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EARTHSHAKER ROADSHOCK 2007

Ort: Osnabrück - Halle Gartlage

Datum: 28.04.2007

Zur Einstimmung auf die diesjährige Festival-Saison zieht derzeit die Earthshaker Roadshock-Tour durch die Lande. Und die Stimmung konnte nicht besser sein, wurde doch ein vielversprechendes, wenn auch sehr gemischtes Billing aufgefahren und das tolle Wetter, sowie der mehr als optimale Wochentag taten ihr übriges, damit einem fetten Metal-Abend nichts mehr im Wege stand.

Pünktlich um 18:00h ging es dann mit den schwedischen Newcomern ALL ENDS los. Diese noch recht junge Formation wartet gleich mit zwei ansehnlichen Front-Damen auf, welche auch noch über durchaus kräftige Stimmen verfügen. Emma ist übrigens die Schwester von IN FLAMES’ Axtmann Björn Gelotte, welcher zusammen mit seinem Kollegen Jesper Strömblad ALL ENDS auch gleich mal beim Songwriting tatkräftig unterstützt hat. Nun war es kurz vor dem Release der Debüt-EP „Wasting Life“ also schon gleich Zeit für die Live-Feuerprobe. Und bei dieser zogen sich die Schweden plus Inder ordentlich aus der Affäre. Besonders den Gitarristen Fredrik Johansson (DIMENSION ZERO) und Peter Mardklint (EMBRACED) war die jahrelange Erfahrung deutlich anzumerken, zockten sie die Songs der ersten EP souverän und gekonnt runter. Den beiden Damen hinter den Mikros dagegen merkte man die leichte Nervosität und Unsicherheit noch eher an. Während sie Ohrwurm-Rocker der Marke „Wasting Life“ und „Alone“ gesanglich einwandfrei kraftvoll darboten, schienen die beiden Natur-Schönheiten des öfteren nicht genau zu wissen, wohin mit sich. Soll man nun moshen, tanzen oder die Fans animieren? Gar nicht so leicht, doch sehr sympathisch zu beobachten und auch gar nicht weiter wild, rocken ihre Songs doch live noch ne Ecke fetter als auf Silberling. So konnten sich ALL ENDS trotz des undankbaren Jobs als Eröffner vor noch recht wenigen Anwesenden durch ihre sympathische Art und den amtlichen Songs schon einen kleinen Achtungserfolg und durchweg positive Reaktionen verbuchen!

Als nächste Band des skandinavischen Start-Trios an diesem Abend enterten die finnischen Power Metaller von MACHINE MEN die Bühne der Halle Gartlage. Das Quartett um den kleinen aber stimmgewaltigen Fronter Antony konnte sich in den letzten Jahren von Album zu Album einen mehr als guten Namen erspielen. Um so undankbarer und auch unverständlicher, dass man auf dieser Tour als zweite Anheizer vor gerade mal 100 Leutchens (wenn überhaupt) versägt wird. Denn ob nun neue Kracher der Marke „No Talk without the Giant“ und „Ghots of the Seasons“ oder „Man in Chains“ und “Against Freaks” vom Debüt “Scars & Wounds”… hier sind klasse Musiker und ein richtig guter Sänger am Werk, deren engagierte Show auch von den immerhin ein wenig mitgehenden Bangern mit aufmunternden Applaus honoriert wurde. Da wäre es doch wünschenswert, dass die sympathischen Finnen in Bälde einen angemessen Tour-Slot bekommen würden.

Nordland, die dritte, Finnland die zweite und dabei ein Mann, der weit größere Hallen und Publikums-Mengen gewohnt ist. Und wo viele jüngere Fans glauben, dass TAROT nur eine Nebenband des NIGHTWISH-Bassers Marco Hietala und dessen Bruders Zachary ist, dürfte sich verwundert die Augen reiben, sind die Jungs doch schon seit 20 Jahren mit dieser Band am Start. Noch nicht ganz so lange führt man nun zwei Leadsänger in den eigenen Reihen, wofür der Grund während des Sets der finnischen Power Metaller auch schnell deutlich wurde. So ist Marco zwar ein sehr guter Basser und nicht zu verachtender Sänger, doch fehlt in einigen Tonlagen einfach die passende Stimme. Ergo wird der blond Sympathiko bei Krachern wie „Crows fly Black“, „Ashes to the Stars“ oder „Pyre of Gods“ besonders in den höheren Lagen von seinem Gefährten Tommi Salmela deutlich an die Wand gesungen. Und trotz der recht mageren Besucherzahlen an diesem Abend durften sich die Finnen über sehr gute Resonanzen freuen. Dies machte sich auch stimmungsmäßig bei den Musikern bemerkbar, rockten doch Tommi sowie Keyboarder Janne Tolsa (ETERNAL TEARS OF SORROW) und besonders Marco während der gesamten gut 40 Minuten mit einem fetten Grinsen und immer einem flotten Spruch auf den Lippen, während Hietala–Bruder Zachary saucool mit Sonnenbrille und Kippe bewaffnet ein fettes Riff und gelungenes Solo abfeuerte. So scheinen TAROT und gerade Hietala es richtig zu genießen, mal wieder kleinere und intimere Shows zu spielen. Da störte es dann auch nicht weiter, dass die Halle bislang nicht mal halb gefüllt war.

In ihrer Heimat, dem „Land der Metal-Bands mit Frauengesang“ Holland, gehören AFTER FOREVER schon länger zu den großen. In unseren Breitengraden allerdings kommen die sympathischen Metaller bislang trotz starker Alben nicht über den Status eines Geheimtipps hinaus. Die Vorzeichen dies mit dieser Tour zu ändern standen nicht ganz so gut, muss doch der mit wichtigste Mann der Band Sander Gommans (Gitarre, Grunts) die Tour aus gesundheitlichen Gründen ausfallen lassen. Dennoch oder gerade deswegen gingen AFTER FOREVER besonders motiviert auf die Bühne und zockten ein starkes Set, bei welchem insbesondere die Single „Energize me“, „Face your Demons“, „Digital Deceit“ und „Transitory“ punkten konnten. Dies lag wieder einmal besonders an Fronterin Floor Jansen, welche auch heute wieder durch ihre kraftvolle Stimme und sympathische Art die mittlerweile gut 300 Fans schnell für sich gewinnen konnte. Dazu sorgten Bas Maas (Gitarre) und Luuk van Gerven (Bass) mit ihrem engagierten Spiel, dass das Fehlen ihres Axt-Kollegen nicht zu arg ins Gewicht fiel. Ein runder Auftritt, welcher auch später am Abend zu Recht noch einiges an Händeschütteln und Autogramm-Schreiben zur Folge hatte.

Vor wenigen Wochen erst rockten DIE APOKALYPTISCHEN REITER an anderer Stelle in Osnabrück das Tomahawk Festival und auch heute war eine Vielzahl der Anwesenden besonders wegen diesen leicht abgedrehten Jungs angetreten. Und wieder einmal war diese Fans voll mit guter Laune und diversen Gerstengetränken auch geschlossen vor der Bühne angetreten. Auf dieser gab es die gewohnt halsbrecherische Action zu sehen. Ein radschlagender Fuchs, ein peitschender Dr. Pest und ein Volk-Mar der ständig die Matte rotieren ließ. „We will never die“, „Reitermania“, „Riders of the Storm“, „Seemann“ oder auch „Sehnsucht“ wurden auch dieses Mal zu Recht nach allen Regeln der Kunst abgefeiert und auch das neu ins Set gerutschte „Der Adler“ wurde gebührend abgefeiert. Pogo, Banging und Gegröhle waren während der gesamten knappen Stunde angesagt, da durfte Flaggen-Wedeln natürlich genauso wenig fehlen, wie der Crowdsurfing-Contest über dessen Preis-Vergabe die Tour Merchandiserin Erin allerdings im Vorfeld gar nicht informiert wurde und daher gar nicht wusste, was die Leute nun von ihr eigentlich wollten. Ein weiterer Triumphzug der REITER, nach dem man abzuwarten hatte, ob die bösen Trolle von FINNTROLL dem etwas entgegen zu setzen hatten.

Und das hatten sie! So legten FINNTROLL gleich nach dem Intro „Gryning“ mit „Sang“ los und brachten die Stimmung schon gleich mit „Korpens Saga“ zum Kochen. Schon interessant, wenn die Fans versuchen die altschwedischen Texte mitzusingen. Mit dem Klassiker „Jakten’s Tid“ wurde die tolle Stimmung noch ausgebaut und erreichte natürlich mit „Trollhammaren“ seinen Humppa-Höhepunkt. Dazu wurden alte Kracher der Marke „Svartberg“ genauso abgefeiert, wie die Hits „Nedgang“ und „Örmhaxan“ vom neuen Werk „Ur Jordens Djup“. Während die Axt-Trolle gewohnt souverän und motiviert die Riffs fliegen ließen, lag mein Augenmerk besonders auf Neu-Fronter Vreth, welcher ja bei seinem Debüt auf dem Rock Hard Festival 2006 mehr als unsicher und nervös wirkte. Doch auch wenn der gute noch immer etwas steif in Hüfte bleibt, hat sich seine Bühnenpräsenz passend zu seinen exzellenten Vocals mehr als nur verbessert. So agiert der Finne total souverän und lässt damit seinen klasse Vorgänger Wilska zu keiner Minute missen. Auch die Fangemeinde hat den jungen Shouter mittlerweile mehr als ins Herz geschlossen, so dass die Stimmung während der gesamten gut 70 Minuten Spielzeit durchweg auf Top-Niveau war. Dies wurde zum Ende noch mit der Zugabe „Försvinn du som Lyser“ belohnt, wonach die Meute nach einem langen Abend dann auch erschöpft und happy in die milde Frühlingsnacht entlassen wurde.

Keine Frage, in dieser Live-Form, diesen ausgereiften Songs und diesem Party-Faktor haben FINNTROLL das Potenzial ganz groß zu bleiben und nicht nur als „Humppa-One Hit Wonder“ in die Metal-Geschichte einzugehen! Daher kann man nur hoffen, dass die Earthshaker Roadshock-Tour trotz einiger organisatorischer Probleme weiter gehen wird. Denn alleine die REITER und FINNTROLL sind es mehr als wert, wobei auch alle anderen Bands eine mehr als gute Figur machen!

Copyright Fotos: Nicolai Meyer

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