Ort: Spenge - Irrlicht
Datum: 27.11.2004
Nach einigen “großen” Namen in jüngster Vergangenheit stand heute Abend mal ein kleines elektronisches Festival auf dem Programm, noch dazu in einer abgelegenen Lokalität. Veranstalter war Vegaland, die es sich auf die Fahnen geschrieben haben, regional bekannte Acts zu unterstützen. Nachdem das Konzert ursprünglich mal in Dortmund stattfinden sollte, wurde es aus mir unbekannten Gründen ins Spenger Irrlicht verlegt, welches mir bis dato nur vom Hörensagen ein Begriff war. Die Landkarte gezückt und ab ins Moor, an einer einsamen Landstraße zwischen Spenge und Bünde befindet sich der besagte Laden, eine Art Kneipe mit angrenzendem Discosaal. Kurz nach 20 Uhr trafen wir ein, nur um festzustellen, dass es a) noch recht leer war und b) nicht vor 21 Uhr losgehen würde. Zudem hatten M.O.N.O. abgesagt, das konnte man aber bereits vorab deren Homepage entnehmen. Nach der Begrüßung weiterer „Terrorverleger“ wurde dann erst mal die örtliche Speisekarte getestet, die sich durchaus achtbar aus der Affäre ziehen konnte.
Nach einer endlos langen Wartezeit, währenddessen das Irrlicht auch nicht gerade voller wurde, ging es dann endlich mit CÉLESTE NOIR aus NRW los. Das Trio bestehend aus dem Wuppertaler Sänger Carsten Grünewald und den beiden Keyboardern/ Percussionisten Frank Leonhardt/ Markus Korbas existiert seit Ende des Jahres 2000 und hat seitdem bereits 2 Demos veröffentlicht. Dementsprechend stammten auch die Songs von den beiden VÖs „Shadowland“ und „…and the fire spoke to me…“. Eine Mischung aus Synthie/ Future Pop und Dark Wave-Elementen, mal poppiger, mal treibender. Vor der Bühne hatten sich vielleicht 20 Menschen postiert, die zum Teil auch zu den nachfolgenden Acts gehörten. Die Solidarität zwischen den einzelnen Bands war insgesamt mehr als beeindruckend. Musikalisch waren CN durchaus akzeptabel, allerdings sollte mein Fast-Namensväter noch an seinem Live-Gesang feilen, denn er wirkte hier und da unsicher, mit leichten Problemen, die Töne zu halten. Nach einer mehr als ordentlichen Spielzeit war der Spaß vorbei, aber es sollte für Carsten nicht der letzte Auftritt an diesem Abend gewesen sein.
ANONYMOUS DREAM aus Hannover führten den Reigen fort. Nachdem wir bereits ihr Demo „Brillant & Dangerous“ besprochen hatten, konnte man an diesem Abend stolz bekannt geben, dass man einen Deal mit D.M.M. unterschrieben hat, mithin der Longplayer also bald regulär in den Läden stehen wird. Wiederum befanden sich 3 Musiker auf der Bühne, allerdings sollte nun das einzige mal an diesem Abend eine Gitarre eingesetzt werden. Neben Gerry an derselben komplettierten Rette an den Keys sowie MA10, der sich hauptsächlich um den Gesang kümmerte, das Line Up. Und dieser Gesang scheidet durchaus die Geister: Zwar ist er technisch einwandfrei, wirkt aber von Klangfarbe und Theatralik her in meinen Augen ein wenig übertrieben, das muss aber jeder selbst für sich entscheiden. Komplettiert wird der Sound von Synthie Melodiefolgen und relativ harten Riffs, was eine recht eigentümliche Mischung ergibt. Man spielte tatsächlich ALLE 11 Stücke vom regulären Debüt plus eine „Maniac“-Coverversion als Dreingabe zum Schluss. Ja ja, das Lied mit dem „unser Superstar“ ALEXANDER so heftig baden gegangen ist. Vielleicht ein etwas zu langer Gig im Hinblick auf die fortgeschrittene Zeit und die noch folgenden 2 Headliner, aber was soll’s, die Jungs hatten offensichtlich ihren Spaß.
Setlist ANONYMOUS DREAM
Lonely Angel
Anonymous Dream
Wrath
Brillant & Dangerous
Behind the Planets
Destiny was blind
The Exodus
Fron the Source
Quest for Therapy
The Sun
Vertrautes Land
Maniac
Die SUPERIKONE aus Köln war mir vom DE/VISION Gig noch sehr positiv in Erinnerung, dementsprechend meine Vorfreude. Allerdings hielt sich die bei den meisten anderen Anwesenden zunächst in Grenzen, kaum jemand trat noch vor die Bühne. Dennoch ließen es sich Malte und sein Promoter/ Keyboarder in Personalunion Karsten Allenstein nicht nehmen, ihren spaßig treibenden Elektrosound ins Auditorium zu schmettern. Karsten hatte sich make up wie klamottentechnisch ganz den 80ern angepasst, dementsprechend auch die Verwendung eines Moog-Analog-Synthesizers. Malte hingegen überzeugte mit viel Energie und witzigen Ansagen. Im Gegensatz zu meiner letzten Begegnung mit ihnen hatte man die Setlist ordentlich durcheinander gewirbelt. So waren keine Stücke der Vorgängerband LUNASTOY mehr im Programm, dafür aber mit „Energie“ der Titeltrack des bald erscheinenden zweiten Albums. Der flott-tanzige Future Pop mit den deutschen Texten konnte nach und nach doch immer mehr der wenigen Gäste überzeugen, es wurden sogar vorsichtige Bewegungen im Takt gesichtet. Besonders die aktuelle Single „Opiate“ wie auch das sehr treibende „Höher, schneller, weiter“ konnten hier überzeugen. Nach nur 8 Tracks (der letzte wurde einer verstorbenen Freundin gewidmet) war dann der SUPERIKONE-Gig auch schon wieder beendet, was mir persönlich eindeutig zu kurz war. Immerhin mischte sich das sympathische Duo danach ins Publikum und verschenkte handsignierte LUNASTOY-CDs – Nette Geste!
Setlist SUPERIKONE
Intro
Machtmenschen
Wenn du tanzt
Energie
Höher, schneller, weiter
Wo auch immer
So schmutzig
Opiate
Engel
Mittlerweile war es schon nach Mitternacht und es hatten sich einige schwarze Gestalten eingefunden, die ihre Körper zwar bewegen wollten, aber zu Konserven- und nicht Livemucke. Das war aber nicht das größte Problem, mit dem EMOTIONAL VIOLENCE Sänger Koral zu kämpfen hatte. Wie er mir erzählte, hatte ihn sein Keyboarder Uwe ganz plötzlich ohne nähere Angabe von Gründen im Stich gelassen, so dass eine Notlösung erdacht werden musste. Und da kommt Carsten vom Opener CÉLESTE NOIR wieder ins Spiel. Er war so freundlich, spontan die Regler für den Hamburger zu bedienen. Keine leichte Aufgabe also für den Südländer mit der samtenen Stimme, zumal sich die Zahl der interessierten Zuschauer weiter verringerte, warum auch immer. Im Gegensatz zum Soundcheck wirkte Korals Stimme ein wenig brüchig, fast hatte man den Eindruck, als ob da doch eine Menge Lampenfieber im Spiel war. Spätestens bei „Feel the Fate“ legte sch diese Unsicherheit weitestgehend. Die Setlist bestand aus Songs der beiden in Eigenregie entstandenen Alben „Phenomenon“ und „Break the Silence“, vor Ort wurde auch noch eine EP mit dem Namen „Buried Treasure“ angeboten, auf der sich EV-Klassiker befinden. Der eingängige Synthie Pop gefiel mir insgesamt recht gut, dennoch war es nun an der Zeit, sich auf den Heimweg zu begeben. Ein interessanter Abend hatte sein Ende gefunden, noch interessanter wäre er sicher gewesen, wenn die Anwesenden so engagiert wie die Musiker gewesen wären bzw. überhaupt mehr Menschen den Weg ins Irrlicht gefunden hätten. Aber man kann nicht alles haben im Leben…
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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