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FOTOS – DECORDER

Ort: Bielefeld - Forum

Datum: 13.02.2007

Heute Abend sollte „FOTOS gucken“ eine ganz neue Bedeutung bekommen, erstmals sind FOTOS nämlich auch hörbar. Zumindest diese FOTOS aus dem Dreieck Hamburg, Köln, Wuppertal. Die sind nämlich nicht auf Hochglanzpapier zu betrachten, gut, am heimischen PC kann man sie sich schon ansehen, aber am besten kommen sie live oder für den Hausgebrauch auf CD. Die Rede ist vom Indie-New-Wave-Quartett FOTOS, das im Moment durch die Republik tourt und sich vorgenommen hatte, die zurückhaltenden Ostwestfalen zum Rocken zu bringen. Ganz allein wollten sie sich dieser Aufgabe jedoch nicht stellen, und so hatten sie aus Köln noch Verstärkung mitgebracht, zum letzten Mal waren DECORDER als Support mit dabei.

Um 21.15 Uhr starteten die Domstädter in Vierer-Besetzung. Wer weder DECORDER noch FOTOS vom Ansehen kannte, wird sich nicht weiter gewundert haben, tatsächlich teilen sich die beiden Bands jedoch den Gitarristen Deniz Erarslan, der entsprechend an den gemeinsamen vier Konzertabenden gut zu tun hatte. Bassist Christian Wessels testete so gleich mal die Fankenntnisse, startete ein Suchspiel und stellte die Frage, wer oder was von FOTOS sich denn wohl auf der Bühne versteckte. Der Auforderung, doch näher zu treten, dann könne man auch besser sehen und das Rätsel lösen, kamen die Bielefelder zwar ein wenig zögerlich nach, erkannten dann aber zumindest vereinzelt den FOTOS-Gitarristen. Vorerst waren jedoch DECORDER-Stücke gefragt, wie „Einfrieren“ vom Debütalbum „Für immer und weiter“, das 2005 erschienen ist. Vom gleichen Album stammten auch „Null zu Null“ und „Normal Null“. „Null zu Null“ rockte nach einem vergleichsweise ruhigen Start ordentlich nach vorn, besonders Sänger und Gitarrist Dominik Janssen spielte sich an den sechs Saiten geradezu einen Wolf. Das überwiegend junge, weibliche Publikum schien derweil in ehrfürchtigem Staunen zu verharren, Fast andächtig lauschten die etwa 100 Anwesenden der Darbietung, kamen aber über artiges Klatschen unverständlicherweise nicht hinaus. Selbst als Christian in den Raum warf, Kölner bekämen erklärt, Bielefelder seien verstockt, fühlten die Damen und Herren sich offensichtlich nicht angesprochen, vielleicht waren gar keine Bielefelder anwesend und es handelte sich um zugereiste Münsterländer, denen sagt man ja auch eine gewisse Sturheit nach. Immerhin konnte mit Hilfe des Auditoriums die Frage geklärt werden, ob denn nun Krefeld oder Bielefeld die größere Stadt sei (was Bielefeld mit rund 80.000 Einwohnern Vorsprung klar für sich entscheiden konnte). Des weiteren hatten die Jungs natürlich auch noch ein paar Songs im Gepäck, etwa „Jetzt, nicht gleich“, das mit gefühlvollen Saitenspielereien überzeugte, die zum Ende von Rene Grandjean an den Drums eingeholt wurden. Auch „Normal Null“ gefiel mit feinen Gitarrenarrangements; nach einer guten halben Stunde waren DECORDER leider schon am Ende mit ihrem eigenständigen Mix irgendwo zwischen TOMTE und SIGUR ROS, forderten die Zuschauer auf, bei FOTOS richtig Gas zu geben und taten Selbiges mit „Es gilt“ auch noch einmal. Ein Stück, das geradezu zum Tanzen einlud und immerhin die Bielefelder ein wenig aus der Reserve lockte.

Da es nicht viel umzubauen gab (wenn man sich den Gitarristen teilt, reicht wohl auch ein Schlagzeug), ging es schon bald mit FOTOS weiter. Inzwischen war das „kleine“ Forum gut gefüllt, schließlich gehören FOTOS zu den absolut angesagten Geheimtipp-Bands und so klatschten sie sich zu Beginn von „Wiederhole Deinen Rhythmus“ auch gleich in die Herzen der Anwesenden und boten mit „Halt mich!“-Rufen den FOTOS-typischen Sprechgesang. Ebenso typisch ist, dass sämtliche Saitenkünstler auch für den Gesang zuständig sind. Den Hauptpart übernimmt Sänger, Gitarrist und Songschreiber Tom Hessler, aber auch Bassist Frieder Weiss und Gitarrist Deniz unterstützten den Sound mit ihrem Gesang wie z.B. bei „Glücklich eigentlich“. Nach einer eher zurückhaltenden Resonanz auf die Begrüßung durch die Hauptprotagonisten des Abends, kam das schüchterne Publikum langsam aus sich heraus und zu „Komm zurück“ gerieten die Zuhörer in Bewegung. Wäre aber auch eine Schande, zu so tanzbaren Songs wie „Es reißt uns auseinander“, nicht mitzugehen. Besonders die weiblichen Zuschauer zeigten sich durchaus textsicher und hingen mitunter an den Lippen des agilen Fronters. Im Gegensatz zu den übrigen flotten, ein wenig an die Neue Deutsche Welle erinnernden Stücken, gab sich „Katharina“ sehr ruhig, wurde schließlich aber wieder von schrammeligen Gitarrenriffs und einem ausgeprägten Bass-Part beschlossen, bevor letztlich erst nur noch rotes Licht die Drums beleuchtete und dann die Bühne gänzlich im Dunklen lag. Zu „Viele“ waren endlich auch viele der Anwesenden aus ihrer Lethargie erwacht und klatschten munter mit. Auch „Du löst sich auf“ kam gut an, was bei Tom aber wohl nicht ganz so aufgefasst wurde, so fragte er, ob man lieber was schnelles oder langsames hören wolle und äußerte Bedenken, bis auf die ersten zwei Reihen könnten alle tot sein. Mit “So fremd“ gab es dann auch – wie gewünscht – einen flotten Titel, was das Publikum mit verstärkter Anteilnahme dankte. Das einzige nicht auf dem selbstbetitelten Debüt vertretene Stück animierte die Ostwestfalen auch zum heftigen Mitklatschen und „Giganten“ ließ ein paar Fans sogar einen verzückten Aufschrei entfahren. Eindeutig der Höhepunkt des bisherigen Abends, so dass Tom auch begann an einer Neudefinition des „Dienstag-Abend-Bielefeld-Lautstärken-Levels“ zu arbeiten. Gemeinsam gelang ein fulminantes Finale, doch auch wenn alle veröffentlichen Titel gespielt worden waren, fehlte eindeutig noch eine Zugabe, immerhin hatte das Forum jetzt endlich seine Betriebstemperatur erreicht. So folgte noch ein ausgelassener „Ich bin für Dich da“-Remix inklusive Refrain-Singspielchen mit den Damen und Herren vor der Bühne und dem Versuch die Hundertschaft wie 300 aufgekratzte SCOOTER-Fans klingen zu lassen. Es ging in eine ähnliche Richtung… Den Abschluss machte eine überaus gelungene Coverversion des DEICHKIND-Songs „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“, die dann kurzfristig die Konzertstätte auch noch mal in einen Hexenkessel verwandelten, bevor um 23.20 Uhr die Gitarren verstummten.

Ein absolut kurzweiliger Abend mit zwei hochkarätigen Newcomern, von denen wir hoffentlich noch ne Menge hören werden. DECORDER arbeiten bereits an einer zweiten Scheibe und auch FOTOS haben sicherlich noch jede Menge Ideen für neue Songs in petto.

Copyright Fotos (die Bilder!): Karsten Thurau

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