Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 25.04.2006
Was mich immer wieder fasziniert an Läden wie dem Ringlokschuppen, ist, dass es auf Konzerten pünktlich losgeht. Bin ich eigentlich, gerade was Punk Veranstaltungen angeht, auf Verzögerungen gefasst, freue ich mich umso mehr, wenn es dann doch auf den Punkt genau anfängt.
FAR FROM FINISHED hatten an diesem Abend die undankbare Aufgabe, das Publikum für LESS THAN JAKE und die DROPKICK MURPHYS anzuheizen. Waren die Zuschauer zu Anfang noch sehr verteilt und zurückhaltend, konnten die fünf Jungs aus Boston mit ihrem klassischen Punkrock zum Ende hin doch noch eine nicht geringe Menge zum Pogen verleiten. In knapp 35 Minuten haben FFF die Mehrheit von ihrem Können überzeugt.
Zu Beginn der ersten Umbaupause kamen dann die ersten „Let’s go Murphys“ Rufe, welche kreativ um ein LESS THAN JAKE erweitert wurden. Durch diese Anfeuerungsrufe gepuscht kam die Truppe aus Gainesville/ Florida auf die Bühne und riss mit ihrer Mischung aus Punk und Ska die Massen mit sich. Sind sie in ihren 14 Jahren zwar noch nicht ganz groß raus gekommen, haben sie dann doch soviel Erfahrung gesammelt, dass sie selbst den stursten Ostwestfalen zum Tanzen gebracht haben.
So aufgeheizt wurde die zweite Umbaupause für das ein oder andere Bier, wovon einige Leute deutlich zu viele intus hatten, genutzt, bevor es wieder mit den minutenlangen „Let’s go Murpheys“ Rufen losging, welche dann auch erst endeten, als das Licht ausging und ein traditionelles irisches Lied aus den Boxen kam und die Band ankündigte. Unter großem Applaus kamen dann die DROPKICK MURPHYS auf die Bühne und zeigten vom ersten Lied „From Boston“ an, wo es langgeht – immer nach vorne ohne Kompromisse. Zu einem ersten Höhepunkt kam es bei „The wild rover“, welches vielen eher durch die deutsche Version „An der Nordseeküste“ bekannt sein dürfte. In ihrer unnachahmlichen Art und Weise klang dieses irische Volkslied kräftiger als jemals vorher gehört. Mein persönliches Highlight war allerdings die Huldigung an Joe Strummer. „Guns of Brixton“ wurde in einer unglaublich guten Oi-Punk Version zum Besten gegeben. Die Murphys ließen bis „The Spicy McHaggis Jig“ dem Publikum eigentlich keine Zeit zum Ausruhen. Bei diesem Tribut an den ehemaligen Dudelsackspieler der Ban, wurde ein Teil des weiblichen Publikums zum Tanzen auf die Bühne geholt. Was recht merkwürdig wirkte, da in den ersten Minuten die Mädels nicht wirklich wussten, was sie auf der Bühne machen sollten, bis die ein oder andere anfing zu tanzen.
„Kiss me, I’m shitfaced“ bildete das große Finale einer großen Show, ehe das Publikum die Band mit „Let’s go Murphys“ auf die Bühne zurückholte. Drei Stücke gab es dann als verdiente Zugabe. Wobei das letzte Stück „Minor Threat“ mich dann vollkommen davon überzeugte, dass dies ein richtig guter Abend war.
Zum Ende von FAR FROM FINISHED hatte ich kurz die Möglichkeit mich mit Scruffy Wallace (Bagpipe) von den Murphys zu einem Blitzinterview zu treffen. Ich warf Worte in den Raum und Scruffy plauderte los, was er darüber denkt:
F: Europa
S: Gutes Bier
F: Deutschland
S: Exzellentes Bier
F: Irland
S: Noch mehr Bier
F: Die USA
S: Bier, was nach Bier schmeckt
F: Boston
S: Heimatstadt
F: SLAPSHOT (eigentlich die bekannteste Hardcore Band aus Boston)
S: großartig
F: THE MIGHTY MIGHTY BOSSTONES (Ska Punk aus Boston)
S: noch besser
F: STREETDOGS (die neue Band des ehemaligen DROPKICK MURPHYS Sänger)
S: nette Typen
F: THE POGUES
S: Die POGUES Tour war im Dezember, aber es sind die POGUES, was soll ich da schon sagen? Es war eine Ehre mit ihnen zu spielen.
F: Wie ist die Tour bis jetzt?
S: Ermüdend
F: Wie lange wir die Tour noch gehen?
S: Nach heute Abend haben wir noch sechs Shows. Die Tour wird dann in Strassburg auf einem Festival enden.
F: Dann geht’s zurück nach Boston?
S: Ja, ein bisschen Zeit für Ruhe nehmen und an neuem Material arbeiten. Im Sommer werden wir dann noch mal nach Deutschland kommen, um auf dem einen oder anderen Festival zu spielen.
F: Wie war die Tour bis heute?
S: Wir sind jetzt seit zehn Tagen unterwegs, Russland war eines der größten Konzerte, das ich erlebt habe, heute ist es dann eher ein Konzert zum Erholen.
F: Wie kommt ihr mit LESS THAN JAKE klar?
S: Die Sache mit den Jungs ist, dass sie das Publikum jedes Mal richtig anheizen und wir hinterher immer gut Party machen. Ska ist zwar nicht so meine Musikrichtung, aber wir kommen doch gut miteinander aus.
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