Ort: Herford - X
Datum: 20.03.2009
Da sich die „Sünder“-Tour im letzten Herbst als äußerst erfolgreich erwies, hatten sich die Jungs von EISBRECHER zu einer Fortsetzung entschieden und sollten dieses Mal auch im beschaulichen Ostwestfalen Halt machen. Und so begab es sich, dass sich die gleiche Terrorabordnung, fast auf den Tag genau ein halbes Jahr nach dem Konzert in der Bochumer Matrix, auf den Weg nach Herford ins X machte. Gute zwei Stunden vor Konzertbeginn waren wir da, wie auch schon der eine oder andere Fan der Band. Doch wollten wir nicht Groupie-like vor der Halle ausharren, sondern hatten noch einen Interviewtermin mit dem charismatischen (und redseligen) Frontmann Alexx. Nach einer ausführlichen Frage/ Antwort Runde und kurzer Nahrungsaufnahme war es dann aber auch schon Zeit für den Konzertbeginn.
Im Gegensatz zu Teil Eins der Tour hatte man sich dieses Mal für einen anderen Support Act entschieden. Offenbar haben JESUS ON EXTASY wohl doch nicht die erhofften Mädchenscharen angezogen. Und so versuchte man sich dieses Mal mit den Engländern von DIE SO FLUID, bestehend aus Frontfrau „Grog“, Mr. Drew und Al Fletcher. Mit leichter Verspätung legte das Trio aus London dann auch los mit seiner Mischung aus Post Grunge, Alternative Rock und Metal. „Grog“ ganz stilecht mit EISBRECHER Mütze, die sie von Alexx geschenkt bekommen hatte. Das Publikum hielt sich zu diesem Zeitpunkt noch eher vornehm zurück und beäugte die Formation lieber vom Rand der Tanzfläche aus. Nach und nach taute man aber auf und spendete verhaltenen Applaus. So rockte sich die Band durch Songs des Debütalbums „Spawn of Dysfunction“ und des aktuellen Werks „Not Everybody Gets a Happy Ending“ und drei Terrorverleger waren sich einig, dass DIE SO FLUID musikalisch und auch ansatzweise outfitmäßig leicht an eine englische Version von ÜEBERMUTTER erinnerten (vielleicht mal eine Idee für den Support Act bei der nächsten Tour). An dieser Stelle muss ich aber zugeben, dass mich sowohl Performance als auch die musikalische Darbietung nicht unbedingt vom Hocker gerissen haben. Dennoch: Besser als JESUS ON EXTASY war es allemal. Und das eigentliche Highlight sollte ja nun im Anschluss folgen.
Death Angel
Setlist DIE SO FLUID
Bitterness by discipline
Spawn of dysfunction
Happy Halloween
Pigsy
Disconnected
Existential Baby
Draw a line and cross it
Gang of one
Negahe
Der EISBRECHER rockte dann eine gute halbe Stunde später auch wie gewohnt mit „Kann denn Liebe Sünde sein?“ vor einem schicken neuen Backdrop los. Der Gesang von Herrn Wesselsky war zwar zunächst noch ein wenig zu leise, aber das schien gerade die vorderen Reihen nicht zu stören, wo sofort ordentlich Stimmung aufkam. Dies war den EISBRECHERn sicher mehr als recht, hatte man zuvor – Nordhorn-geschädigt – doch leichte Restzweifel gehabt, wie voll es am heutigen Abend letztlich werden würde. So aber sah die Halle mit ca. 500 Anwesenden auch von der Bühne aus recht ansehnlich gefüllt aus, auch wenn damit das Tags zuvor nahezu ausverkaufte Pulp in Duisburg erwartungsgemäß nicht getoppt werden konnte. Musikalisch ging es zunächst mit einigen Stücken der ersten beiden Alben weiter und wieder einmal war festzustellen, wie sehr Alexx die Interaktion mit dem Publikum liegt, der sich den einen oder anderen Spaß nicht nehmen ließ. Beim „Herzdieb“, der für mich nach wie vor einer DER Ohrwürmer auf „Sünde“ ist, kam mir im Nachgang an das geführte Interview in den Sinn, wie viel Singlepotenzial in so einem Song bei entsprechender Vermarktung stecken könnte. Fronter Alexx war inzwischen auch schon derart in seinem Element, dass ihm der Schweiß nur so in die Augen floss. Ein EISBRECHER Auftritt geht nun mal an die Substanz, insbesondere, wenn man die letzten 14 Tage vor der Tour bei Wind und Wetter im Auftrag treuer DMAX Zuschauer diverse Gebrauchtwagen ge„checkt“ hat.
Nach der auch heute unter Einbeziehung der Fans wieder zum Besten gegebenen „I´ve got the Power“ Dance-Einlage folgten dann mit „Kein Mitleid“ und dem länger nicht mehr dargebotenen „Herz steht still“ vom Debütalbum (anstelle von „Mein Blut“) die ersten der im Vorfeld angekündigten Überraschungen in der Setlist. Aufgrund der bei intensiver Bühnenbetätigung natürlich fortschreitenden körperlichen Erwärmung, vor allem in kompletter EISBRECHER Uniform, kam Alexx allmählich etwas in die Bedroullie, da er uns gegenüber zuvor angekündigt hatte, sich obenrum nicht mehr komplett ausziehen zu wollen und hieran trotz zaghafter Proteste einzelner Besucherinnen auch festhielt. Immerhin konnte sich ein Fan aber über die Krawatte des Fronthühnen freuen. Zum Ende des regulären Teils wartete dann noch ein besonderer Moment, denn das vor der Tour noch nie live präsentierte „Kinder der Nacht“ löste an dieser Stelle „Zeichen der Venus“ ab. Drei Zugaben rundeten den gelungenen Auftritt schließlich ab, während derer die O-Ton Alexx „14 bis 13-jährigen“ Herforder zum anschließenden Besäufnis- und Diskospaß bereits in die Halle drängten und vermutlich erstmals in ihrem Leben gute Musik zu hören bekamen.
gerrit [pk]
Setlist EISBRECHER
Kann denn Liebe Sünde sein?
Angst
Antikörper
Phosphor
Willkommen im Nichts
Herzdieb
Leider
Alkohol
Kein Mitleid
Herz steht still
Vergissmeinnicht
Schwarze Witwe
Heilig
Kinder der Nacht
This Is Deutsch
Ohne Dich
Miststück
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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