Ort: Wien - Gasometer
Datum: 21.03.2009
Es war wieder mal Festival Zeit im Wiener Gasometer. Nach dem Pagan Fest und der Heidentour ließ „Rock the Nation“ abermals eine geballte Ladung an Metal-Energie frei. Diesmal wurde abseits paganer Klänge ein Thrash, Black & Death Metal Paket geschnürt, welches auf halb Europa losgelassen wurde. Da durfte natürlich Wien nicht fehlen. Und dass es dieses Paket in sich hatte, zeigte auch das rege Interesse. Gut 2.000 Headbanger folgten der Einladung an diesem Samstagabend. Allerdings ein Handicap mussten alle vier Bands mittragen. Der Sound im Gasometer ist seit eh und je nicht das Gelbe vom Ei. So erstaunlich es ist, was aus den drei denkmalgeschützten und ehemaligen Gasspeichern gemacht wurde – Einkaufszentrum, Kinos, Shopping Malls, etc. – und eben die Konzerthalle „Planet Music“ – eine optimale Akustik wird es aufgrund der Bauweise dort wohl nie geben. Gleich vorweg, dass konnten alle vier Vertreter mit überdurchschnittlichem Einsatz und professioneller Bühnenpräsenz wettmachen.
Die Norweger KEEP OF KALESSIN waren die Einheizer. Als einzige Black Metal Formation hatten sie einen gewissen Außenseiterstatus. Erstaunlicherweise war zu diesem Zeitpunkt die Halle schon sehr gut gefüllt. Nicht selten tummeln sich ja zu Beginn eines Festivals mehr Leute vor der Kantine, als vor der Bühne. Ein Faktum, welches sichtlich für die Skandinavier spricht. Nach 35 Minuten war es dann schon wieder aus mit der Black Metal – Herrlichkeit. Danach waren sich die meisten einig. KEEP OF KALESSIN präsentierten ihr neues Album „Kolossus“ recht ordentlich.
Es folgte die Vernichtungsmaschine schlechthin: LEGION OF THE DAMNED. Nun war die Hölle los. Das vierte Werk der Holländer„ Cult of the dead“ ist ja derzeit das Thrash/ Death Album schlechthin und in allen Fanzines „Top“ bewertet. Mit dementsprechendem Selbstbewusstsein präsentierten sich die Niederländer auf den Brettern. Es ist jedes Mal ein Genuss anzusehen, wie die vier Jungs mit spielerischer Leichtigkeit die Menge begeistern können. Dabei haben LEGION OF THE DAMNED noch lange nicht den Zenith erreicht. Parallelen mit der Kultband „SLAYER“ werden nicht selten laut. Auf jeden Fall ging das Publikum voll ab und nach der „Wall of Death“ gab es die obligaten Rippenbrüche. Immerhin durften die Holländer um den charismatischen Sänger „Maurice Swinkels“ 50 Minuten ran. Der Höhepunkt einer gelungenen Vorstellung war der Dreierpack „Bleed For Me“, „Legion of The damned“ und „The Final Godsend“. Da wurde noch alles aus den Metalheads rausgeholt. Diese benötigten nach der Vernichtungsmaschine eine dringende Pause. Zu erwähnen sei noch das nette Präsent, welches jeder Besucher an der Kassa erhalten hat. Und zwar ein Tonträger von LEGION OF THE DAMNED mit Songs aus den bisher veröffentlichten vier Alben.
Bei den Göttern wie die Zeit vergeht. 20 Jahre gibt es sie schon und ich erinnere mich an das Debut „Slowly we rot“, wie wenn’s gestern gewesen wäre. Die Recken von OBITUARY sind gemeint. Die hatten an diesem Abend einen schweren Stand. Sichtlich in die Jahre gekommenen, wirkten sie gegenüber den Vorgängern aus Holland ziemlich blass. Vor allem Sänger John Tardy wirkte sehr verloren und schleppte sich irgendwie planlos über die Bühne (warum auch immer?). Der Funke wollte auch nicht so richtig auf die Meute überspringen, obwohl viele Metal-Veteranen wegen OBITUARY anwesend waren. Die alten Schinken, wie „Slowly we rot“, „Dethroned emperor“ oder „Left to die“ konnten das Kraut grad noch fett machen und zumindest gegen Ende der Darbietung kam so etwas wie Stimmung auf.
Nun aber war es soweit. Platz frei für die Götter. AMON AMARTH betraten das Parkett wie immer mit tollem Bühnen-Hintergrund. Eröffnet wurde der Gig mit „Twilight of the thunder god“. Und auf den traditionellen Aufruf von Sänger Johan Hegg „Put up your Horns“ reckten 2.000 Maniacs ihre Faust mit gespreizten Fingern in die Höhe. Es war klar wer heute der Herr im Haus war. Wenn man am Zenith steht, dann läuft vieles leichter. Im Prinzip hätten die fünf Schweden nur ihr Ding durchziehen brauchen, es hätte der Stimmung keinen Abbruch getan. Aber wer die Wikinger kennt, weiß, dass sie immer Hundertprozent geben. Und vor allem Vokalist Johan ist immer für einen Plausch zu haben, wirkt fröhlich und sympathisch, trotz seiner wuchtigen Erscheinung. Er ist ganz einfach das Aushängeschild von AMON AMARTH. Ein Hit folgte dem anderen und jeder einzelne Song wurde frenetisch von den Fans bejubelt. Leider war die Spielzeit exakt auf 1 Stunde und 15 Minuten beschränkt. Vertrag ist Vertrag, was soll’s. So fehlte der ein oder andere Gassenfeger. Mir zum Beispiel ging Versus the world ab. Wer so ein breites Angebot wie die Nordländer im Gepäck hat, kann natürlich nicht alles zum Besten geben. Aber immerhin bekam die Anhängerschaft, die zum Grossteil wegen den Vikings gekommen war, Kaliber wie Fate of norns, Under the northern Star, Guardians of Asgard, Death in fire und Victorious March serviert. Somit hatte auch Wien wieder einmal AMON AMARTH in Höchstform zu Gesicht bekommen.
Gratulation an den Veranstalter. Ein gelungenes Festival, sowohl in organisatorischer Hinsicht, sowie aufgrund der Line up–Zusammensetzung. Zufriedene Gesichter verließen die Gasometerstadt und einige davon verlängerten die Nacht um der AMON AMARTH – After Show Party im berüchtigten Viper Room beizuwohnen. Das ist aber wieder eine andere Geschichte…
Copyright Fotos: Erich Wallner
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