Ort: Eindhoven - Effenaar
Datum: 19.12.2009
Das Metal Meeting in den Niederlanden konnte in den Vorjahren immer mit einem fetten Line-Up aufwarten und das sollte sich auch nach dem Umzug von Arnhem nach Eindhoven nicht ändern. 22 Bands auf zwei Bühnen im ausverkauften Effenaar – das ließ auf einen langen, äußerst metallischen Tag hoffen.
Nachdem die schneereiche Anfahrt über Belgien in die Niederlande überstanden war – in NL selbst lag (noch) kein Schnee – wurde nach einem kurzen Zwischenstopp am Bahnhof, im Hotel eingecheckt und der Weg gen Effenaar angetreten. Trotz eisiger Temperaturen hatte sich bereits eine Schar Headbanger vor der Halle versammelt und wartete bibbernd auf den Einlass. Dieser fand glücklicherweise beinah pünktlich statt, so dass dem Vergnügen nichts mehr im Wege stand. Die beiden Bühnen waren im Erdgeschoss (kleine Stage) und im ersten Stock, zudem bot die untere Etage Garderobe, Merch-Stände und Verpflegung (bei der die Auswahl gern hätte ein wenig größer sein dürfen…) riesige, wirklich gute Burger, was Vegetarisches und 3-4 andere Sachen zu (Festival)akzeptablen Preisen.
Bereits bei der ersten Band war zu erahnen, dass es voll, seeehr voll werden würde, denn immerhin war das EMM 2009 im Vorfeld komplett ausverkauft. Kaum erstaunlich war die Halle denn auch schon ziemlich voll, als KRISIUN mit ihrem Brutal Death die Bühne enterten und gleich zum Aufwärmen alles in Schutt und Asche zerlegten – oder es zumindest versuchten, denn das niederländische Publikum gab sich recht relaxt (oder faul?). Der einzige, der wohl noch nicht so ganz da war, war der Lichttechniker. Dieser zeigte sich allerdings auch im Verlauf des Festivals nicht immer von seiner Schokoladenseite und bedachte viele Bands mit abartig wenig Licht – so leider auch KRISIUN. So wurde statt nervenaufreibender Fotografierversuche die Halle ausgekundschaftet – untermalt von brasilianischem Todesblei. Links von der Bühne Merch, eine Bar an der hinteren Wand und eine rechts der Bühne – passt! Interessant war auch, dass im Graben kein, wirklich kein Security zu sehen war. Weder beim Opener KRISIUN, noch beim Headliner SATYRICON. Crowdsurfen war, wie so üblich in den Niederlanden, sowieso verboten, wen sollte man also auffangen und die Fotografen gingen beinah vorbildlich nach 3 Songs aus dem Graben. Beim Headliner war’s dann auch mal etwas länger, was aber niemanden zu stören schien. Wie man sieht, die allgemeine relaxte Haltung hatte sowohl Vor- als auch Nachteile.
Nach einer knackig kurzen Umbaupause von 20 Minuten enterte die erste von 4 schwedischen Bands (auf der großen Bühne) die Bretter. GRAVE rumpelten und polterten da weiter, wo KRISIUN kurz zuvor aufgehört hatten, allerdings in bester alter Schwedentodmanier. Sänger Ola Lindgren gab sich betont lässig mit Fluppe im Mundwinkel und so langsam kam im Verlauf des Sets auch Bewegung in die Menge. „Aufwärmen“ war jedenfalls nicht mehr wirklich von Nöten, denn dank einer mittlerweile ziemlich vollen Halle war es verdammt warm. Gegen Ende des Sets holte sich Sänger Ola noch ein wenig Unterstützung ans Mikro: NILE Basser Chris Lollis. Was soll man da noch sagen? Die Schweden sind einfach immer einen sichere Bank, Open Air oder in der Halle!
Wir bleiben in schwedischen Gefilden, schlagen nun aber ganz andere Töne an. Die „Skandal“mucker von SHINING betraten die Bühne und wie bei deren Gigs so üblich, wusste man nicht so recht, was man denn nun zu erwarten hatte. Würde Sänger Niklas Kvarvorth wieder einmal Verstümmelungsorgien abhalten, Blut spucken oder …man weiß es nicht. Nunja, zumindest (fast) nichts von eben genanntem. Es wurde gemunkelt, dass sämtliche Ritzereien im Vorfeld verboten worden waren und so griff er beim zweiten Song zu einem anderen Mittel um Aufmerksamkeit zu erregen. Basser Andreas Larssen bekam einen leidenschaftlichen Kuss verpasst, der von einigen aus dem Publikum mit Becherwürfen bedacht wurde – die Kamera dankt für diverse Bierduschen! Irgendwo zwischen amüsiert und verärgert war wohl die Reaktion der Meisten. Ein wenig Verstümmelung musste aber wohl noch schnell sein, als wurde mal eben die Zigarette auf dem Bauch ausgedrückt. Nun, der Bühnenshow wegen werde ich die Schweden sicherlich nie mögen, rein musikalisch gab es mit neuen Stücken „Vilseledda barnasjälars hemvist“ („Klagopsalmer“) und altbekanntem wie dem formidablen „Låt Oss Ta Allt Från Varandra“ vom 2007er „V-Halmstad“ Album nichts zu meckern. Obendrein gab es einen Song (Titel leider vergessen) vom neuen Album „Född Förlorare“, den die Band, laut eigenen Angaben so noch nicht live und ohne vorherige Proben gespielt hatte. An und für sich hätten die Nordmänner jedwede „Showeinlage“ jedenfalls nicht nötig. Aber sei´s drum. Abgesehen davon war der Gig wirklich ordentlich.
So langsam machte sich ein allgemeines Hungergefühl breit, doch zunächst war ein weiterer Gang in den Fotograben angesagt. EQUILIBRIUM standen in den Startlöchern und hatten als erste Band des Tages während der ersten Songs akzeptables Licht (eigener Lichttechniker? Lichttechniker wach? man weiß es nicht). Wie man es bei den Münchenern fast schon nicht anders kennt, war die Halle vollgepackt. Die Musik funktioniert einfach, zumal das Publikum so langsam, dank des stetigen Bierkonsums auch in richtiger Feierlaune für den Pagan Sound war. Ganz warm werde ich mit dieser Band wohl nie werden, so dass nun erstmal die Jagd aufs Essen eröffnet wurde. Eine weise Entscheidung – während oben die Meute tobte, war eine Etage tiefer ein nicht allzu großer Andrang an der (leider) einzigen Essenstheke.
Mehr oder weniger pünktlich zum Auftritt des finnischen BM Kampfgeschwaders IMPALED NAZARENE hatten wir uns wieder einen Weg in die erste Etage erkämpft. Brutal und kompromisslos ging um Fronter Mika Luttinen zur Sache, etwas zu eintönig für meinen Geschmack, da nach einer Weile wirklich ein Song wie der andere klang. Trotz allem funktionierte die Mixtur wohl für einen Teil der Anwesenden hervorragend. Aufgrund der Bands am heutigen Tag war die Menge so oder so komplett auf „brutale“ Mucke eingestellt.
LEGION OF THE DAMNED hatten daraufhin natürlich Heimvorteil und legten einen gewohnt mitreißenden Gig hin, der nur einen entscheidenden Haken hatte: Bisweilen arbeitete die Nebelmaschine derart gut, dass außer einer Nebelwand und zeitweise herumfliegenden, zwischen den Nebelschaden aufblitzenden Mähnen nichts, aber wirklich gar nichts von der Band zu erkennen war. Hatten die Fotografen zu Beginn noch gehofft, der Nebel würde im Laufe des ersten Songs verschwinden, so wurde alle Hoffnung über Bord geworfen, als der Nebel eher dichter denn lichter wurde. Na, wie die langhaarigen Niederländer aussehen, wusste wohl so oder so jeder, ob ihrer konstanten Anwesenheit auf allen Bühnen quer durch Europa. Der Gig beim EMM markierte den letzten Gig des Jahres (sofern ich dies den niederländischen Ansagen entnehmen konnte) und so wurden „Son Of The Jackal“, „Werewolf Corpse“ und Co ordentlich abgefeiert.
Dieses Stimmungslevel sollte die nächste Schwedenattacke dann locker halten. ENTOMBED rockten die Bühne mit einer weiteren deftigen Version Schwedentod. Damit wurde anscheinend der Nerv des Publikums getroffen, denn es war eine Menge fliegender Matten auszumachen – sie bewegen sich also doch! Knapp 50 Minuten lang prügelten sich die Nordmänner quer durch die Discographie. Im Publikum war wesentlich mehr Bewegung als zuvor, endlich schien die doch arg „relaxte“ Menge in Fahrt zu kommen. Mal ganz ehrlich, wer bei „When In Sodom“, „Left Hand Path“ und Co noch immer schlummert, sollte mal zum Ohrenarzt gehen. Langweilig war’s auch nach dem 3. oder 4. Gig für dieses Jahr nicht.
Wem das ein wenig zu „stumpf“ war, der dürfte anschließend wohl bei den komplexeren Tönen von NILE eher auf seine Kosten gekommen sein. Die Amis stiegen mit „Kafir“, welches auch gleichzeitig der Opener ihres aktuellen Albums „Those Whom The Gods Detest“ Album ist, ins Set ein. Auch das folgende „Sacrifice Unto Sebek“ oder „Ithyphallic“ sorgten für krachende Nackenwirbel. Trotz des größtenteils wirklich frickeligen Materials blieb der Platz vor der Hauptbühne ordentlich gefüllt. Mit „Black Seeds Of Vengeance“ fand das Set dann nach Meinung Vieler bereits viel zu früh ein Ende. Viel zu früh vielleicht auch, weil das Set um einen Song gekürzt werden musste, aufgrund verlängerter Aufbauzeit.
Danach sollte sich die Halle kaum merklich leeren, denn um 23 Uhr sollte der Headliner des Abends die Bühne entern und der wurde heiß erwartet. Es handelte sich dabei um niemand geringeren als SATYRICON. Dies sollte eine der letzten Chance sein, die Norweger vor ihrer angekündigten Tourpause noch einmal live zu erwischen. Nicht nur das Publikum schien begierig auf den Auftritt zu warten, auch die Band schien kaum noch zu halten zu sein. Selten habe ich Fronter Satyr in derart guter Laune erlebt. Die vorangegangenen Gigs waren eher in leicht angepisster Laune von Statten gegangen, welche allerdings der Bühnenpräsenz in positiver Hinsicht zuträglich war. Umso schöner zu sehen, dass ein gute gelaunter Fronter gar noch eine Spur unterhaltsamer sein kann. Mit „Repined Bastard Nation“ gab’s einen zünftigen Einstieg und beim Publikum kein Halten mehr. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die relaxte Haltung einzig und allein dem Zweck gedient hatte, sich alle Kräfte für die Norweger aufzusparen. Vielleicht keine so schlechte Idee. Satyr beeindruckte zudem mit ungewohnter Publikumsnähe – lud der wirklich arg schmal geratene Fotograben doch geradezu dazu ein auf die Barrikade zu springen und von dort aus weiter zu singen. „Now Diabolical“ sorgte für erstes zartes Mitsingen, woraufhin erst einmal etwas mehr Stimmgewalt aus dem Publikum gekitzelt werden musste. Spätestens bei „K.I.N.G.“ oder „Fuel For Hatred“, welches mal wieder unglaublich ballerte, war wieder der volle Einsatz des Publikums gefragt. Danach verschwand die Band kurz von der Bühne, nur um dann für die Zugabe, welche traditionell eine der Black Metal Hymnen ist, zurückzukommen: „Mother North“. Was sonst ohne große Aufforderung funktioniert, lief hier zunächst etwas zaghaft und bedurfte ein wenig der Unterstützung des Sängers, das Mitsingen der bekannten Melodien – immer wieder ein Gänsehautfaktor. Summasummarum, ohne großes Zögern, einer der besten SATYRICON Gigs, die ich bis dato erleben durfte – trotz zaghaften Publikums.
Manch einer dürfte verwundert gewesen sein, warum nach den Norwegern noch THYRFING im regulären Programm auf dem Plan standen. Der Veranstalter hatte den Headliner auf 23 Uhr gelegt, damit diejenigen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen waren, diese auch noch erreichen konnten, ohne auf den Hauptact verzichten zu müssen. Eine nette Geste für die, die früher nach Hause mussten, umso schlechter für die nachfolgenden Bands. Denn als die Schweden nach dem beinah 10 Stunden dauernden Musikmarathon die Bühne enterten, zeigten sich beim Publikum nicht nur erste Ermüdungserscheinungen, nein, die Menge war auch stark dezimiert, so dass gerade einmal etwa ein Drittel der ursprünglichen Zuschauer noch vor Ort war. Wirklich schade, zumal das von THYRFING präsentierte Songmaterial wirklich einen positiven Eindruck hinterließ. Ich für meinen Teil freute mich, endlich noch mal den ex-NAGLFAR Fronter Jens Rydén live sehen zu können, denn seine Bühnenpräsenz war immer recht einnehmend. Trotz kleiner Zuschauermenge mühten sich die Mannen redlich die Fans bei Laune zu halten und brachten zudem eine Gastsängerin zur Unterstützung bei zwei Songs mit auf die Bühne. Ordentlicher Gig, müde Menge.
Mit diesem Gig endete der offizielle Teil des Programms und die Aftershow Bands starteten. Warum diese Bands aber als Aftershow und nicht mehr im normalen Billing standen, erschloss sich mir nicht so recht, zumal diese auf der großen Bühne, wie auch die Bands zuvor spielten. Dass die kleine Bühne der Stimmung wesentlich zuträglicher gewesen wäre, zeigt sich recht schnell. Der erste Programmpunkt, THE DEVIL’S BLOOD, wurde allerdings ausgelassen, um ein wenig verbliebene Kräfte für die letzte Band, HOLLENTHON aus Österreich zu sammeln.
Zu vorgerückter Stunde enterten dann endlich HOLLENTHON die Bühne. Glücklicherweise vertrieb die Musik alle Spuren von Müdigkeit, zumindest für die Dauer des Gigs. Die Österreicher hatten mit einer kleinen Menge wackererer Headbanger zu kämpfen, die bis zuletzt durchgehalten hatten. Jedes Headbangen, jeder Applaus musste trotz mitreißender Songs herausgekitzelt werden. Wirklich sehr schade, dass eine solche Band erst so spät auf die Bühne geschickt wurde. Besser wäre es wohl gewesen, das Festival einfach früher zu beginnen und die beiden letzten Bands in den regulären Spielplan zu integrieren. Nichtsdestotrotz haben HOLLENTHON einen beachtlichen Gig hingelegt.
Bevor sich jemand wundern sollte, warum es keinerlei Berichte von den Bands der kleinen Bühne im Untergeschosse gibt, so kann ich nur sagen, dass wir beschlossen hatten, uns auf die Bands der Hauptbühne zu konzentrieren, da zum einen die kleine Bühne bisweilen so überfüllt war, dass es schwer war in den Saal zu kommen, zum anderen wäre es nicht möglich gewesen, die Bands der jeweils anderen Bühne komplett zu sehen.
Wieder einmal war es dem Veranstalter gelungen ein fettes Billing für das Ein-Tages-Festival zusammenzustellen, welches sich sehen lassen konnte. Bands für den Geschmack eines jeden Fans extremer Klänge von fiesem Black Metal wie DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT über technischen Death in Form von NILE, Oldschool Death mit GRAVE oder ENTOMBED und gar Viking mit EQUILIBRIUM. Eine tolle Location, die bisweilen vielleicht schon einen Tick zu voll war, ein kleines aber ordentliches Essensangebot, etc. Bleibt nur zu hoffen, dass das Metal Meeting auch 2010 wieder mit einem solch fetten Line-Up aufwarten kann, der Termin jedenfalls steht schon fest: Am 18. Dezember soll es wieder soweit sein, merkt euch den Tag im Kalender vor und kümmert euch, wenn es soweit ist, rechtzeitig um Karten!
Copyright Fotos: Cornelia Wickel außer KRISIUN/ SHINING – Ofir Messer (metalist.co.il).
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