Ort: Berlin - IFA Sommergarten
Datum: 01.09.2017 - 02.09.2017
Ich will ja nicht meckern, aber was ist das für ein Sommer? Dicker Pulli an und noch eine Jacke dazu! So ging es am Freitag zum IFA Sommergarten, denn dort fand das Fritz DeutschPoeten Festival statt. Bei(m) Fritz handelt es sich um einen Berliner Radiosender, und das Festival hat sich den deutschsprachigen Künstlern verschrieben.
Freitag
Um 18 Uhr ging es mit der Berliner Band MILLIARDEN und dem Song „Blitzkrieg Ballkleid“ ohne Umschweife gleich von Null auf Hundert los. Sie hatten sich für diesen Abend zur Aufgabe gemacht, den Sommergarten „kaputt“ zu machen, und so sah man die Band auf der Bühne rocken und das Publikum zu „ Katy Perry“ und „Marie“ mitsingen, feiern und vereinzelte Moshpits bilden. Zu „Exorzismus im Kaufhaus“ wurde extra ein Kreis für Johannes geöffnet, und ab ging die Party. Als Cooldowner gab es im Anschluss die Ballade „Vergiss mich nicht“, welche Ben seinem Vater widmete. Weitere Widmungen folgte zu „Verhungern im Bett“ an eine besondere Frau im Publikum, und man mag es kaum glauben „Oh Chérie“ wurde kurzerhand dem Fußball gewidmet und mit einem FC Union-Shirt gewürdigt. Zu diesem Song sprangen die Fans im Massenkollektiv! MILLIARDEN beendeten ihren Auftritt mit einem Cliffhanger, da durch die Widmungen die Zeit zu knapp für den letzten Song war. Den Sommergarten haben sie zwar nicht kaputt gemacht, aber ihm mit ihrem rotzigen Rock verdammt gut eingeheizt.
Es folgte zum dritten Mal der Auftritt der drei Madsen-Brüder bei den DeutschPoeten. Aller guten Dinge sind drei! Der Auftritt, den die Band hinlegte, schlug ein. Der IFA Sommergarten war nun vollends gefüllt und bereits zu „Goodbye Logik“ wurde sich gemeinsam mit MADSEN warm gesprungen, denn langsam wurde es richtig kühl. Zu „Mein Herz bleibt hier“ gab es den ersten großen Moshpit, und selbst das Publikum auf den seitlichen Erhöhungen sah man zu dem Song mitwippen. Den Platz zum Leuchten brachten bei „So cool bist du nicht“ die unzähligen Handys und vereinzelten Feuerzeuge. Mit „Du schreibst Geschichte“ war der absolute Höhepunkt in Sachen Ausrasten und Mitsingen erreicht und sogar eine Handvoll Crowdsurfer wurde gesichtet. Warm war es nun wirklich nicht mehr, dennoch luden MADSEN zum „Nachtbaden“ ein und mit „Love is a killer“ endete ein rundum gelungener Auftritt.
Nun war es Zeit für JENNIFER ROSTOCK. Hits und Konfetti hatte die Band im Programm, und eine Ladung von Letzterem gab es gleich zum zweiten Song des Abends. Die erste Berliner Luft wurde im Anschluss zu „Kopf oder Zahl“ mit Zicke Zacke usw. ausgeschenkt. Die Show lief von Anfang an auf Hochtouren, auch wenn JENNIFER ROSTOCK ohne Joe und Alex auftraten, dafür mit Pappkameraden und Elmar. Irgendwas ist immer. Stimmt und weiter ging es mit dem gleichnamigen Song… Die Kodderschnauze gab es in abgespeckter Variante, verständlich, da es sich um keine JENNIFER ROSTOCK-Tour handelte, sondern um ein familienfreundlichen Open Air Festival mitten in Berlin. Zicke Zacke…. erst mal das neue Album „Worst of JENNIFER ROSTOCK“ rausbringen mit anschließender Tour und dann das volle Jennifer Weist Programm erleben. Heute ging es mit „I Love You But I’ve Chosen Dispo“ weiter und die Mädels in der ersten Reihe feierten, ach was, alle feierten den Song. Auf die nächste Berliner Luft und einen abgeschossenen Security folgte „Neider machen Leute“. Hier zauberte die Band eine Schaumkanone hervor, die eine fette Schaumschicht über die ersten Reihen erbrach – oder wie Jennifer es ausdrückte: „Ihr seht aus, als hätte ein Elefant auf euren Kopf gewichst.“ Ein absolutes Highlight war der Song „Ein Schmerz und eine Kehle“, bei dem das Publikum mitsang und der Moshpit tobte. Ein Cirlce Pit wurde um Christoph gebildet und zum Ende (ver-)zählte sich Jennifer und kam auf neun (!) Kreise. Ist logisch – wir sind ja in Berlin, dem Ort der Megalative. Ruhiger wurde es zu „Deiche“ und ein Lichtermeer erstrahlte. Bevor JENNIFER ROSTOCK „Es war nicht alles schlecht“ mit Nico zum Besten gaben, erinnerte Jennifer an die bevorstehende Wahl und die Wichtigkeit, wählen zu gehen. Mit „Hengstin“ endete der Gig und man trat den Weg in Richtung S-Bahn Westkreuz an, vorbei an leeren Alko-Pops und Härterem.
Samstag
Der zweite Festivaltag war wechselhaft, so hieß es Jacke an, Jacke aus und das Line-up wechselte zwischen Rap, Rock und Singer-Songwriter. Auf dem Weg zum Festival mischten sich IFA- und Festivalbesucher und man konnte einen Abstecher zur Messe machen, da noch genug Zeit war, bis der „Überraschungsact“ KINGS OF LUDWIGSBURG“ auftrat. Alternativ konnte man über das Festivalgelände schlendern und beim Fritz Postamt eine Postkarte verschicken, am Memory- Gewinnspiel teilnehmen oder sich an einem der zahlreichen und vor allem guten Essensstände stärken. Einzig Veganer mussten Abstriche machen. Das Gelände lud ein, sich auf einer Decke zu legen und die Sonne zu genießen, bis der Regen einsetzte. Zum Glück hat es kurz vor dem Überraschungsact aufgehört zu regnen und eh alle begriffen, wer da und wo der Act spielte, war der kurze Gig von POISEL, mitten im Publikum, auch schon wieder vorbei.
LOTTE überzeugte durch und durch, sei es musikalisch und textlich. Man sah der Sängerin und der gesamten Band die Freude an, heute für die Besucher spielen zu dürfen. Gemeinsam freute sich das Publikum u.a. an den Songs „Pauken“, „Wer wir geworden sind“ und „Auf beiden Beinen“. Das Herz ging auf, als die Band spielte, und wer mehr von LOTTE hören möchte: Im September erscheint das Album „Querfeldein“ mit anschließender Tour.
Weiter ging es mit einer weiteren Frontfrau und zwar ACE TEE. Sie brachte neben KWAM.E eine Handvoll Tänzerinnen mit auf die Bühne und hatte neben dem Hit „Bist Du Down“ auch „Jumpa“ und „Nice aus“ am Start.
Für noch mehr bouncende Arme sorgte im Anschluss der Auftritt von DAT ADAM. Das durch YouTube geborene Musikprojekt hatte einige Fans im Publikum, die die Stimmung ankurbelten. DAT ADAM präsentierten unter anderem „Jaws“, „Ghidorah/ Legobricks“ und den Song „DFA“, mit dem bei den Jungs alles angefangen hatte.
Musikalisch folgte nun ein gewaltiger Bruch. Weg von Autotune hin zu ein bisschen WANDA- Attitüde und ein bisschen ANNENMAYKANTEREIT – fertig ist FABER. Irgendwie zieht die Musik und auch die Stimme von Julian in den Bann und man hört entweder interessiert zu oder wie die eingefleischten Fans, singt mit und klatscht im Rhythmus zu „Es könnte schöner sein“. Radio Fritz bezeichnete FABER als geheimen Headliner und die Fans feierten die Schweizer zu „Es wird ganz groß“ und „Tausendfrankenlang“. Einen fetten Applaus spendete das Publikum zu „Alles Gute“ und mit „Sei ein Faber im Wind“ endete der Auftritt.
Um 18 Uhr wurde es schon wieder frisch, und nun stand mit VON WEGEN LISBETH eine weitere Berliner Band mit Hang zum Berliner Funkturm auf der Bühne. Auf „Sushi“ und „Chérie“ folgte mit „Das Zimmer“ ein älterer Song. Der Track „Bitch“ lud im Anschluss zum Tanzen und Klatschen ein und endete in einem nicht enden wollenden Applaus. Das Gelände war verdammt gut besucht und mit 12.000 Besuchern am heutigen Tag ausverkauft. VON WEGEN LISBETH bekamen die Berliner zu dem Song „Drüben bei Penny“ sogar zum Schunkeln. Es wurde getanzt, der Refrain von „Wenn du tanzt“ aus vollen Kehlen mitgesungen, und präventiv wurde schon während dem Highlight „Meine Kneipe“ um eine Zugabe gerufen, dabei hatten VON WEGEN LISBETH noch „Freigetränke“ am Start bzw. Ende, denn mit diesem Song endete auch ihr Gig.
Die Sonne ging langsam unter und PRINZ PI aus Berlin-Zehlendorf war an der Reihe. Mit dem Prinzen waren nach dem Song „Kompass ohne Norden“ bouncende Arme zu „100x“ angesagt. Mit dem Titel „1,40m“ hatte er den Wunsch eines Fans an diesen Abend erfüllt. Ein weiterer Wunsch folgte umgehend mit „Keine Liebe“, und „Generation Porno“ wurde von Fäusten und Oi-Rufen begleitet. Für Freude sorgte die Ankündigung des neuen Albums „Nichts war umsonst“, und zugleich gab es daraus „Für immer und immer“. Mit „Gib dem Affen Zucker“ gingen die Berliner noch einmal richtig ab, und zur Enttäuschung des Publikums endete der Auftritt ohne Zugabe. Während der Umbaupause gab es kurz einen Gänsehautmoment, als die Wartenden den Refrain von „Oft gefragt“ (ANNENMAYKANTEREIT) anstimmten.
Mit PHILIPP POISEL wurde es nun beschaulich und ruhig und sehr dunkel auf der Bühne. Stand PRINZ PI im gleißenden Rampenlicht, so bevorzugte PHILIPP POISEL besonders zu Beginn doch eher den Einsatz von Spots oder versank in völliger Dunkelheit. Die Lichtstimmung passte zu den ruhigen Songs, und so wurde vom Publikum aus auch eher zugehört und leise vor sich hin mitgesungen. Das Set wurde mit dem Song „Mein Amerika“ eröffnet, es folgte „Geh nicht“ unterstützt von einer Handvoll Streicherinnen im Hintergrund. Nicht nur POISEL, sondern auch die Fans waren froh an diesem Abend dabei zu sein, und weiter ging es mit „Froh dabei zu sein“. Geschunkelt und mitgesungen wurde zu „Wo fängt dein Himmel an“ und weiter eintauchen konnte man zu „Roman“. Natürlich durfte „Wie soll ein Mensch das ertragen“ nicht fehlen. Als Zugabe gab es „Als gäbs kein Morgen mehr“ als Remix-Version. Kann man liken kann man lassen – frei nach JENNIFER ROSTOCK.
Wer nun Co Headliner, Headliner oder heimlicher Headliner war, das musste jeder für sich entscheiden. Auf jeden Fall brachten die Fritz DeutschPoeten musikalische Abwechslung und die ein oder andere Neuentdeckung mit sich. Das Veranstaltungskonzept hat auch 2017 überzeugt und alles richtiggemacht: Perfekte Organisation, perfekte Location und ein interessantes Line-up. Alle Daumen hoch!
Copyright Fotos: Sandra Dürkop
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