Ort: Rheda-Wiedenbrück - Roadhouse
Datum: 03.12.2004
Was für ein Abend! Da hat man gerade noch den elegisch-kunstvollen Klängen Alexander Kaschtes (SAMSAS TRAUM) gelauscht, schon steht man inmitten eines Teenie-Moshpits, doch der Reihe nach. Da die Veranstaltung im Herforder Elfenbein (siehe Bericht) schon vor 22 Uhr beendet war, unternahmen wir kurzfristig noch einen Ausflug nach Wiedenbrück, ins dort ansässige Roadhouse. Ein Mischung aus Musikbar und Truckerkneipe mit deftiger Speisekarte, hin und wieder finden dort auch musikalische Events statt. An diesem Abend sollten 4 Kapellen zu einer Art Weihnachtsfestival des Jugendkulturrings aufspielen und da der Preis mit 3 Euro sehr moderat ausfiel, war es proppevoll in dem kleinen Konzertraum. Entsprechend der angesagten Musik hielt sich vor allem die ostwestfälische Jugend dort auf, die sich massiv im Pogen übte. Überraschenderweise hielten sich auch die Mädels nicht zurück, was für deren Standfestigkeit spricht.
QUE PASA?, gerade zur besten Band Hamms gewählt, hatten wir leider schon verpasst, aber es sollte noch genügend Interessantes passieren. Aktuell begann gerade der Set der DECEMBER PEALS aus Ibbenbüren. Das ist bekanntermaßen DONOTS-Town und so ähnlich klang dann der jugendliche 5er auch. Pop Punk in Reinkultur, ohne große Überraschungen aber sehr spielfreudig von Andi, Toby, Ali, Patrick und Thomas vorgetragen. Man hat vor nicht allzu langer Zeit das Debüt „Le Café Royal“ beim Beniihana-Label herausgebracht und konnte sich damit recht achtbar bei den Kritikern schlagen. Dennoch scheint es mir eher eine Live-Truppe zu sein, besonders Shouter Andi (mit modischer Krawatte) konnte mit seinen Ansagen Pluspunkte sammeln. Kleine Geschichten, wie die eines verlorenen Zahns des bemützten Toby-Gitarristen sorgten zusätzlich für Erheiterung. Neben einer Ballade, die gar keine war, spielte man sich durch einen ausgiebigen Set von flotten Gute-Laune-Nummern der angesprochenen Platte und dürfte damit insgesamt einige Jugendliche auf seine Seite gezogen haben.
Mir selber steht ja eher der Sinn nach etwas mehr kompositorischer Komplexität und von daher hatte ich mich auf die einheimischen FALLAWAY gefreut, leider wurde mir da ein Strich durch die Rechnung gemacht. Gitarrist Rainer hatte nämlich am Nachmittag eine Art Schwächeanfall erlitten und war so nicht imstande aufzutreten. Der Rest der Alternative Rocker trat daher auf die Bühne und entschuldigte sich artig für den Konzertausfall.
Somit war nun die Hauptattraktion des Abends an der Reihe: Die Düsseldorfer FIDGET, die gerade bei Claus Grabke im Gütersloher Upstairs-Studio ihr neues Werk aufgenommen hatten (siehe Studiobericht). Die Sängerin mit dem klangvollen Namen Darline Fae Rubi konnte bereits vorher im Publikum gesichtet werden. Eine kleine Asiatin mit einem Faible für Röcke über der Hose und einer sehr energetischen Bühnenpräsenz. Ihr zur Seite standen Gitarrist Andreas, Basser Daniel, Drummer Michael (mit Lippenpiercing), sowie der 2te Gitarrist Thomas Jeske, der auch die männlichen Gesangparts übernahm. Musikalisch konnten gerade die teilweise doppelstimmig vorgetragenen Refrains überzeugen, welche auf einer sehr soliden Basis von Alternative und Nu Rock aufbauten. Hier ging es nicht immer nur auf die Fresse, auch schöne Melodien und poppige Parts haben einen gewichtigen Anteil am Sound der Rheinstädter. Dennoch ging es im Publikum weiter richtig zur Sache, ein paar der dort vertretenen Individuen hätten wohl auch zu Marianne und Michael um sich geschlagen, aber jedem das Seine. Darline kletterte auf die Drums, Darline kletterte an der Bühnenrückseite herum, Darline wäre fast mit ihrem zierlichen Körper auf die Monitorbox geknallt. Und sie kann übrigens auch singen, was ja heutzutage nicht alltäglich ist. Neben neuen Tracks wie z.B. „Mojo“ oder der ofenfrischen Single „Hear you scream“ gab es auch ältere Klassiker wie „Dustbinlaws“ oder „The Marks of those“ auf die Ohren. Insgesamt muss man konstatieren, dass man songwriterisch weiter gereift ist und mit der nächsten Scheibe sicher gute Chancen haben wird, einen größeren Durchbruch zu feiern. Nach einer Zugabe wurden sie schließlich glücklich aber erschöpft von ihren Fans entlassen, es war ein Haufen Energie geflossen an diesem Abend in dieser kleinen ostwestfälischen Stadt!
TK
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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