Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 19.02.2004
An diesem eiskalten klaren Donnerstag Abend war ich gleich aus mehreren Gründen auf den Auftritt von ETWAS in Ostwestfalen gespannt. Zunächst mal war ja nun zufällig auch Weiberfastnacht, nicht ganz der Traum aller jungen Bielefelder aber dennoch Konkurrenzveranstaltung. Dann war das Konzert erst relativ kurzfristig beworben worden und was noch schwerer wog, die Debüt-Full Length „Zu viel“ war noch gar nicht erschienen! Somit konnte der potenzielle Fan maximal die beiden Singles kennen, die ordentliche Erfolge einfahren konnten. ETWAS sollten im sogenannten „Club“ im Ringlokschuppen spielen, für Nichteingeweihte, das ist der ganz kleine der drei Räume und der gab mit den Ostdeutschen gleichzeitig sein Debüt als Konzertstätte. Hatte ich mich noch gewundert, wo man da überhaupt eine Bühne aufbauen könnte, wurde nach Besichtigung der Location schnell alles klar. Im hinteren Bereich, wo sonst Sitzgelegenheiten aufgebaut sind, hatte man die Instrumente postiert, die Musiker spielten sozusagen mit dem Rücken zur Wand. Eine Vorgruppe gab es nicht, da die eigentlich hierfür vorgesehenen ELKE ins Studio abgeordert wurden, die kurzerhand auf dem neuen Label „IT Sounds“ von 2RAUMWOHNUNG untergekommen waren.
Schnell wurde klar, dass sich der Andrang in Grenzen hielt, aber es kamen dann insgesamt doch so an die 50 Gäste zusammen, die eher der jugendlichen Altersgruppe zuzuordnen waren. Eine Ausnahme hiervon war ein leicht kurioser Altrocker (Gruß an Martin aus Dissen!), der anscheinend seine Muttermilch in Konzertsälen aufgesaugt hatte. Der Mann ließ sich in seinen Erzählungen überhaupt nicht mehr bremsen, genauso wenig wie nachher bei seinen tänzerischen Einlagen. Zitat: „Das sind doch alles junge frische Bands, die kupfern überhaupt nicht ab, die entdecken den Rock neu!“ Recht hat er, und es sollte mehr von seiner Sorte geben!
Um kurz nach 21 Uhr betraten 5 junge Leipziger die Bühne, die sichtlich nervös waren ob der zu erwartenden Reaktionen der Fans. Sidney und ihr Cousin Stefan an der Gitarre bilden den eigentlichen Kern von ETWAS, dazu kamen dann noch ein Gitarrist mit getapter Hose, ein Bassist mit Zopf sowie „Günni“ an den Drums, wenn ich den Namen richtig verstanden hab’. Da auch Sidney meistenteils am Bass zupfte, kamen also 2 Bässe gleichzeitig zum Einsatz, ein doch eher seltenes Schauspiel. Nach 4 Songs hatte man schon drei der Stücke gespielt, die ich kannte, nämlich praktisch die komplette erste Single. Ein wenig wunderte es mich schon, dass man den Überhit „Ich zieh’ mich vor dir aus“ so früh brachte, immerhin führte der Song dazu, dass sich die blutjunge Sängerin ihres Oberteils entledigte. Die Reaktion der Anwesenden war zwar sehr wohlwollend (auf die Musik nicht das Oberteil!) aber leider traute sich kaum jemand direkt vor die Bühne (außer Martin…) Stefan übernahm wie bei der zweiten Single einige Gesangparts und intonierte „Immer das Selbe“ dann sogar ganz alleine. Leider war die Soundabmischung nicht ganz optimal, und so ging Sidneys markante Stimme ein wenig im Gitarrenlärm unter. Dennoch konnte die Mischung aus gefühlvollen Stücken und rotzigen Uptempo Songs überzeugen. „Alles wird gut“ wurde genutzt, um die einzelnen Bandmember vorzustellen. Beim Titelsong der bald erscheinenden CD „Zu viel“ kam dann Stefans Akustikgitarre zum Einsatz, während Günni ein wenig für Percussion sorgte. Das bekannte „Halt mich“ rundete den ersten Teil des Auftritts dann gelungen ab, hier konnten wenigstens einige mitsingen. S&S ließen sogar Feuerstrahlen aus ihren Gitarren blitzen, ein nicht zu erwartender Pyro-Effekt.
Danach verließ man die Bühne seitlich, nur um durch die doch recht hörbaren „Zugabe-Rufe“ für ein letztes Stück wiederzukehren. Bei „Hilfe von oben“ überraschte die Leipzigerin dann mit noch spärlicherer Kleidung und ein paar gymnastischen Verrenkungen. Und das war’s dann, die Band hatte sich vor kleiner Kulisse sehr achtbar geschlagen und muss sich nun mal durch die harten Mühlen des Rockgeschäfts kämpfen. Das Songmaterial überzeugt bereits, was die Optik angeht, erinnern die Jungs doch ein wenig an eine Schülerband, hier wird sicherlich noch ein Reifeprozess eintreten. Wir verließen das ehemalige Bahngebäude in die eisige und sternenklare Nacht, nicht ohne uns noch von Martin zu verabschieden. Bei den NEUBAUTEN werden wir uns wiedersehen…
SETLIST:
Käfig
Geh doch zur Tür
Nirgendwo
Ich zieh‘ mich vor dir aus
Immer das selbe
Wieso
Grenzenlos
Bemal‘ mich!
Etwas gelogen
Geradewegs ins Licht
Alles wird gut
Zu viel
Halt mich
Hilfe von oben
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