Ort: Georgsmarienhütte - Tor 3
Datum: 02.10.2004
Eigentlich dachte ich, dass ich zu spät dran sein würde und daher wahrscheinlich die erste Band verpasse. Aber – oh Wunder – es waren nicht einmal die Türen geöffnet als ich um ca. 20:30 in dem doch recht übersichtlichen Dorf bei Osnabrück eintrudelte. So dauerte es auch noch locker bis 21:15, bevor dann endlich die erste Band auf die Bretter stieg.
Opener waren an diesem Abend NEBELHEER aus Osnabrück. Die dreiköpfige Band um das Brüderpaar Veromoth (Bass, Gesang) und Styrum (Gitarre) spielten zusammen mit ihrem wirklich gutem Drummer Feyst einen sehr ordentlichen Gig. Die Band gibt es erst seit zwei Jahren und ist mit einem Durchschnittsalter von ca. 21 Jahren noch relativ jung. Bei ihren Auftritten verzichten die Black Metaller gänzlich auf die genre-typischen Accessoires wie Corpsepaint und Nieten und konzentrieren sich nur auf ihre Songs, deren Texte ausschließlich in Deutsch verfasst sind. Bislang hat die Band zwei Eigenproduktionen am Start und man sollte die Combo durchaus im Auge behalten. Am 10.11. werden sie in Osnabrück beim Comeback-Gig der Schweden DISSECTION eröffnen und sich dort sicherlich einem größeren Publikum präsentieren können.
Mittlerweile war der Raum mit gut 200 Leuten schon gut ausgefüllt. Show-technisch ist im Tor 3 durch die mangelhafte Lichtanlage, die zu kleine PA und die sehr kleine Bühne nicht viel möglich. Eigentlich ist dieser Kneipen-Hinterraum sicherlich auch nicht für Konzerte größerer Art gedacht. Trotzdem gastieren dort immer wieder illustere Bands, wie MAYHEM, GORGOROTH und demnächst MORTIIS.
Nachdem das Schlagzeug des Openers abgebaut war, wurde der Blick frei auf das imposante Drum-Kit des 1349/ SATYRICON Schlagwerkers Frost. Nun wurde es auch eng auf der Bühne. Zuerst schritten grad erwähnter Trommler und Band-Gründer/ Gitarrist Tjalve an den Bühnenrand und unterstützten das Intro mit einer im wahrsten Sinne heißen Feuerspuck-Einlage. Gar nicht ohne bei so einer intimen Umgebung. Dann kam der Rest der Band auf die Bühne, wobei der Bewegungsradius des einzelnen nun sehr eingeschränkt war. 1349 sind durch und durch Black Metal, mit allem was dazu gehört. Stachel/ Nagel-Armbänder, Corpsepaint und musikalisch pure Raserei. Von der Musik her bieten die Norweger sicher nichts innovatives. Aber alleine das unglaublich schnelle und präzise Drumming des wohl besten Black Metal-Schlagzeugers und die sehr versierte Gitarrenarbeit von Band-Kopf Tjalve machen 1349 zu einer der besten Old-School Band der Szene. Die Performance des Fünfers war absolut tight und ohne Makel, und das obwohl man, wie mir Frost und Tjalve später erzählten, so gut wie keinerlei Monitor-Sound auf der Bühne hatte. Respekt, Respekt, meine Herren! Mittlerweile wusste ich auch, warum am Eingang vor Hörschäden gewarnt wurde. Denn die Lautstärke erreichte mittlerweile höllische Ausmaße, wodurch der Sound immer mehr zu einem klirrenden Brei wurde. So trümmerten sich 1349 durch ein 45Min. Set, welches zu fast gleichen Teilen aus Songs der beiden Full-Length „Liberation“ und „Beyond the Apocalypse“ bestand. Die Band war an diesem Abend absolut der Gewinner und wurde von der Meute sogar noch mal für eine Zugabe zurück auf die Bühne geholt. Die mangelnde Light-Show versuchte man durch überhöhten Einsatz der Nebelmaschinen auszugleichen, was einem teilweise den Blick auf die Musiker völlig verwehrte.
Als nächstes standen also GORGOROTH auf dem Plan. Trotz minimaler Umbauarbeiten dauerte es doch tatsächlich über 60 Minuten bis sich die norwegischen Schwarzheimer endlich aufmachten und die Bühne betraten. Der Grund dafür war nicht, wie ich später von Band-Chef/ Lead-Gitarrist Infernus erfuhr, dass 1349 etwa den Schminkspiegel nicht frei gaben, sondern dass die Band einfach nicht vor Mitternacht auf die Bühne gehen wollte. Doch dann war es schließlich und endlich soweit. Unangenehm fiel mir auf, dass man direkt am Bühnenrand relativ viele Fackeln installiert hatte und das ohne jegliche Absperrung. Auch durch den Einsatz zweier Security-Guards ließ es sich da nicht verhindern, dass sich einige Fans doch derbe die Haare ansengten. Meine Herren Black Metaller, muss das denn sein???
Front-Kreischer Gaahl schritt dann zum Bühnenrand und stellte sich in Pose. Der Norweger, dessen Gerichtsverhandlung wegen ritueller Körperverletzung gerade in Revision geht, strahlt einfach eine unheimlich bedrohliche Atmosphäre aus. Der Mann steht einfach nur am Rand der Bühne und starrt den Fans direkt in die Augen. Und das, wie auch seine Bandkollegen, in voller Montur. Dem Herren möchte man sicher nicht unbedingt alleine und nachts nach einer Spende für die Kirche fragen. Das würde übel ausgehen. Live werden die Veteranen aus Norwegen nun durch Dirge Rep (ex-GEHENNA/ ex-ENSLAVED) und Gitarrist Teloch (ORCUSTUS). Die Band spielte sich routiniert durch ihr Set, wobei die Songs von den Alben „Destroyer“ und „Antichrist“ am besten ankamen. Das neue Album „Twilight of the Idols“ trifft bislang nicht so den Geschmack der Anhänger. Doch nach der Hälfte des Gigs hätte man eigentlich schon nach Hause gehen können und vor allem die sehr amtlichen 18 Euro Eintritt zurück fordern sollen. Denn nicht nur, dass die Lightshow eigentlich nicht vorhanden (da konnte auch Tourbegleiter und ex-MAYHEM Sänger Attila nichts drehen) und der Sound viel zu laut war. Nun fiel auch noch die Gitarre von Infernus aus. Diesen Schaden konnte man auch nicht durch den Einsatz einer Ersatz-Klampfe beheben, denn offensichtlich war der eine oder andere Kanal der PA durchgeschossen worden. Doch zu laut gedreht?? Jedenfalls spielte man nun mit einem permanent unerträglich lauten Pfeifton, der einem durch Mark und Bein ging. Dennoch zog die Band ihr 55 Min. Set voll durch und verschwand dann aber sichtbar geladen im Backstage-Bereich. Erstaunlich und imposant war trotz allem mal wieder die fast unmenschliche Gesangsleistung Gaahls. Der ist derzeit unbeschritten einer der besten und aggressivsten Sänger der Szene.
Nach einigen Gesprächen mit den merklich angefressenen Bands machte ich mich dann auch auf den Heimweg Richtung Bielefeld, während sich der mittlerweile im Delirium befindliche Tour-Tross auf den Weg nach Berlin machte. Neue Location, neues Glück…
Copyright Fotos: Michael Werneke
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