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ESTAMPIE

Ort: Hannover – Marktkirche

Datum: 26.06.2004

In den besonderen Premierengenuss eines aufwändig angelegten Sonderprojekts mit Gastmusikern sowie Projektionen des weithin bekannten Fotojournalisten Bruno Baumann und Installationen von Markus Heinsdorf kamen die Besucher des Masala Weltbeat Festivals sowie eigens hierfür angereiste ESTAMPIE-Fans am 26. Juni 2004 in Hannover. ESTAMPIE – auch gern die Stimme des Mittelalters genannt – präsentierten zusammen mit vier Gastmusikern aus Khorasan (Iran), Nordindien und der Mongolei ihre Mittelalterklänge auf den Pfaden Marco Polos und dessen historischer Reise auf der Seidenstraße. Eine durchaus reizvolle und angemessene Kulisse bot hierfür die im 14. Jahrhundert erbaute Marktkirche, deren Sitzplätze bereits vor Konzertbeginn bis auf den letzen Platz gefüllt waren, so dass einige Besucher mit einem Stehplatz auf dem Balkon vorlieb nehmen mussten. Die nun dargebotene musikalische Reise untergliederte sich in verschiedene Etappen. In üblicher ESTAMPIE-Manier führte Michael Popp die Hörer durch das Programm, erläuterte die einzelnen Etappen, stellte die Musiker vor und schaffte somit eine alles andere als steife oder distanzierte Atmosphäre.

Der Auftakt zu „Abschied und Aufbruch“ begann leise und ruhig und wurde von Michael Popps und Sigrid Hausens Stimmen in schöner Art und Weise vorgetragen, die im Duett erklangen. Bereits im nächsten Stück kam mit der Harfe eins der schönsten Musikinstrumente mittelalterlicher Kunst mit ins Spiel. Ich war so von der Musik in den Bann gezogen, dass ich nur am Rande bemerkte, wie sich auf der Leinwand die Hintergrundbilder veränderten. Spätestens mit dem dritten Stück dieser Etappe, dem „Como poden“ aus Spanien, wurde die Musik merklich beschwingter. Ud und Drehleier wurden nun in den musikalischen Vortrag integriert und unterstrichen den Gesang der Künstler.

Die zweite Etappe „In Persien“ leitete Hamid Khezri mit Gesang und Dotarklängen ein, wobei er zunächst nur von Sascha Gotowtschikow an den Percussions unterstützt wurde, bis auch die weiteren Musiker mit eingebunden wurden. Ergebnis: Beschwingte Klänge, die doch voller Traurigkeit waren. Das folgende „Djal“, welches auch aus Khorasan stammt, wurde von Khezri, Popp und Hausen – in diesem Fall an der Flöte – instrumental dargeboten. Das abschließende Lied dieser zweiten Etappe war dann ein sehr trauriges, was besonders durch den Einsatz von Drehleier, Flöte, Dotar und Hamid Kherzris Gesang vermittelt wurde.

Außerordentlich beschwingt mit starkem Percussion-Einsatz verlief die dritte Etappe „Das fliegende Pferd“. Im Geiste entstand das Bild eines galoppierenden Rosses, welches sich mal ruhiger, mal schneller fortbewegt. Nun stand das gesamte Ensemble auf der Bühne und der Hörer kam so in den Genuss von Nasanjargal Ganbolds faszinierend merkwürdigem Ober- und Untertongesang und Instrumenten wie Pferdekopfgeige, Schalmei, Hackbrett und Nyckelharpa.

Die folgenden Etappen „Die singenden Dünen“ und „Begegnungen“ begeisterten durch den kaum vorstellbaren Einsatz mittelalterlicher Instrumente. Besonders hervorzuheben sind die Begegnungen mit Mensch und Tier. Mal ruhigere und leise, dann wieder treibende orientalische Klänge konnte man vernehmen. Freund oder Feind? Der stark vermehrte Einsatz der Percussions – bis hin zu einem Solo – warf diese Frage dramatisch in den Raum. Doch auch Streichinstrumente, Flöte und Hackbrett fanden ihren Platz. Auf der einen Seite gab es Stücke, zu denen nur Sigrid Hausen sang, dann wieder Songs, die abwechslungsreich durch den Einsatz der verschiedenen Stimmen begeisterten.

Die letzte Etappe „Die Ankunft“ wurde bildlich im Hintergrund durch eine Tür oder auch das, was sich hinter dieser Tür abspielen könnte, illustriert. Eher ruhige Klänge nach einer langen Reise ertönten. Zum Abschluss dieser Reise ließen die Musiker noch einmal das Geschehene Revue passieren und schlossen mit einem kurzen Medley, welches sie zu einer persönlichen Vorstellung nutzten. ESTAMPIE wählten dazu einen Auszug aus „Non Sofre Santa Maria“ (Ondas), welches über einen hohen Wiedererkennungswert verfügt.

Ein so durchdachtes, wohl stimmiges Zusammenspiel vermögen nur ESTAMPIE auf die Bühne zu bringen. Egal welche Tour, welches Thema, welche Gäste – es passt immer und wird jedes Mal zu einem unvergesslichen Erlebnis.
KR

Copyright Fotos: Karsten Thurau

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