Ort: Bielefeld - Ringlokschuppen
Datum: 16.10.2005
Eigentlich ist diese Internetseite ja nicht unbedingt für Hip Hop bekannt, aber man kann ja auch mal über Genregrenzen hinwegsehen und seinen Horizont für andere Musikrichtungen öffnen. Ich jedenfalls sehe mir gerne auch immer mal andere Bands an, und nachdem ich FETTES BROT schon beim Rock am Ring sah, und sie mich dort wirklich positiv überrascht haben, wollte ich mir die Chance nicht entgehen lassen, die 3 Hamburger Live im Bielefelder Ringlokschuppen zu verfolgen.
Nach einer kurzen Autofahrt kamen wir gegen 19.15 am Ringlokschuppen an und wunderten uns, wieso die Schlange draußen so extrem lang war, wo das Konzert doch nach unserer Information nicht ausverkauft war. Nach einer kleinen Wartezeit in den kalten Bielefelder Abendstunden kamen wir dann endlich in den gut gefüllten Ringlokschuppen. Das Publikum war bunt gemischt, vom 8 jährigen Jungen bis zum Frührentner konnte man wirklich jeden treffen. In die vordersten Reihen zu kommen, war für uns schon fast unmöglich, da sie von einigen Teenies belagert wurden, also schauten wir uns das ganze aus einiger Distanz an. Um Punkt acht Uhr sollte es dann losgehen. Da es keine Vorband gab, startete das Programm mit einer Diashow von einigen Liveauftritten und Backstagefotos der Jungs. Das ganze war eigentlich nett gemacht und schön mit Musik unterlegt, allerdings dauerte es ein wenig zu lange, so dass die Leute etwas ungeduldig wurden…
Doch dann fing die Show an. Als man FETTES BROT hinter dem halbtransparenten Vorhang sah, war das Publikum kaum noch zu halten und begrüßte sie entsprechend. Als der Vorhang „fiel“, begann die Band mit dem Opener „Wie immer“. Auf der Bühne waren wie eigentlich immer nicht nur die drei Brote „Schiffmeister“, „König Boris“ und „Dokter Renz“ vertreten, sondern auch ihr DJ „Pauly“ und 3 Backgroundsänger (davon eine Sängerin). Daneben gab es bei einigen weiteren Liedern noch andere Musiker, die sich an Instrumenten vergriffen. Ein weiterer Punkt, auf den die Jungs wohl besonderen Wert legen, war ihr „Outfit“: So war „König Boris“ am Anfang des Konzerts im Vampirmantel auf der Bühne, in dem er wild herumhüpfte. Einer der ersten Höhepunkte für mich war der Song „Kuba“, der auf der neuen Platte zu finden ist. Passend dazu kamen mehrere Banner von der Bühnendecke mit Schriftzügen wie „Viva la Revolution“. Im schönen Bühnenlicht gab das wirklich ein nettes Bild, und das Trio ging zu dem für sie eher ungewöhnlichen Lied richtig ab. Auch das Publikum war kaum zu halten und sang natürlich mit – die meisten Leute waren dauerhaft in „Bewegung“. Im Vornherein ging ich eher davon aus, dass viele der Fans nur wegen dem momentanen FETTES BROT Hype um Titel wie „Emanuela“ da waren, so dass es mich doch überraschte, wie viele Songs mitgeträllert wurden. Nach ein paar flapsigen Witzen zum heimischen Fußball ging es dann auch gleich los mit dem momentan wohl bekanntesten Lied „Emanuela“, dass die Jungs aber mit „Lasst die Finger von Owomoyela“ einleiteten. Bei diesem Lied konnte wirklich jeder mitsingen, dementsprechend tanzten auch alle mit. Das Publikum in Bielefeld war wirklich begeisterungsfähig (von vorherigen Konzerten hatte ich anderes gelesen – Respekt Bielefelder). Zwischen den einzelnen Titeln legten die Jungs öfters akrobatische Tanzeinlagen in einer Art Battle hin, an denen sich die komplette Bühnencrew beteiligte. Das sah teilweise wirklich lustig aus;) Natürlich spielten die Brote all ihre bekannten Songs wie „Da draussen“, „An Tagen wie diesen“ oder „Schwule Mädchen“ runter. Die älteren Songs mussten mehr den neueren Liedern in der Setliste weichen. Ein wirklicher Höhepunkt für mich war dann der Song „Ich bin müde“, ein Cover von RIO REISER, bei dem jeder der Jungs ein Instrument spielte. Nach etwas über einer Stunde gingen die drei dann das erste mal von der Bühne, aber das Publikum war wohl noch nicht gewillt zu gehen, so dass sie unter lautstarkem „Gekreische“ wieder auf die Bühne kamen. Weiter ging es dann mit Songs wie „The Grosser“, der damals auf diversen Musiksendern rauf und runter lief.
Der Sound im Ringlokschuppen war übrigens ausgezeichnet, und die Brote zeigten, dass sie wirkliche „Live-Band Qualitäten“ besitzen. Eine weitere gelungene Abwechslung gelang der Combo dann, als sie ihre Backgroundsängerin nach vorne holten und, sie sich selbst in den Hintergrund stellten. In dieser ungewöhnlichen Besetzung wurde dann das Lied „Love don’t come easy“ performt. Die junge Sängerin hatte eine wirklich gute Stimme, so dass mir die Interpretation des Titels recht gut gefiel. Nachdem man die Bühnenbretter zwischendurch noch einmal verlassen hatte, näherte sich das Konzert langsam dem Ende. Als dann noch „Glaub dran“ zum Besten gegeben wurde, kam auch schon der bekannte Abschlusshit „Nordisch/ Ghostbusters (Nordisch by Nature)“, der die Halle noch einmal zum Beben brachte und jeden zum mitmachen animierte. Nach 2 Stunden war dann auch wirklich Schluss und zum nach Hause gehen erklang dann noch einmal „You’ll never walk alone“ aus dem Plattenspieler.
Ein wirklich schönes Konzert mit wenigen Negativpunkten, dass die Brote zum Besten gegeben haben, und auch der Beweis, dass es keiner Vorband für eine wirklich gute Stimmung bedarf. Wer mit dem leicht „Teenieverseuchten“ Publikum klar kam, konnte ein wirklich gutes Schauspiel erleben. Wer seinen musikalischen Horizont also mal ein bisschen erweitern will, dem sei FETTES BROT nur empfohlen, denn die 3 Hamburger haben Live doch einiges drauf…
Copyright Fotos: Jörg Rambow
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