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FEINDFLUG – CYBORG ATTACK

Ort: Berlin - K17

Datum: 22.10.2005

Einmal Berlin und zurück?! Außergewöhnliche Ereignisse erfordern außergewöhnliche Aktionen, und an diesem Abend sollte im Berliner K17 fürwahr ein besonderes Konzert Event stattfinden. Die Chemnitzer FEINDFLUG wollten eine Truppenschau abhalten und bei dieser Gelegenheit ihr neues Werk „Volk und Armee…“ einer breiteren Öffentlichkeit vorstellen. Die Aussicht, das streng limitierte Digi Pack als einer der ersten in Händen zu halten, und zudem einige Stücke auch gleich live zu genießen, ließ uns die 5 stündige Anreise erträglich erscheinen. So erreichten wir denn gegen 18 30 Uhr die bundesdeutsche Hauptstadt und nach einer Stärkung im Friedrichshainer Döner-Dschungel standen wir alsbald vor den Toren des K17s, in dem an diesem Abend mal wieder gleich 2 Konzerte stattfinden sollten. Entsprechende Schilder wiesen den Weg: VADER links, FEINDFLUG rechts anstellen, was hier und heute natürlich keinen politischen Beigeschmack enthielt. Jedenfalls war „unsere“ Schlange deutlich ausgeprägter und die „besseren“ Frisuren auch in unseren Reihen. Im Hof kam es dann zu ersten Annäherungsversuchen zwischen den Fans, Frage: „Du, machen FEINDFLUG ähnliche Musik wie GODFLESH?“ – Nun, nicht ganz, aber das Kombinat muss man erleben, man kann es nicht erklären. Jedenfalls war der größte Konzertsaal ausverkauft (Besucher waren selbst aus Finnland und Estland angereist), was auf subtropische klimatische Bedingungen schließen ließ, zudem sollte hier und heute ein DVD-Mitschnitt erfolgen, für den die Firma RGKP unter Leitung von Robert Erlach verantwortlich zeichnete. Als erstes erfolgte der Sturm auf die CD, denn jeder der meistenteils in Banddevotionalien gehüllten Truppenbeobachter wollte einen Tonträger mit nach Hause nehmen. Es war also angerichtet, doch bevor der Main Act seine „Strafexpedition“ starten konnte, legte um 21 15 Uhr noch ein Support los.

Und der hieß CYBORG ATTACK, natürlich ebenfalls keine Unbekannten, waren die Jungs doch noch vor nicht allzu langer Zeit Teil der Black Rain/ NoiTekk-Geburtstagstour. Tino, Uwe und Sandro wirkten zwar optisch etwas heterogen (Punk vs. Anzug), verstanden es aber, die feierwilligen Fans mit einer energievollen Performance ordentlich anzuheizen. Für meinen Teil könnten einige Tracks etwas mehr Raffinesse vertragen, aber das punkig angehauchte Old School Brett mit fast schwarzmetallischen Vocals war an diesem Abend ein durchaus akzeptables Aufwärmprogramm. Zur Setlist gehörte altes wie neues Material, ein neues Album mit dem Titel „Störf***tor“ ist nämlich gerade in Arbeit, von dem man „Maschinenmensch“ und einen englischsprachigen Titel mit deutschen Samples präsentierte. Tracks wie das eher ruhige „Dunkle Visionen“ oder „Blutgeld Part. I“ sorgten bereits für einen heftigen Pit, so dass man einen Vorgeschmack auf nachfolgende Ereignisse bekam. Am Ende präsentierte man gar 2 Zugaben, was den Auftritt der Ostdeutschen auf immerhin 60 Minuten schraubte, wahrlich nicht selbstverständlich für einen Anheizer. Besonders möchte ich noch die Projektionen loben, welche im Hintergrund abliefen, und die zu einem großen Teil aus geschickt montierten Sequenzen alter Schwarz-Weiss-Filme bestanden. Das Ganze besaß für mich teilweise einen hypnotischen und sogar richtig beklemmenden Charakter.

Nun wurde es betriebsam auf der Bühne, ein Haufen Mitarbeiter versuchte zu einem Best of von HEINO (!) alles für den Einmarsch des Rollkommandos vorzubereiten, schließlich sollten ja am Ende auch perfekte Live-Bilder entstehen. Dazu hatte man im übrigen einen Kran im Einsatz, der manchmal um Haaresbreite an den Flats und Iros vorbeischrammte. Leider gab es keinen Fotograben, und in Kombination mit den heftigen Tanzattacken und dem wenig aussagekräftigen Licht sind unsere Fotobeweise des Abends leider eher mau ausgefallen, das mal vorab. Ebenfalls vorab hatten wir von Gerald (Labelmanager Black Rain) erfahren, dass wieder das bereits vom Woodstage bekannte 7er Line Up performen würde, hier wächst also etwas zusammen. Mit dabei auch 2 Eidgenossen, sozusagen die Schweizer Garde. Nach einem theatralischen Einmarsch inklusive Blechtrommel wurde dann mit der „Truppenschau“ gleich ein Song des neuen Longplayers präsentiert, noch vier weitere sollten folgen. Die Herren verteilten sich auf der recht engen Bühne wie folgt: Banane hinten rechts an den Keys, Kay Härtel hinten links, Felix mit neckischer Soviet-Zipfelmütze am FEINDFLUG-Galgen vorne mittig, links von ihm Gitarrist Patric wieder mit Gasmaske. Die übrigen 3 Herren gruppierten sich an den Außen und hinter ihren Schlaginstrumenten, wobei einer davon ganz hinten immer mal wieder die berühmt-berüchtigte Flak bediente. An der Rückwand wurde das Geschehen natürlich auch von Projektionen untermalt, wobei der Effekt durch die eng zugestellten Bühnengeräte etwas verloren ging. Jedenfalls gab es wieder alte Kriegsberichte und Greuel, aber auch interessante Waffenstatistiken und natürlich den Wahlspruch „Use your brain and think about it“ auf die Augen. Spätestens beim 2ten Song „Kahle Bedrohung“ kam die Masse endgültig auf Touren, aufgrund der vorherrschenden Enge war aber ein richtiges Austoben kaum möglich. Sei’s drum, auch so konnte man die vielen Klassiker genießen, die in einem sehr ansprechenden Sound präsentiert wurden. Egal ob „Kalte Unschuld“, „Größenwahn“ oder natürlich „Stukas“: Das audiovisuelle Sperrfeuer zog die Masse in ihrem Bann. Obwohl mal wieder kein einziges Wort auf der Bühne gesprochen wurde, kam es doch zu einem Energieaustausch zwischen Band und Publikum, wofür auch Felix verantwortlich war, der immer mal wieder auf eindringliche Art und Weise Songpassagen mimisch unterstützte. Allerdings wirkte sein Mützchen dabei leicht putzig, die Feindflieger allein im Wald?

Was die neuen Songs anging, so muss man sich da natürlich noch einhören, aber einige Neuerungen im Rhythmusbereich und der Verwendung von Samples stachen doch sofort ins Ohr. So könnten sich insbesondere „Gulag“ und „Neue Sieger“ zu richtigen Hits mausern, letztgenannter Song war bereits Teil der 2ten Zugabe. Denn natürlich ließ man das Septett nach der ersten Stunde nicht einfach wortlos von dannen ziehen, ein erster Zugabenblock mit dem „Machtwechsel“ und dem intensiven „Roter Schnee“ sorgte bereits für Begeisterung. War in der Vergangenheit danach oft Schluss, wurde schnell deutlich, dass es sich eben heute doch um ein besonderes Konzert handelte. „Neue Sieger“ und der Drehorgelschlager „Sturmwalze(r)“ setzten einen optimalen Schlusspunkt unter die etwa 80 minütige Performance. Demnächst dann im DVD Shop ihrer Wahl, aber die Zufriedenheit selbst dabei gewesen zu sein, kann den Anwesenden niemand mehr nehmen, die daraufhin in die Nacht hinausströmten. Manch einer bewegte seinen Körper noch zu Klängen aus der Konserve, andere traten einen (überaus weiten) Heimweg an. Es hatte sich erwartungsgemäß gelohnt!

Setlist FEINDFLUG
Truppenschau
Kahle Bedrohung
B66883
Kalte Unschuld
AK47
Größenwahn
Gulag
Stukas
Leere Gräben
Kopfschuss
Menschenjagd

Machtwechsel
Roter Schnee

Neue Sieger
Sturmwalze(r)

Copyright Fotos: DER 5PEZIALIST (FEINDFLUG)/ Karsten Thurau (CYBORG ATTACK)

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