Ort: Köln - Palladium
Datum: 31.10.2014
31.10. – Halloween! Warum zieht es mich eigentlich immer wieder an diesem Tag freiwillig vor die Tür? Statt im sicheren Anti-Zombie-Bunker zu hocken, verschlägt es mich Jahr für Jahr auf Konzerte. „Warum?“, frage ich nochmal – und dann fallen mir auch für dieses Jahr gleich 4 Antworten ein: IN FLAMES, PAPA ROACH, WOVENWAR und WHILE SHE SLEEPS! Also ab ins Auto, da Hexenbesen und Pferde mit kopflosen Reitern an diesem Tag erfahrungsgemäß ausgebucht sind, und auf nach Köln!
Tatsächlich aber ist dann das einzig Schaurige wie üblich die Verkehrssituation in eben jener Rhein-Stadt, weshalb WHILE SHE SLEEPS leider bis auf zwei Songs ihr Set schon abgeliefert haben, als wir im Palladium ankommen. Ein gut aufgelegtes Publikum und sichtlich zufriedene, ausgepowerte Musiker lassen aber erahnen, dass hier schon amtlich losgelegt worden ist. Die Knaller-Songs „Crows“ und „Seven Hills“ sind dann sowohl als Abschluss für dieses Set als auch für uns als Einstimmung in diesen Abend bestens geeignet.
Vollständig genießen konnten wir dann aber die im Anschluss folgenden WOVENWAR – und dies sogar in doppeldeutiger Hinsicht. So haben sich die ehemaligen AS I LAY DYING – nach dem für weltweites Medieninteresse sorgenden „Abgang“ von Sänger Tim Lambesis – ja mittlerweile wieder komplettiert und beackern nun mit neuem Sänger die Bühnen dieser Welt. Deutlich melodischer, aber dafür nicht weniger druckvoll musiziert man nun mit OH, SLEEPER-Gitarrist Shane Blay am Mikrofon, was durchaus zu gefallen weiß. Klingt Liedgut wie die Single „All Rise“, „Matter Of Time“ oder „Identity“ schon aus der Konserve gut hörbar, macht das ganze in der Live-Version richtig Spaß. Mag sein dass hier ein wenig auch der Wehmut mitschwingt, wenn man die „alten“ AILD-ecken wieder wüten sieht, aber geliefert bekommt man eine wirklich gute Portion melodischen, modernen Metals. Das Drumming knallt wie eh und je, die Melodien sitzen und der extrem gesteigerte Anteil an Cleangesang weiß gut zu unterhalten. Zwar wirkt alles irgendwie weniger ausgelassen und wild, verlernt hat man sein Handwerk aber in keinster Weise. Vielmehr wirkt man einfach dankbarer und dahingehend bemüht, die Zeit auf der Bühne zu genießen. Das soll die Truppe auch ruhig noch eine ganze Zeit lang machen, denn zu gönnen wäre es ihnen allemal – zumal das bisherige Ergebnis wirklich gelungen ist.
Hatte man dem Datum entsprechend mit der ein oder anderen außergewöhnlichen „Erscheinung“ auf der Bühne oder im Publikum gerechnet, wurde man in diesem Punkt leider enttäuscht. So waren das Exotischste an diesem Abend waren sicherlich PAPA ROACH, wenn man auf das ansonsten recht „metalische“ Line Up schaut. Doch Schubladen waren an diesem Abend genau so egal wie „Süßes oder Saures“. Vom Fleck weg rockten Herr Shaddix und Co. direkt los und ernteten dafür lautstarke, begeisterte Reaktionen der Ticketzahler. Absolut verdient, denn auch wenn die Liveperformance der Band scheinbar sehr tagesformabhängig ist: an diesem Abend gab es PAPA ROACH mit Leib und Seele! Frühe Nu Metal-Meisterstücke wie „Infest“, „Broken Home“, „Between Angels And Insects“ oder „Blood Brothers“ feuert man so energisch aus den Hüften wie am ersten Tag. Dazu kommen jüngere Titel wie „Burn“, „Still Swingin’“ oder den Titelsong des neuen Albums „Face Everything And Rise“, die auch bei der Meute vor der Bühne lauthals abgefeiert wurden. Rampensau Jacoby springt und winkt unentwegt über die Bühne, singt und shoutet dabei absolut souverän und hat das Publikum voll und ganz in der Hand. “Broken Home” leitet er dabei sogar gekonnt im Stile von EMINEMs “Lose Yourself” ein, was die tolle Stimmung noch zusätzlich anfachte. Auch der Instrumentenfraktion braucht nach all den Jahren niemand mehr etwas vormachen: da sitzt jeder Griff, da trifft jeder Drumstick, da dröhnt was dröhnen muss, da groovt, was grooven muss! Ganz großes Kino, SO ist Live-Musik!
Zuletzt so begeistert von einem Auftritt war ich passender Weise im vergangenen Jahr bei dem nun anstehenden Headliner. Dieser jagten nachdem Fallen des zuvor die komplette Stage verdeckenden Vorhangs auch gleich ein ordentliches Gewitter in Form von “In Plain View” und „Everything’s Gone“ durch die Halle. Wusch! Weggeweht die möglichen Bedenken, das ganze könnte aufgrund der aktuellen Scheibe ein verhältismäßig ruhiges Unterfangen werden. Die Schweden zeigen sich in Topform, so knallt man jüngere Kreationen wie „Fear Is the Weakness“ ebenso souverän weg wie auch das etwas betagtere „Trigger“, welches live einfach nicht fehlen darf. Etwas schade dann allerdings, dass ganz im Gegensatz zu PAPA ROACH zuvor der Sound in der Halle doch recht schwerfällig daher kommt und so viele Melodien schluckt. Besonders tragisch ist dies vor allem bei den Vocals vom guten Anders, bei dem man sich wirklich konzentrieren muss, um zu erkennen, dass er stimmlich wirklich äußert stark unterwegs ist momentan. Natürlich darf zwischendurch auch der ein oder andere lockere Spruch nicht fehlen – wobei Herr Friden da auch schon mal kreativer war. Immerhin durfte aber auch wieder ein junger weiblicher Fan auf die Bühn,e um das muntere Treiben davor mit Kamera oder Handy aufzuzeichen. Doch die Glückliche nutzt die Gunst der Stunde und schmiss sich dem sympathischen Sänger erstmal direkt an den Hals. Unterstützt durch eine wiedermal hervorragende Lichtshow schmetterte man dann sowohl etabliertes Liedgut (u.a. „Cloud Connected“, „Only for the weak“) mit Hingabe dahin, während die neuen Titel wie „Through Oblivion“ und auch “The Chosen Pessimist” live doch noch etwas beherzter und kerniger als auf dem Silberling um die Ecke kommen, was durchaus interessant ist und zu gefallen weiß. „The Mirror’s Truth“, „Deliver Us“ und „Take This Life“ bilden dann das Ende eines souveränen Auftritts, der mich nicht ganz so abgeholt hat wie die Auftritte auf dem With Full Force und dem Vainstream im vergangenen Jahr, dennoch aber von der Perfomance her technisch sauber und beachtlich war.
2004 in der Kölner Live Music Hall waren IN FLAMES zusammen mit CALIBAN und DEVILDRIVER die ersten Gastgeber eines Konzerts, für welches ich ein „richtiges“ Ticket gekauft habe. Und nun, 10 Jahre und diverse Gigs später, wissen die Jungs immer noch zu überzeugen. Highlight des Abends waren für mich aber trotzdem PAPA ROACH, die einfach nur GEROCKT haben!
Copyright Fotos: Alexander Vogt
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