Ort: Osnabrück - Kleine Freiheit
Datum: 31.05.2007
Es war mal wieder Konzert-Donnerstag in der Kleinen Freiheit. Diesmal hatte sich mit FRISKA VILJOR Besuch aus Schweden angekündigt. Dahinter verbarg sich nicht der zweitklassige schwedische Fußballverein „Friska Viljor“, sondern die in der Heimat momentan absolut angesagte Band um die beiden Leader Daniel Johansson und Joakim Sveningsson. Außerdem hatten MIYAGI aus dem benachbarten Münster den Weg in die alte Bahn-Kantine gefunden.
Die Münsteraner Combo begann um 21.20 Uhr mit ihrem Set und sah sich erst einmal mit der Schüchternheit des Osnabrücker Publikums konfrontiert. Die etwas 100 Anwesenden trauten sich nicht so recht nach vorn und beobachteten das Geschehen lieber aus sicherer Entfernung. Dabei gab es gar keinen Grund, Zurückhaltung zu üben. Der jugendliche Vierer war absolut vertrauenserweckend und hatte einen interessanten Sound Richtung Neo-Disco-Post-Punk am Start. Besonders erwähnenswert sind die beiden Drums, die von Daniel Ortega, der auch schon mal singt, und dem Leadsänger Stefan Matysick bedient wurden. Mit einem fetten Instrumental-Intro spielten sich die Jungs dann auch in Fahrt, bevor Stefan bei „Holidays In Okinawa“ das Mikro übernahm. Dummerweise war der Sound nicht ganz ideal abgemischt, so dass die Vocals nur schwer zu verstehen waren. Der Spielfreude des Quartetts tat das keinen Abbruch und Stefan bemühte sich redlich, Kontakt zu den Hasestädtern aufzunehmen und verließ zu diesem Zweck mehrfach die Stage und wanderte singend durch das Auditorium. Bei „Hydraulic Son“ und „Sideways“ war es mal wieder Zeit für einen ausgiebigen Doppel-Trommelwirbel. Letztgenannter Song stammte von der „Whatever“-EP, die im April des Jahres in Eigenregie mit fünf Titeln auf den Markt gebracht wurde. Älteren Datums war das eingängige und abwechslungsreiche „Kill Me At The Ponyranch“, das von „Chimes“ angelöst wurde. Für diesen Titel wechselten Stefan und Daniel ihre Plätze und Herr Ortega übernahm zusammen mit seiner Akustikgitarre die Frontposition. Leider ging die Akustikdarbietung zwischen den Drums und der Stromgitarre von Felix Prescher bzw. Axel Schinkels Bass etwas unter. Mit „Ice Cream“, das einem gewissen David gewidmet war, nahm der 40-minütige Gig unserer Nachbarn ein rockig-tanzbares Ende. Wer übrigens überlegt, woher ihm der Name MYAGI gekannt vorkommt: Die Kapelle hast sich nach dem Lehrer aus „Karate Kid“ benannt!
Jetzt hieß es eine halbe Stunde lang der Pausenmusik lauschen, dann setzten die Schweden die Live-Unterhaltung fort. Nach und nach kamen Matthias Berqkvist, Ludvig Rylander, Daniel Johansson und Joakim Sveningsson auf die Bühne. Allein Maria Linden glänzte mit Abwesenheit. Gründe hierfür waren leider nicht zu erfahren, in jedem Fall musste das starke Geschlecht heuer ohne die hübsche Dame auskommen. FRISKA VILJOR haben diese Aufgabe ohne jeden Fehl und Tadel bewältigen können und auch die Osnabrücker, die zahlenmäßig inzwischen auf knapp 200 angewachsen waren, hatten ihre Scheu verloren und vermochten sich gar zur Musik der Nordmannen zu bewegen. Tja, die Musik… Wie soll ich sie nennen? Ich will es mal mit „Indie-Polka“ versuchen. Bei den Skandinaviern traf Indie-Schrammel-Rock-Pop auf Polka-Style, der mit den Orgelklängen vom Benny-Andersson (ABBA)-Lookalike verbunden wurde. Hinzu kam der häufig eingesetzte Falsett-Gesang, den auch gern die komplette Truppe anstimmte. Zu Beginn noch etwas ruhiger, wurden bereits bei „Four Points“ rockigere Töne angeschlagen, die zum Tanzen einluden. Einziger Wermutstropfen war auch hier der verbesserungswürdige Gesangssound, der etwas klarer hätte sein dürfen. Der Stimmung war dies aber nicht abträglich und so feierten die Osnabrücker Indies die Schweden, die es in ihrer Heimat mit der Debütscheibe „Bravo!“ bis auf Platz 38 der Charts geschafft haben, heftig ab. Egal, ob „I Gave My Life“ – ein Titel über die dunklen Seiten des Heranwachsens, bei dem der Orgelmann auch beim Drummer aushalf, „Friskashuffle“ (ein entfernter Mix aus dem „Alabama-Song der DOORS und dem „Crocodile Rock“ von ELTON JOHN) oder auch der brandneue Track „Oh No“ – nicht ganz jahreszeitgemäß Weihnachten thematisierend, Band als auch Publikum hatten sichtlich Spaß am Geschehen, auch wenn „Oh No“ schon fast russisch-schwermütig wirkte. Entsprechend folgte die Crowd der Aufforderung des Gitarristen zum Tanzen auch umgehend und ausdauernd. Auffallend waren die häufigen „Lalala“-Passagen in den einzelnen Liedern, was schlicht damit erklärt wurde, dass dann der Text gerade nicht präsent sei und es sich einfach gut anhöre und –fühle. Da stiegen auch de Fans gern mit ein und sangen lauthals mit. Da der Gründung der Band FRISKA VILJOR eine zweifache Trennung vorausging, wundert es nicht, dass im Repertoire auch ein Song über die Suche nach der richtigen Frau namens „Oh Oh“ vorhanden war. Schon war die Zeit für den letzten Titel gekommen, der recht beschaulich begann, um dann noch mal richtig Gas zu geben. Nach 40 Minuten konnte natürlich noch nicht Schluss sein und der Fünfer kehrte zurück auf die Stage. Es folgte „Gold“, die Singleauskopplung vom Debüt – immerhin in Schweden bis auf Platz 11 geklettert und extrem tanzbar. Wie um den Kreis zu schließen, spielten die Herrschaften noch mal „Shotgun Sister“, beließen es aber bei dieser Dopplung und übergaben die begeisterten Mädels und Jungs in der Kleinen Freiheit an den DJ, der für die weitere Beschallung mit Konservenmusik sorgte.
Setlist MIYAGI
Holidays In Okinawa
Misery/Battery
Whatever
Hydraulic Son
Shoot-Shoot
Sideways
Kill Me At The Ponyranch
Chimes
Ice Cream
Setlist FRISKA VILJOR
Shotgun Sister
Four Points
Puppet Cabaret
I Gave My Life
Friskashuffle
Oh No
Monday
Oh Oh
Tell Me
Gold
Shotgun Sister
Copyright Fotos: Dirk Ruchay
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