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EISREGEN – PUNGENT STENCH – TASTE OF BLOOD

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 24.01.2006

EISREGEN bei Eiseskälte: Passender kann ein Metalkonzert ja gar nicht terminiert sein. Und überhaupt… ein Metalkonzert in Bielefeld? Eigentlich hat sich ja die ostwestfälische Metropole in diesem Bereich eine merkwürdige Enthaltsamkeit auferlegt. Da kann man der VIBRA-Agency nur danken, dass die diesjährige Prostitour auch im Forum halt machte, denn genügend Banger gibt es auch hier! Zwar wurde der bisherige Tourschnitt von etwa 600 Leutchen nicht erreicht, aber mit gut 350 Nasen war der „Schuppen“ wirklich gut gefüllt. Viele Mädels da und viel Jungfolk, aber das überrascht bei den „Todesmeistern aus Thüringen“ nicht wirklich. Überhaupt erstaunlich, dass dieselbe Tour mit denselben beiden Bands gut ein Jahr nach der Erstauflage wieder so gut geht, da passt anscheinend Arsch auf Eimer. Doch vorab wollte man noch einer lokalen Band die Chance geben, ihr Material zu präsentieren!

So ca. gegen 21 Uhr standen die 5 Jungs von TASTE OF BLOOD auf der Bühne, bzw. wie im Falle des Drummers Phillip saßen. Der hatte sein Drumkit direkt vorne an der Bühne positionieren müssen, was die Bewegungsfreiheit der Truppe ein wenig einengte. Links Bass und erste Gitarre, rechts Shouter und zweite Klampfe, so legten die Herforder los. Kreischer Philipp (dieser mit 2 „p“ und einem „l“!) schaute zwar ein wenig metalcorig aus der Wäsche, die Musik tendierte dann aber mehr in Richtung Schwedentod plus ein paar Klassik Melodic Parts und einigen Hyperblasts. Richtig abwechslungsreiche Mucke, welche das Quintett da eine halbe Stunde lang präsentierte. Die Axtfraktion zeigte sich präzise und variabel, da konnte man über das kaum vorhandene Stage Acting hinwegsehen. Auch die Zuschauer quittierten die Darbietung mit erstaunlich viel Applaus, für OWL-Verhältnisse fast schon frenetisch, und ein Zeichen dafür, was denn noch kommen würde. Besorgt euch die aktuelle Scheibe „Dead Eyes“!

Nach dieser coolen Aufwärmrunde war es an der Zeit für eine schöne Zeitreise in die seligen Grind-Gründertage von Nuclear Blast mittels der Wiener Sickos PUNGENT STENCH. Und gleich zu Beginn des gut einstündigen Sets fiel auf, dass die anwesenden Banger wohl doch nicht nur wegen EISREGEN angetanzt waren, denn der Saal war gut gefüllt, und der Mob tobte von Beginn an los. Erstaunlich, dürften doch etliche der vor der Bühne befindlichen Nasen zu der Hochzeit der Band mal gerade in den Kinderschuhen gesteckt haben! Aber auch erfreulich, dass der Nachwuchs Bands wie PUNGENT STENCH für sich entdeckt. Die legten auch gleich volles Rohr mit enorm druckvollem Sound los. Und zwar mit „Bonesawer“ vom 90er-Klassiker „For God your Soul…for me your Flesh“! Was ein Einstieg! Das Trio Infernale rumpelte sich durch die mittlerweile fast 20-jährige Bandgeschichte, natürlich mit dem ihr eigenen Schräg-Humor. Leider konnte man einige der Wiener-Dialekt-Jokes nicht so ganz verstehen. Cool auf jeden Fall die trockene Ansage zum letzten regulären Track: Und hier ist unser Liebeslied… “Dead Body Love“! Oder: „Da könnt´s Ihr jetzt schunkeln, was zum Popo wackeln. Was die Meute natürlich bei Disco-Groovebomben wie „Viva La Muerte“ oder „Klyster Boogie“ gerne und zahlreich tat. Gar kein Vergleich zu der lauen Geschichte letztes Jahr in Osnabrück. Heuer in Bielefeld war der Sound aber auch um Längen besser, und das Publikum ging für Ostwestfälische Verhältnisse ausgelassen mit. Veranstaltungen dieser Art würde man doch gerne mal wieder öfter sehen hier im Raume. Mit „Extreme Deformity“ klaubte man sogar noch einen ultrafrühen Grindclassic aus der Mottenkiste und zeigte dem Jungvolk eindrucksvoll, was für herrliche Musik vor 17 Jahren doch gemacht wurde. Simpel aber einzigartig. Da passte es auch, dass ein Großteil der Setlist aus Brüllern der Frühzeit bestand. Auch wenn die beiden neueren Alben nicht schlecht sind, die Erstwerke sind „The Real Deal“! Nach diesen frenetischen Reaktionen auf den geilen Gig der Rentner-Grindcoreler folgte der vielumjubelte Headliner.

Mittlerweile hatte die nicht vorhandene Uhr 11 geschlagen, und die in Scharen vorhandene EISREGEN-Fanbase sich an die Bühne begeben. Während die alten Hasen das Geschehen jetzt eher von hinten begutachteten (Hallo Moses!), einten sich Jungmetaller und ein paar Grufties, um die Ostdeutschen in Empfang zu nehmen. Die waren erwartungsgemäß zu 6t angetreten und boten optisch ein heterogen-putziges Bild. „Blutkehle“ Roth als ausgeleuchteter Mittelpunkt im „Battle Royale“-Shirt (genialer Japanischer Streifen!), Bursche Lenz rechts mit Sonnenbrille und Zylinder für die Damenschaft, Theresa bei einigen Songs an der Violine für die Herren der Schöpfung. Dazu noch ganz außen links der „obskure“ Keyboarder, der dieses mal sogar dabei beobachtet wurde, mit den Füssen zu wippen, natürlich der Drummer und eine Bassistin, quasi die germanische Antwort auf Jo Bench. In dieser Besetzung startete man mit Titeln wie „Am Glockenseil“, „Blutgeil“, „Leichenlager“ oder „Kaltwassergrab“ von der aktuellen „Hexenhaus“-VÖ ordentlich durch, dabei war der Sound im Gegensatz zu anderen von mir beigewohnten Live-Schlachten recht passabel. Eigentlich habe ich die „morbide Meute“ noch nie so homogen musizieren sehen, ein Lob also auch an den Mischer. Dadurch werde ich jetzt sicher nicht der allergrößte EISREGEN-Fan, aber ihre eigentliche Anhängerschaft ging richtig gut ab. Da wurde jede Textzeile mitgegrölt, und auch Schlachtrufe zwischen den Songs waren vernehmbar. Schließlich bildete sich sogar der erste Pit des Abends. Leider fehlten mit „Scharlachrotes Kleid“ und „Blassblaue Lippen“ 2 Bandhits, dafür textete man flugs den indizierten Brüller „MTRF“ in „Meine tote schwedische Freundin“ um. Die Meute stand kopf. Als Zugabe folgte fast erwartungsgemäß wieder die „Elektrohexe“. Zum Ende hin bangte ein Kollege direkt vor der Geigerin (die übrigens Geburtstag hatte und mit einem Ständchen bedacht wurde) so ungestüm, dass er schließlich über die Mikrokabel fiel und allerlei Gedöns mit zu Boden riss. Theresa wurde nur knapp verfehlt! Immerhin konnte man nachher beobachten, dass er sich entschuldigte. Fazit: Wenn sich Herr Roth mit seinen Ansagen nicht immer so fürchterlich ernst geben würde, wäre es nach meinem Dafürhalten aber gleich noch eine Klasse besser. Aber egal, an diesem Abend stimmte so gut wie alles, so dass man guten Mutes in die klirrende Kälte stapfen konnte. Wegen meiner darf diese Doppeltour das „Dinner for One“ der bundesdeutschen Konzertlandschaft werden!

Setlist PUNGENT STENCH
Bonesawer
Fuck Bizarre
Pulsating Protoplasma
The Amp Hymn
Splatterday Night Fever
Deadly Medley (u.a.For God your Soul…)
Viva La Muerte
Extreme Deformity
No Guts no Glory
Sick Bizarre Defaced Creation
Dead Body Love

Got Milf
Four F Club
Klyster Boogie

Copyright Fotos: Jörg Rambow

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