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IN FLAMES – PAPA ROACH – WOVENWAR – WHILE SHE SLEEPS

Ort: Bochum - Ruhrcongress

Datum: 01.11.2014

An diesem Tag sprach einfach alles für einen Konzertausflug! Es ist Feiertag in NRW, ohnehin Wochenende, das neue Album des Headliners macht neugierig auf die Live-Umsetzung, die Vorbands versprechen so einiges und dazu hatte ich im Ruhrcongress in Bochum bislang noch keinem Konzert beigewohnt!

Als WHILE SHE SLEEPS auf die Bühne stürmten, war noch nicht allzu viel los in der großen Halle, was sich später allerdings noch ändern sollte. Die bisher Eingetroffenen erlebten eine Band, die augenscheinlich ziemlich viel Dampf im Kessel hat. So haben die Briten gerade ihr für Anfang 2015 geplantes Zweitwerk „Brainwashed“ eingetütet und Sänger Lawrence Taylor überstand erst vor wenigen Monaten eine Stimmband-OP. So rotierte man zum Einstieg das Start-Riff von „New World Torture“, leider der einzige Vorgeschmack aufs neue Werk. Sonst prügelten die Sheffield-Metaller die beinharten Modern Metal-Keulen ihres Debüts „This is the Six“. Dabei sprangen, posten, moshten und rockten die Musiker über die Bühne, dass es auch vor der Bühne schnell die ersten Leutchen in Bewegung brachte. Und als Taylor zum Finale noch seinen tätowierten Oberkörper entblößte, dürften sich bestimmt auch einige junge Dame gefreut haben. Auf jeden Fall eine energiegeladene Performance, bei der man gerne auch noch einen neuen Song hätte vorstellen dürfen!

Nach dem Skandal um AS I LAY DYING-Fronter Tim Lambesis (der einen Killer anheuern wollte, um seine Ex umbringen zu lassen) ließen sich die verblieben Band-Mitglieder nicht lange unterkriegen und gründeten mit WOVENWAR recht schnell eine neue Band. Diese ist aber alles andere als eine Kopie oder gar Fortsetzung der Metalcore-Helden, sondern geht deutlich melodischer und eingängiger zu Werke. Dafür hat man sich mit dem OH, SLEEPER-Gitarristen einen geeigneten Sänger ins Boot geholt! Dies bewies dieser auch heute wieder eindrucksvoll. Ob nun die Single „All Rise“ oder die packenden „Identity“/ „Tempest“, diese Songs rocken hart und bringen viel Gefühl rüber. Und natürlich haben die restlichen Jungs das Zocken nicht verlernt. Nebenbei sieht Drummer Jordan Mancino mit seinem Bart mehr und mehr wie ein Walross aus! So lange es dem druckvollen Drumming nicht schadet… bitte! So boten die Amis eine gefällige Performance, der allerdings das „richtige“ Highlight fehlte. Im Vorfeld hatte man schon klar gemacht, dass man keine AS I LAY DYING-Songs bringen würde, aber so ein eigener, richtiger Knaller-Hit fehlt WOVENWAR bislang noch. Aber was nicht ist… Potenzial ist natürlich da!

Nicht ganz so recht ins Bild passen wollen an diesem Abend PAPA ROACH. Keine Frage, wo die Nu Metal-Pioniere aufschlagen, ist Party angesagt! Besonders, weil sie in ihrem Set überwiegend Songs von ihrem Hit-Album „Infest“ auffahren. Allerdings stellt sich die Frage, ob das auf einer Metal-Tour funktioniert? Nun gut, DIMMU BORGIR haben auch schon mit KORN getourt, also warum nicht? Und kaum legte das Quartett mit „Getting away with Murder“ los, war die Stimmung prompt am Kochen! Keine Wunder, selbst der härteste Metaller kann sich nur schwer dem Groove dieser Hits entziehen. Ob nun das deftige „Blood Brothers“, das intensive „Between Angels and Insects“ oder das neuere „Burn“, die Jungs wissen nach all den Jahren, wie sie die Menge mitreißen und haben dabei auch deutlich sichtbar richtig Spaß. So tobte Fronter Jacoby Shaddix natürlich wieder wie ein Irrer über die Bühne und stimmte beim Intro-Riff von „Broken Home“ eine erschreckend gut passende Rap-Einlage von EMINEMs „Lose Yourself“ an. Zum Finale einer PAPA ROACH-Show darf natürlich „Last Resort“ nicht fehlen und ab der erste Note stand die Halle Kopf! Zu diesem Song wird man noch in 20 Jahren Party machen! Auch wenn die neueren Songs eher weniger interessieren: PAPA ROACH live? Jederzeit wieder!

Nun wurde es also Zeit für den Headliner und die Frage drängte mehr und mehr: Würden IN FLAMES den doch recht „seicht“ geratenen neuen Songs live den nötigen Druck verpassen? Und die Antwort kam prompt als der Vorhang zu „In Plain View“ fiel. So bewiesen die Schweden mit diesem Song und dem wie auf dem Album folgenden „Everything’s Gone“, dass sie es noch richtig können! Da brennen die Riffs, die Drums drücken und auch die Vocals von Anders Friden brillieren im melodischen wie aggressiven Stil, wie schon lange nicht mehr. Scheinbar hat die Arbeit am Gesang fürs neue Album auch für den harschen Klang sehr geholfen! Auch das neuere „Fear is the Weakness“ hat live ordentlich mehr Dampf im Kessel und beim Gassenhauer „Trigger“ stand die Halle dann zum ersten Mal so richtig Kopf! „Resin“ ließ den Blick kurz in die glorreiche Vergangenheit schweifen, wobei auch hier Friden klar stellte, dass er stimmlich wieder voll auf der Höhe bzw. vielleicht sogar besser denn je ist. Das bewies der derzeit bärtige Sänger besonders bei den neuen Songs „Paralyzed“, dem intensiven „With Eyes wide Open“ und dem eindringlichen „Through Oblivion“. Und die Live-Umsetzungen dieser Tracks machten deutlich, dass es sich doch um astreine IN FLAMES-Hits handelt, die auf Platte gerne mit dem Bühnen-Druck an den Start hätten gebracht werden können! „Cloud Connected“ pumpte die Schlagzahl wieder einige Umdrehungen nach oben, bis die Party natürlich „Only for the Weak“ so richtig abging. Dies durfte auch heute natürlich ein weiblicher Fan von der Bühne aus in Bild und Ton festhalten. Dies ist allerdings gar nicht so einfach, wenn man selbst vom Song mitgerissen wird und kaum stillhalten kann. Nach einer kleinen Pause wurde es mit „The Chosen Pessimist“ nachdenklich und ein weiteres Mal deutlich eindringlicher als noch auf dem entsprechenden Album. Welche Kraft manche Songs doch live erst entwickeln! „The Quiet Place“ markierte ein persönliches Highlight für mich und „Rusted Nail“ rockte anschließend ebenso druckvoll nach vorne.

Der aus meiner Sicht eh schwächere Rausschmeißer „Take this Life“ markierte dann das Finale einer Performance, die ich in dieser Qualität nicht erwartet hatte. Natürlich sind IN FLAMES schon immer eine gute Live-Band gewesen, offenbarten aber auch immer wieder mal Schwächen. Mit dem neuen Album präsentieren sich die Schweden allerdings so richtig spielfreudig und verpassen immerhin live den neuen Tracks ein angemessenes Jesterhead-Gewand! Das kann man sich hoffentlich nächstes Jahr nochmal geben!

Setlist IN FLAMES
In Plain View
Everything’s Gone
Fear is the Weakness
Trigger
Resin
Where Dead Ships Dwell
With Eyes Wide Open
Paralyzed
Through Oblivion
Ropes
Delight and Angers
Cloud Connected
Only for the Weak
The Chosen Pessimist
The Quiet Place
Rusted Nail
The Mirror’s Truth
Deliver us
Take this Life

Copyright Fotos: Michael Werneke

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