BONAPARTE mit ihrer an eine Pornoshow erinnernden Performance auf. Der Wechsel von Dorf- zur Hauptbühne war an diesem Abend so gut wie unmöglich, zumal die Schaukel des Künstlers J. Gröne die Abkürzung zwischen den beiden Bühnen extrem beengte. An diesem Tag platzte das Festivalgelände aus allen Nähten, und wer am späten Abend etwas Essen und Trinken wollte, wurde auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Erschwerend kam die Becherpfandrückgabe hinzu, die nur in Verbindung mit einer Pfandmarke möglich war. Neben den Festivalklassikern, wie Crepes, Hot Dogs, Rostbartwurst mit Kartoffelsalat und Bier, gab es indische Gerichte, Wraps, Burger, Vollkorncrepes, Cidre und einen Kaffeebus mit diversen Kleinigkeiten wie Kuchen und Süßigkeiten. Ein Angebot, dass seines Gleichen auf einem Festival sucht, war jedoch auch die Möglichkeit Kunst, Comics und Kultgegenstände zu erwerben. Auch dieser Festivaltag begann mit Zeitverzögerungen und Stromausfällen, was der Stimmung im Publikum keinen Abbruch tat und die Band I-FIRE schaffte es bereits um 15 Uhr mit ihrer Reggae-lastigen Musik eine beachtliche Publikumsmenge um sich zu scharen. Weitere Besucherrekorde vor der Bühne gab es bei ELEMENT OF CRIME und zu den Auftritten von WHITEST BOY ALIVE und MGMT wuchs der Besucherandrang und in den ersten Reihen wurde der Altersdurchschnitt jünger. Auf der Dorfbühne glänzten neben BONAPARTE die französische Band WE ARE ENTFANT TERRIBLE, deren Schlagzeuger jede Möglichkeit nutze, hinter seinem Drumkit aufzuhüpfen. Nachts zog dann die Hallenbühne die elektroliebenden Massen an. Es spielten dort unter anderem FRITTENBUDE und DJ PHONO’S DAFT PUNK ALIVE.
3.Tag
Dieser Tag stand im Zeichen der bärtige Sympathieträger, so forderte der Songwriter WILLIAM FITZSIMMONS das Publikum auf, einige Gesangspassagen zu übernehmen. Beide Seiten hatten sichtlich Spaß daran und es schlich sich ein familiäres Gefühl ein.
Im Anschluss überzeugten DAN LE SAC VC SCROOBIUS PIP mit ihrer Mischung aus Elektrobeats und HipHop. Zeitgleich heizten die Bremer TRASHMONKEYS der Dorfbühne noch einmal richtig ein, bevor es mit dem Auftritt von DENNIS LISK aka Denyo ruhiger wurde. Trotz einwandfreier Gesangsqualitäten von Sänger und Backround war es für einige Zuschauer zu ruhig und man forderte dementsprechend Rapsongs. Die Zeltbühne fiel an diesem Tag dem Strom zum Opfer, so gab es bei den Auftritten von THE ELECTRIC SET und ESTUAR kein Bühnenlicht. Im gleißenden Tageslicht verstanden es die Mexikaner PANTEON ROCOCO. das Publikum vom ersten Ton an zu begeistern. Es folgten BLACK LIPS, die wie HEALTH aus den USA stammen. Das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit der beiden Bands. Überzeugten HEALTH am ersten Tag durch eine energiegeladene Performance und musikalischem Können, so waren BLACK LIPS kleidertechnisch amüsant, jedoch erinnerte der Gesang an eine Horde betrunkener Fußballfans. Der Auftritt von PASCAL FINKENAUER auf der Dorfbühne bot Erholung für die Ohren und die Band KETTCAR bildete u.a. mit den Songs Deiche und Landungsbrücken den perfekten Abschluss für ein in Hamburger stattfindendes Festival.
Auch wenn bei dem Event an einigen Stellen nicht alles ganz so rund lief, so machte die Mischung aus Kunst, Literatur und Musik die drei Tage zu einem einmaligen Erlebnis. Man kann gespannt sein, welche musikalischen Newcomer und Headliner die Veranstalter im nächsten Jahr bereithalten werden.
Copyright Fotos: Sandra Dürkop
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