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GREGOR MEYLE

Ort: Bielefeld – Ringlokschuppen

Datum: 28.11.2015

Zwischen all den Instrumenten zieren vier Wohnzimmerlampen aus längst vergangenen Zeiten und Orientteppiche die Bühne vor der roten Backsteinwand im großen Saal des Ringlokschuppens und lassen auf das schließen, was letztlich an diesem Samstagabend geboten wurde: ein Konzert in Wohnzimmeratmosphäre. Nur ohne ausreichende Sitzgelegenheiten. Aber so ist das nun mal, wenn viele Leute zu Besuch kommen. Und hier warten gleich 3000 Leute auf den Mann des Abends, GREGOR MEYLE.

Immerhin ist der Baden-Württemberger der beste Beweis dafür, dass auch Castingshows Qualität bringen können. 2007 schaffte er es bei Stefan Raabs SSDSDSSWEMUGABRTLAD mit selbstgeschrieben Songs bis ins Finale des Wettbewerbs und Raab ehrte ihn damals: „du bist einer der begnadetsten Songwriter, die ich seit vielen vielen Jahren gehört und erlebt habe.“ Als Zweitplatzierter ging er letztlich hinter Stefanie Heinzmann aus dem Casting und verschwand irgendwie aus der Öffentlichkeit. Bis 2014! Da holte ihn Xavier Naidoo in seine TV-Show „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ zurück in die Medienlandschaft und präsentierte ihn so erneut einem großen Publikum. Seitdem geht es mit dem ehemaligen Bühnenbauer bergauf und er spielt fast jeden Abend vor ausverkauftem Haus. So auch vergangenen Samstag in Bielefeld, wo er auf seiner „Das Beste kommt noch“-Tour Station machte.

21 Lieder aus vier Studioalben standen an diesem Abend auf GREGOR MEYLEs Setlist und mit ihm neun weitere Musiker auf der Bühne. „Das Vorstellen aller dauert sicher länger als das Konzert“, witzelt er, nachdem es ihm zu seiner eigenen Überraschung gelungen war, die ersten drei Songs komplett durchzuspielen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Wem die weiteren Musiker aber auch bekannt vorkamen, irrte keineswegs. Denn alle stammen aus der Band von „Sing meinen Song“. Das Konzert selbst währt über 2,5 Stunden, was sicher auch daran liegt, dass MEYLE gerne seine Gitarren nachstimmt und mit seinem Dialekt und etwas nuschelnd erlebte Geschichten erzählt. Beispielsweise über seine fünfwöchige Pause vor diesem Auftritt, die er zur Heirat und eine Reise nach Neuseeland genutzt hat. „Neuseeland ist fast so schön wie Bielefeld“, erklärt er und setzt zum Lied „Die Chance“ an. Oder er erzählt über seine Anfänge im Showbusiness, in denen er für Sänger Sasha drei Tage lang die Bühne aufgebaut hat und den er dann in Naidoos Show wiedertraf, in der sie gemeinsam auftraten.

Es folgt „Du bist das Licht“. Und nicht zu vergessen, seine ersten Besuche als Musiker in dieser Stadt. Damals trat er noch im Bunker Ulmenwall vor 84 Besuchern auf. Der zweite Gig fand dann schon im Forum statt und jetzt der Ringlokschuppen. „Größer muss es nicht werden“, kommentiert er dies und hat damit absolut Recht. Denn GREGOR MEYLE ist ein Musiker für kleine Bühnen, der nah an seinem Publikum sein mag. Schließlich verweist schon die Gestaltung der Bühne darauf, dass hier keine große Show stattfinden wird. Das würde auch nicht passen. Der 37-jährige ist vielmehr der Mann der langsamen Stücke und überzeugt mit leisen Tönen und großartigen Texten, weshalb die schnelleren Lieder von ihm auch entsprechend angekündigt werden: „Wenn ihr danach sagt: Mensch, dass wäre was zum Tanzen gewesen. – Das war die Chance!“.

„Pessimisten“. Mitten im Lied erklingen griechische Klänge und er sagt: „Das wird die größte Tsatsiki-Runde, die Bielefeld je gesehen hat.“ Das Publikum schwingt die Arme, wie von ihm gefordert, von links nach rechts und von rechts nach links und hin und her. „Wir brauchen ein Tanzpärchen!“ Ein Paar wird auserwählt und kommt auf die Bühne. „Es ist eine Rumba. Wir fangen entspannt an“, sagt`s und stimmt „Schön Wenn`s funktioniert“ an. Immer wieder präsentiert er sich an diesem Abend im Duett mit der einzig weiblichen Person auf der Bühne, Sängerin Lisa. „Die Songauswahl hätten wir jetzt bis zur Mitte geschafft“ informiert er kurz vor Schluss das Publikum. Insgesamt seien „8,5 Stunden Entertainment und Animation“ geplant. In jeder Minute erlebt man, wie sehr GREGOR MEYLE die Musik und sein Publikum liebt und seine Zeit auf der Bühne genießt: „Es ist so schön Popstar zu sein, frische weiche Handtücher, mit Weichspüler.“

Nach dem Zugabenteil, es ist mittlerweile nach halb elf, verklingt der letzte Akkord von „Dann bin ich Zuhause“ und der Sänger verabschiedet sich von seinem Bielefelder Publikum „Jetzt dürft ihr zum Parkscheinautomat“. Zeitgleich erleuchtet das Deckenlicht wieder den Ringlokschuppen.

Setlist GREGOR MEYLE
Land in Sicht
Herz
Jetzt
Wunder
Schau mich nicht so an
Chance
Heute Nacht
Das schlimmste ist vorbei
Das Beste kommt noch
Und dann kamst Du
Irgendwann
Schön Wenn`s funktioniert
Pessimisten
So Bin ich
Liebst du mich
Frei mit Dir
Du bist das Licht
Hätt nix dagegen

Keine ist wie Du
Niemand
Dann bin ich Zuhause

Copyright Fotos: Christina Falke

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