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DONOTS – DISCO ENSEMBLE – SERUM 114

Ort: Bielefeld - Kamp

Datum: 09.05.2008

Angesichts des neuen Albums „Coma Chameleon“ wollten die DONOTS Bielefeld zur Ibbtowner Außenstelle umfunktionieren. Dazu noch eine lohnenswerte skandinavische Vorband und fertig war ein Freitagabend-Package, das bei sehr angenehmen Temperaturen einige Hundertschaften (vorwiegend Jungvolk) ins alterwürdige Kamp lockte. Kurz nach 8 wurde es auf der Bühne bereits laut, doch konnten die Herren dort oben unmöglich das DISCO ENSEMBLE sein, es sei denn diese hätten in den letzten Monaten intensiven Deutsch-Unterricht genommen. Nach kurzer Überprüfung war klar, dass es sich um eine Formation namens SERUM 114 (siehe „Clockwork Orange“) handelte, die wir erst kürzlich durch ihre gemeinsame Split mit den V8 WIXXERS auf dem Reziteller hatten. Leidlich unterhaltsamer Punk Rock der eher einfachen Sorte. Fast hätte man auf die Idee kommen können, einer HOSEN-Coverband beim musizieren zu lauschen, komplett mit einem Phrasendreschenden Sänger. Den Anwesenden in den vorderen Reihen schienen Stücke wie „Las Vegas“ oder „Alphatier“ aber zu gefallen und so kann man zusammenfassen: Braucht niemand – tut aber auch keinem weh.
(TK)

Setlist SERUM 114
Wo wir zuhause sind
Seid ihr bereit?
Punk
Adrenalin
Alphatier
Zu fett
Spiel mit mir
Las Vegas
Ich mag dich nicht

Gegen 20.50 Uhr wurden dann die Finnen DISCO ENSEMBLE von der Leine gelassen. Letzten Sommer fanden sie mit ihrem zweiten Album „First aid kid“ auch bei uns Beachtung und waren ein gern gesehener Gast auf vielen Festivals. Los ging es mit „This is my head exploding“, ein Titel der quasi Programm ist, denn Sänger Miikka gibt stets von der ersten Sekunde an alles, um bereits nach wenigen Minuten mit geschwollener Halsschlagader und hochrotem Kopf über die Bühne zu hüpfen. Der Dresscode auf der Bühne heute rot/ schwarz, an der Jeansgröße hat sich nichts geändert, irgendwie war der Winter wohl zu kurz, um sich mal ein paar Gramm anzufuttern. Nach „We might fall apart“ gab es mit „Bad luck charme“ ein Stück aus dem heute erscheinenden dritten Album auf die Ohren und im Publikum wurde bereits eifrig mitgeklatscht. Bei „Drop dead Casanova“ ward dann der Moshpit eröffnet, die Jungs drängte es nun in die Mitte, derweil sich die Mädels an den Rand flüchteten. Mit „Magic recoveries“ folgte der Titelsong des neuen Albums, ein Stück der Marke „schnell, hart, laut“ und Miikka konnte brüllen, bis der Arzt kommt. Doch man hat ja das „First aid kid“ selbst dabei, das eine kleine Verschnaufpause bot. Doch nun packte Miikka seine Keys zur Seite, um die ganze Stage für „Threat letter typewriter“ nutzen zu können. Auch dieser Titel auf der neuen CD, aber nicht neu im Programm, hatte er doch letzten Sommer schon seine Live-Premiere. Die Mitgrölpassagen ließen die Kids ordentlich steil gehen und die vier Jungs auf der Bühne waren sichtlich mit ihrer Aufwärmarbeit zufrieden. Begeistert dankte Miikka allen, die der Band in den letzten 2 Wochen auf Tour mit den DONOTS an Herz gewachsen sind. 2 Wochen, die ihm vorkamen wie 2 Tage. Nach dem hymnischen „Worst night out“ und druckvoll-pointierter Gitarrenarbeit von Jussi ging das Set mit dem Kracher „Black Euro“ nach 40 Minuten und erreichter passender Betriebstemperatur für den Hauptact zu Ende.
(CS)

Setlist DISCO ENSEMBLE
This is my head exploding
We might fall apart
Bad luck charme
Drop dead Casanova
Magic recoveries
First aid kid
Threat letter typewriter
Worst night out
Black Euro

Nachdem der überwiegende Teil des Publikums sich aber zunächst noch einmal zur Verschnaufpause nach draußen begeben hatte, wo es nun im Vergleich zu den Konzerträumlichkeiten angenehm temperiert war, waren die Kräfte für die DONOTS gebündelt und das große Springen konnte beginnen. Wie praktisch doch, dass angesichts des vorherrschenden Frühsommers an diesem Tage ohnehin kurze Hosen auf der Kleiderordnung standen. Das allerdings muss an DONOTS Sänger Ingo irgendwie spurlos vorbeigegangen sein, betrat dieser doch bekleidet in eine Lederhose die Bühne, dazu – ebenso wie zwei seiner Kollegen – eine Mütze auf dem Kopf tragend. Wer „schön“ sein will, muss eben leiden… Gespannt konnte man auch sein, weil die Fünf mit „Coma Chameleon“ ja fast so etwas wie einen Neubeginn gewagt haben. Alter Ballast wurde über Bord geworfen und knackig und frisch sollte das neue Material klingen. Erwartungsgemäß standen bei diesem Selbstfindungstrip die neuen Tracks auch im Vordergrund. Gleich zehn der elf Stücke hatten Einzug in die Setlist gefunden, neben dem Doppelpack „This Is Not A Drill“ und „Pick Up The Pieces“ zu Beginn allen voran die erste Single „Break My Stride“, die schon ein ordentlicher Ohrwurm ist, sowie das mit einem noch größeren Refrain ausgestattete „Stop The Clocks“, das zum Singalong nur so einlädt. Aber auch Songs wie „Anything“ oder „Headphones“ spiegeln die neu erarbeitete Freiheit der DONOTS wieder, die sich auch auf das Auditorium entlud. Die Anwesenden im gut gefüllten Kamp ließen sich jedenfalls nicht lange bitten und rockten kräftig mit.

Zwischendurch wurden – wohl dem Durchschnittsalter der Zuschauer angepasst – einige auf Dauer nur bedingt launige Spielereien veranstaltet, bei denen das Publikum auf Zuruf wahlweise seine Meinung zu Städten wie Bielefeld, Paderborn oder dem Ort des Konzerts vom Vortag (Düsseldorf) kundtun sollte. Wenig überraschend, dass die Wahl der DONOTS bevorzugt doch immer auf Ibbenbüren fallen würde. Von dort aus Ibbtown Rockcity waren offenbar auch diverse Freunde und Familienangehörigen der Jungs angereist, darunter auch die Eltern der Knollmann-Brüder, der eine spezielle Vorstellung und sodann – da sie sich wie auch wir später mit den anderen auf der Empore breit gemacht haben – ein eigener Applaus vom „Fußvolk“ zuteil wurde. Zwischen diesen emotionalen Momenten lag das Augenmerk aber in erster Linie auf der Musik, zu der natürlich auch ältere Lieder wie „Today“, „Room With A View“ und „Saccharine Smile“ gehörten. Wie stark die DONOTS aber zumindest für sich selbst einen Wandel vollzogen haben, zeigt sich darin, dass vom Vorgängeralbum „Got The Noise“ an diesem Abend nur lediglich zwei mickrige Stücke („Wretched Boy“, „Good-Bye Routine“) Berücksichtigung gefunden haben. Fast zum Schluss des regulären Sets ging es dann aber mit dem TWISTED SISTER Classic „We´re Not Gonna Take It” noch einmal heiß her. Anlässlich ihres letzten Abends auf der Tour hatte sich die Crew von DISCO ENSEMBLE noch einen Spaß ausgedacht und so steuerten der „Spaceboy“, seines Zeichens Mischer des Ensembles und immer extravagant-futuristisch gekleidet, und eine weitere Person im Sponge Bob-Kostüm auf der Bühne Backing Vocals bei. Ingo Donot zog es da vor, sich auf dem Boxenturm zunächst ein Plätzchen zu suchen und dann von dort aus einen Sprung in das Publikum zu wagen. Alle Achtung!

Nach diesem Finale Furioso war aber auch ein wenig die Luft raus, die klimatischen Verhältnisse im Kamp sorgten zu diesem Zeitpunkt auch nicht grad mehr für viel O²-Support. Dennoch kamen die DONUTS ohne Zugaben nicht von der Bühne und legten unter anderem noch einmal mit „Whatever Happened To The 80s“ nach, ohne das man vermutlich auch nicht in den Tourbus gelassen worden wäre. So dürften doch die allermeisten schließlich glücklich und zufrieden in den Rest der Nacht gestartet sein und zurück bleibt die Erinnerung an eine authentische Rockshow…
(gerrit [pk])

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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