Ort: München - Backstage
Datum: 02.09.2006
Nachdem die beiden vorangegangenen Konzerte in Moskau bzw. Prag ausverkauft waren und zu einem wahren Triumphzug für FLA wurden, wird sich am heutigen Samstag auf den ersten Blick sicherlich ein wenig Enttäuschung breit gemacht haben, der Vorverkauf lief schleppend und schlussendlich versammelten sich nur ca. 350 Gäste, um FLA live zu erleben. Nachdem ich in der Straßenbahn auf dem Weg ins Backstage zielsicher vier Personen identifizierte, die kleidungsmäßig genauso wie ich an diesem Abend nur ein Ziel haben konnten, und man über die Wahl der richtigen Haltestelle ins Gespräch kam, konnte ich erfahren, dass STROMKERN sich nicht wirklich lohnen und so schloss ich mich lieber einem Besuch im Biergarten an. So erlebte ich nur noch die letzten zwei Songs der Amerikaner und es war wirklich kein großer Verlust. Als Zugabe, wie nicht anders zu erwarten „Heretic“.
Dadurch dass die rund 1500 Zuschauer fassende Halle abgeteilt war, wirkte es trotz der nicht gerade großen Masse an Zuschauern recht voll. Elektronische Klänge von NITZER EBB, FRONT 242, etc… verkürzten die Umbaupause, und so ging die Zeit schnell rum, bis es endlich losging. Im Hintergrund links und rechts zwei Banner mit dem FLA-Schriftzug, in der Mitte eine Leinwand, auf der diverse Videoanimationen zu sehen waren, davor die von Adrian White besetzten Drums, links daneben ein Synth der zwischendurch in instrumentalen Phasen von Bill genutzt wurde. Im Vordergrund, mit Tarnnetzen verhangen, insgesamt fünf Synthesizer, die im Verlaufe des Konzertes bewegungsintensiv von Chris Peterson (rechts) und Jeremy Inkel (links) bearbeitet wurden. Weiterhin waren zwei Trommeln auf der Bühne, die bei einigen Liedern von Bill und/ oder dem Gitarristen genutzt wurden.
Los ging’s mit „Buried Alive“ vom neuen Album „Artificial Soldier“. Gleich zu Anfang fiel auf, dass Sound und Gesang wesentlich besser ausgesteuert waren als noch auf dem M’era Luna, so war es kein Wunder, dass gleich für typischerweise sehr reservierte Münchener zumindest gute Stimmung aufkam. Im Ruhrpott wär die Halle allerdings in Schutt und Asche gelegt worden. Dann wurde es Zeit für Gitarreneinsatz bei „Vigilante“, Michael Douglas Stimme aus dem Film „Falling Down“ war zu vernehmen: „We’re not the same. I’m an american, you’re a sick asshole“ und FLA gaben volle Breitseite, Jeremy schnappte sich seinen portablen Synth, wirbelte über die Bühne, Adrian sorgte für entsprechendes Stakkato auf den Drums und auch die Gitarrenriffs hatten brachiale Züge. Etwas ruhiger wurde es dann mit „Dead Planet“ und „Bio Mechanic“, klassische Klavierparts von Bill leiteten alsbald „Maniacal“ ein, der wohl melodiöseste Track des Sets. Ob es daran lag, dass die Band wesentlich eingespielter als noch vor drei Wochen war, alles was mir auf dem M’era Luna nicht gefiel, fetzte hier. Bill war bester Laune, feuerte das Publikum mit Sprüchen der Marke: „Los geht’s München“ an, Jeremy war ein ständiger Unruheherd auf der linken Seite, wirbelte Haare und Arme durch die Luft, animierte das Publikum und ist mit seiner Art eine echte Bereicherung für das Liveset von FLA. Ebenso Adrian, was sich schon bei SKINNY PUPPY bzw. FRONT 242 gezeigt hat, organische Drums hauchen den Songs noch mehr Leben ein. Die zweite Hälfte des Sets leitete „Millenium“ ein, ebenso wie „Vigilante“ ein opulent brachialer Song und Bills Bemerkung danach: „Jetzt wird’s etwas ruhiger“ war glatt gelogen. „Prophecy“ brach hinein. Danach als einziger weiterer Track des neuen Albums: „Unleashed“. Der letzte Song vor den Zugaben war „Plasticity“, Bill und der Gitarrist (dessen Namen ich leider nicht mehr in Erinnerung habe) schnappten sich die Trommeln und bearbeiten sie ausgiebig, bis sich Bill schließlich das Mikro schnappte. Danach war erstmal Ende und bis auf Jeremy und Chris verließen alle die Bühne, ca. zwei Minuten schraubten sie noch infernalische Klänge aus ihren Maschinen.
Die Zugaben ließen nicht lange auf sich warten, zwei Klassiker „Gun“ und „Mindphaser“, ebenso wie bei „Plasticity“ wurden in den ersten zwei instrumentalen Minuten von „GUN“, die Drums und Trommeln wie irre bearbeitet, noch intensiver wäre der Song wohl rüber gekommen, wäre gleich von Anfang an das prägnante Sample „The human hearts that I have taken into hell“ aus „Exorzist III“ mit eingearbeitet worden, aber das ist ja Geschmackssache. Zu „Mindphaser“ als Abschluss muss man wirklich nicht mehr viel sagen, ein Brett, auch hier wurde nochmals den Maschinen von Jeremy und Chris alles abverlangt.
Nachdem FLA auf dem M’era Luna für mich eine sehr große Enttäuschung waren und ich mich im Vorfeld fragte, ob ich in München eine endgültige Demontage eines Mythos’ erlebe, wurde ich schnell eines besseren belehrt, hart, bissig, aggressiv, ein großer Unterschied zu den „Liveauftritten“ heutiger typischer Electroacts. Einzig die Songauswahl ließ etwas Magengrummeln bei mir aufkommen, kein Stück der Klassiker „Caustic Grip“ und „Hard Wired“, ein Track der „Epitaph“ hätte für mich gereicht und auch die „Civilization“ hätte mehr als einen Track verdient gehabt. Zudem wäre bei dem Gitarrenorientierten Set „Surface Patterns“ noch prädestiniert für eine Aufführung gewesen, aber man kann ja nicht alles haben.
Setlist
Buried alive
Vigilante
Dead Planet
Bio Mechanic
Maniacal
Backlash
Millenium
Prophecy
Unleashed
Plasticity
Gun
Mindphaser
Copyright Fotos: Michael Specht
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