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EXILIA – AFTER ONE SUMMER

Ort: Herford - Club X

Datum: 11.02.2007

Ich erreichte das X etwas zu früh gegen 20.00 Uhr, Konzertbeginn war für 20.30 Uhr angekündigt und auf dem Parkplatz herrschte gähnende Leere. Ebenso an der Kasse, wo genau ein Kassierer und ein Security Mensch sich langweilten und auf potenzielle EXILIA-Fans warteten. Ich selber kannte die Band so gut wie gar nicht und hatte mich schon gewundert, dass die als Headliner und nur mit einer lokalen Vorband im doch recht großen X spielen sollten.

Bei dem lokalen Support handelte es sich um die in dieser Besetzung erst seit 2005 existierenden AFTER ONE SUMMER aus Bielefeld, die mir wärmstens empfohlen worden waren. Die 2006er Finalteilnehmer der „Bielefeld Rockt“-Veranstaltung mussten dann auch pünktlich um 20.30 Uhr auf die Bühne und taten mir zu diesem Zeitpunkt ziemlich Leid. Das wenige Publikum, mehr als 150 Zuschauer wurden es an diesem Abend eh nicht, verteilte sich recht gut an allen Theken und die Fläche vor der Bühne war halbherzig mit wenigen Reihen Zuschauern besetzt. AFTER ONE SUMMER ballerten dann erstaunlich brachial los (für mich, der ich die Band nicht kannte, war das auf jeden Fall erstaunlich). Einen recht guten Kontrast zum doch sehr heftigen Sound bot dann die Stimme der Sängerin Jot, die die Songs mit einer Menge Emotionen versah. Sie hüpfte und tanzte dann auch über die Bühne und versuchte die wenigen, die an diesem Abend den Weg ins X gefunden hatten, zu animieren. Der Schlagzeuger kesselte und bangte dabei auch wie ein Irrer und so schafften es AFTER ONE SUMMER immerhin, noch einige Personen von den Barhockern vor die Bühne zu locken und ernteten guten Applaus für ihre Show. Bassist und Gitarrist waren mir leider etwas zu passiv, die könnten ihre Sängerin besser unterstützen, spielten aber immerhin solide die Songs durch und hatten vielleicht wegen des Anblicks des leeren X schlicht und einfach keine Lust, wer weiß. Sängerin Jot schnappte sich nach einigen Songs selbst noch eine Gitarre und spielte einige Lieder mit. Nach genau 30 Minuten mussten AFTER ONE SUMMER dann von der Bühne, was mir völlig unbegreiflich war. Der Eintritt an diesem Abend betrug immerhin 18 Euro, es gab nur eine, und dann auch „nur“ eine lokale Vorband und die durfte dann lediglich eine halbe Stunde spielen? AFTER ONE SUMMER war für mich auf jeden Fall eine sehr positive Überraschung, von der ich gern noch ein paar Songs mehr gehört hätte.

Dann folgte erst mal eine Umbaupause. Die Rückwand der Bühne zierte ein großes EXILIA-Banner, passend zur neuen CD „Nobody excluded“. Bass und Gitarrenboxen standen in Käfigen mit dicken Gitterstäben und Sängerin Masha bekam einen Mikroständer mit blauen Leuchtringen in der Mitte. Soweit so gut, der Bühnenaufbau passte zur Größe des Ladens, lediglich die Anzahl der Fans ließ arg zu wünschen übrig, denn es wurde und wurde einfach nicht voller. Unter, für die wenigen Leute zumindest, ordentlichem Applaus betraten die Italiener dann die Bühne und rockten los. Ich erschreckte mich ein wenig, habe ich doch Fotos von einer, auf den Promofotos ganz anders aussehenden Sängerin machen wollen. Das Tourleben scheint doch seine Spuren hinterlassen zu haben. Auch musikalisch konnte ich wenig mit der Band anfangen. Irgendwie war das für mich alles nichts Halbes und nichts Ganzes. Man kann viele Touren mit bekannten Rockgrößen vorweisen, aber für eine Headliner-Tour scheinen mir EXILIA irgendwie nicht geeignet. Zwar mühte sich Sängerin Masha und rockte über die Bühne wie von der Tarantel gestochen, aber das alleine reichte nicht. Eher im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, dass dadurch oftmals der Gesang ganz arg litt und nur noch zum Schreien wurde. Schon nach wenigen Songs nervte mich das gekreischte „Danke“, das wirklich nach JEDEM Lied in ohrenbetäubender Lautstärke erschallte, nur noch. Der Bassist machte immerhin einen ordentlichen Job, poste und bangte zu den Songs und lieferte eine ordentliche Bühnenshow ab. Musikalisch war von allem etwas dabei, mal klangen EXILIA bei Beginn eines Songs so stark nach SOULFLY, dass man Max Cavalera auf der Bühne erwartete, dann kam ein Ausflug zu RAMMSTEIN oder man schwankte zwischen Nu Metal und normalem Rock. Für die Band mochte der geringe Zuschauerzuspruch demotivierend sein, ganz besonders auch deshalb, weil sich eine Dame direkt mittig mit einem Barhocker in die erste Reihe vor die Bühne gesetzt hatte. Aber halbherzig ging dann auch die Show weiter. Ein Papp-George-W.-Bush wurde gebracht, Sängerin Masha beschimpfte ihn und wollte uns zeigen, wie sie ihre Wut an ihm auslässt, tritt ihm aber dann so zärtlich in die Eier, dass der Pappaufsteller so gerade eben umfiel und dann schnell wieder weggetragen wurde. Kein Kaputthauen, Anzünden, Wegsprengen, Aufschlitzen, Aufhängen … nicht mal Köpfen. Das Publikum applaudierte immer noch artig nach jedem Song, bei den Songs selbst waren es aber nur wenige und sehr junge Mädels, die etwas abgingen und ihre Haare schüttelten. Nach nur einer Stunde Spielzeit war dann Schluss. Ich hätte mir doch irgendwie mehr erwartet, tat mir die Zugabe nicht mehr an und ärgerte mich nur aufgrund von AFTER ONE SUMMER nicht, den heutigen TATORT verpasst zu haben.

Copyright Fotos: Karsten Rzehak

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