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DRACHENTAL FESTIVAL 2008

Ort: Wuppertal - Live Club Barmen

Datum: 28.11.2008

Im Live Club Barmen fand am 28.11.2008 die Premiere des Drachental-Festivals statt. Eine gelungene Premiere, was die Auswahl der Spielleute und den Veranstaltungsort betrifft.

Wie der Name des Veranstaltungsortes schon sagt, handelt es sich um einen Club. Die Atmosphäre ist also schon von vornherein eine andere und auch nicht vergleichbar mit einem Open Air. Dieser Ort und die Veranstaltung blieben besonders den Fans der angekündigten Bands nicht verborgen. Kein Wunder, dass es sehr familiär und mit viel Stimmung hoch her ging. Der Name dieses Festivals lässt erahnen, dass sich hier Bands präsentieren, die sich dem mittelalterlichen Folkrock verschrieben haben. Da wundert es nicht, dass die Gäste neben der üblichen schwarzen Kleidung mit gotischen Schriftzügen auch bunte Gewandung trugen. Leider war wegen des Clubcharakters nicht so viel davon zu erkennen, aber wenn einmal helle Lichter eingeschaltet wurden, dann war ein buntes Gemenge zu sehen. Bestens funktionierte auch die Versorgung mit Durststillern. Da fehlte in diesem Rahmen auch nicht der Met mit und ohne Kirschgeschmack. An zwei Bars wurde kräftig ausgeschenkt, die Gäste nahmen’s dankend an.

Den musikalischen Auftakt bildete ADIVARIUS bereits eine Viertelstunde vor dem offiziellen Beginn. Schließlich war der Club schon voll, warum sollte gewartet werden. Die von Dudelsack, Flöten und Trommeln geprägte Musik brachte die Tanzlust von Anbeginn unter die Gäste. In ihrer frechen Art wirkten sie frisch und frivol und luden zum Mitmachen ein, denn Tanzmusik ist das, was sie unters Volk bringen wollen. Mit den schlagkräftigen Takten, die Malvin von Blaehwald mit seiner Trommel vorgibt und welche den Boden unter den Füßen erbeben lassen, fällt es nicht schwer. Sofort brachten die Spielleute aus Berlin die Gäste zum rhythmischen Schwingen. Man sah ihnen an, dass sie es gewohnt sind, auch ohne Elektronik Musik zu machen. Hin und wieder geben Sie ein Ständchen auf dem einen oder anderen Mittelaltermarkt in Deutschland und den angrenzenden Ländereien.

Nach einer nur kurzen Umbauphase, in welcher die Gäste ein bisschen Luft holen konnten, wurden mystisch-melancholische Klänge angestimmt. Feengesang, Harfen- und Lautenklang und ein rrrollendes „R“ der Frontfrau Vanessa Istvan und die taktgebenden Schläge auf eine Bauchtrommel sorgten dafür, dass die Gäste sofort weiter schwingen konnten. DUNKELSCHÖN hatte die Bühne betreten, welche in Efeu getaucht war, hier und dort brannte zwischen den Zweigen ein Kerzenlicht. Mit ihrem Lied „Madikeijla“ aus dem letzten Album „Irfind“ setzten sie zunächst die Tanzrhythmen von ADIVARIUS fort. Doch die Spielleute hießen nicht DUNKELSCHÖN, wenn sie nicht auch Besinnliches zum Besten geben würden. Faszinierend die Verflechtung der Texte, unter anderem auch von Goethe, die aus den verschiedenen europäischen Regionen stammen, mit den zum Teil eigens komponierten Melodien. Verwoben werden die eigenen Weisen mit original skandinavischen, bretonischen oder auch anderen keltischen Liedern. Wenn auch nicht jedes ihrer dargebotenen Lieder wie „Flug der Zeit“ zu lautem Handgeklapper während des Tanzens führte, so wurde die Musik dennoch mit Wohlwollen von den Gästen angenommen, was sich in dem sanften Wiegen der Körper zeigte. Und lieben denn nicht auch Rocker im Grunde ihres Herzens die Balladen?

Nach einer weiteren Umbaupause wurde es dann eng auf der nur fünf Meter breiten Bühne, die auch noch Platz für ein Schlagzeug bieten musste. Aber irgendwie hatten die Burgfräuleins, „Miezen“ und Ritter von FEUERSCHWANZ dies geschafft, standen mit sieben bis neun Personen auf der Bühne und heizten den Gästen ein. Die Bühne war umdekoriert, das Efeu gegen rot-gelb gestreifte Tücher und Bänder ausgetauscht. Der Gedanke an Ritterspiele war nicht ungewollt. Wer FEUERSCHWANZ bereits kennt, weiß, dass ihr Spiel immer eine besondere Show ist. Gewandet in Ritterrüstungen und garniert mit „Miezen“, ihren beiden Go-Go-Girls, betraten sie zu orientalischen Klängen den Showroom. Doch dann ging es sofort mit rockigen Klängen aus zum Teil altertümlichen aber auch neuzeitlichen Instrumenten zur Sache. Bei Titeln wie „Der Glöckner von Notre Dames“, „Teufelsgeschenk – Der Teufel hat den Schnaps gemacht“, „Wir sind Verteidiger“ und vielen anderen ließen sie den Gästen keine Verschnaufpause. Ob sie wollten oder nicht, die Körper, Arme, Beine und Köpfe mussten sich bei dieser Musik bewegen. Stillstand war unmöglich. Die mit satirischen Texten versehenen Songs und die Späße während ihrer Moderation zwischen den Titeln ließen aber aufhorchen. Besonders die den Musikern angedichteten Legenden und Namen, auf die immer wieder angespielt wurde, machten das Zuhören recht amüsant. Zu dem „geilen Haufen“ gehören Hauptmann Feuerschwanz, ein altgedienter Kreuzzugsveteran, Johanna von der Vögelweide, die kleine Schwester Walthers, Sir Lanzeflott, Knappe Latte, Eysye, der Mann mit der eisernen Maske, Prinz Hodenherz III. und Hans, der Aufrechte. Die rockige Musik von FEUERSCHWANZ soll Spaß machen und zum Tanzen einladen. Wer die Texte nicht mit einem zwinkernden Auge hört, hat die Band nicht verstanden. Ungewöhnlich für ein solches Konzert war Prinz Hodenherz´ Einladung zum Tanz, der sich mit den Miezen hinab zum Volke begab und die Gäste zu einer Polonaise abholte. Doch damit nicht genug wurde als krönender Abschluss von den Miezen noch Met in riesigen Trinkhörnern von der Bühne herunter an die Gäste gereicht. Wen wundert es, dass die Rufe nach Zugaben kaum enden wollten.

Die Latte war hoch gelegt. Doch die Lokalmatadore bzw. Heiden aus Wuppertal, RABENSCHREY, hatten kein Problem damit. Zwar beklagten sie, dass sie den ganzen Abend so lange auf ihren Auftritt hatten warten müssen („stöhn, stöhn“), aber so wirklich war auch das keineswegs problematisch für sie. Schnell stiegen sie in die von ihren Vorgängern angeheizte Tanzwut der Besucher ein und begannen mit ihrem Song „Mädelein“, allerdings im schnellen Rhythmus des „Röselein“, ihr Konzert. Kein Song, der nicht von den Fans, denn zwischen den Gästen wurde eine ganze Reihe von Templerschafen, der Fangruppe von RABENSCHREY gesichtet, lautstark und erwartungsvoll begrüßt wurde. Egal, ob es sich dabei um „Hey, wir sind Heiden“, „Tanze dir“, „Auf den Fersen“ oder dem ersten Pagan-Reggae „Wir war’n die ersten…“ handelte, die Stimmung war ungebrochen. Bei letzterem Titel genehmigte sich der Frontmann Donar von Rabenschrey eine in Jamaika-Farben gestrickte Wollmütze, die dann für diesen Abend doch etwas zu warm war, wie er nach dem Lied zugab. RABENSCHREY präsentierten eine gut ausgewählte, stimmungsvolle Musik aus ihrem Repertoire, was bei der Anzahl ihrer bereits erschienenen CDs keine Schwierigkeit sein sollte. So fehlte auch nicht „Weg nach Walhall“ mit der von AC/DC gecoverten Melodie „Highway To Hell“, der bei jedem Konzert der Heiden ein Mitreißer ist.

Alles in allem war das erste Drachental-Festival zwar ein kleiner, dafür aber ein sehr feiner Konzertabend, der den Anhängern auf jeden Fall viel Spaß machte. Wenn das Festival im nächsten Jahr fortgeführt wird, stehen die Veranstalter bestimmt vor der schwierigen Frage, ob sie bei der reizvollen Clubstimmung bleiben oder ob sie einer größeren Besucherschar mehr Raum geben wollen. Ich persönlich könnte mir ein Clubkonzert immer wieder gut vorstellen, denn dieser Abend hat mich positiv eingenommen.

Copyright Fotos: Detlef Knut

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