Ort: Osnabrück - Hyde Park
Datum: 21.04.2005
Was bringt erwachsene Menschen dazu richtig rumzusauen, sich in Farbe zu wälzen, blaue Flecke zu kassieren, allerlei Flüssigkeiten ins Gesicht gespritzt zu bekommen und dafür 20 Euro zu bezahlen? Hier ist die Antwort!
Ende der Achtziger machten GWAR das erste Mal auf sich aufmerksam. Mittlerweile sind 17 Jahre vergangen und GWAR sind besser denn je. Wer die Amis kennt, weiß was man auf Konzerten zu erwarten hat: Kunstblut, Kunstkotze und Kunstsperma, dazu Masken, die wesentlich kreativer sind als die gewisser anderer Bands und zu guter letzt noch ein paar spannende Geschichtchen zwischen den Liedern. Bis jetzt habe ich VOR Beginn eines Konzerts noch nie so viele Besucher in weiß gesehen. Teilweise hatten sich die Besucher das Datum, den Ort und die Band auf einen Teil der Klamotten geschrieben.
Da wir die Anfahrtszeit relativ knapp bemessen hatten, waren wir wirklich froh, dass das Konzert doch erst eine halbe Stunde später als angekündigt begann. Im Publikum stieg die Vorfreude von Minute zu Minute. Kaum zu glauben, dass sich erwachsene Menschen auf einen Konzertbeginn freuen wie Kinder auf das Glöckchen am Heiligen Abend. Ohne Vorband, dafür mit der Enthauptung eines riesigen Gummifans ging das Konzert auch schon los, wie man es erwartet hatte. Aus dem Hals spritzte literweise Kunstblut in die johlende Menge. Sehr zum Leidwesen unseres Fotografen, der die erste Ladung volle Breitseite erhielt. Der erste Prominente, der die GWAR War Party „mitfeiern“ durfte, war Arni Schwarzenegger. Dem österreichischen Anabolikabolzen folgten Leute wie George Bush, Osama bin Laden, Michael Jackson und eine riesiger ReaganRobotor. Dazu noch eine Schwangere, die ihr kotzendes Baby gebar, ein blondes Sexobjekt, das bis zur Speiseröhre ausgezogen wurde und ein Alien, welches nach und nach, wie auch die Promis, erst die Arme, dann den Kopf und schließlich jede Menge Blut verlor. Alle Hinrichtungen wurden von drei wirklich enthusiastischen männlichen Cheerleadern durchgefühlt. Die drei sorgten auch dafür, dass das meiste Blut seinen Zielpunkt erreichte, nämlich das Publikum. Wirklich herrlich an GWAR ist, dass sich die Band selbst nicht ernst nimmt (und dass weiß man von der ersten Minute an!), aber trotzdem auf ernste Themen hinweist, seien es der Al-Qaida/ Bush-Konflikt oder auch die pädophilen Auswüchse eines gewissen Herrn Jackson. Schade, dass es nur wenige Bands wie GWAR gibt!
Die meisten Lieder des Abends stammten auch von der neuen Scheibe „War Party“, was allerdings kaum wahrgenommen wurde. Das Publikum ging zwar bei jedem Lied ab, allerdings eher, um sich im Kunstblut zu suhlen und richtig Spaß zu haben. Schade eigentlich, GWAR haben sich musikalisch wirklich weiterentwickelt. Ihre Mischung aus Thrash Metal, Hardcore und Punkrock hat sich im Vergleich zu den Anfängen bis jetzt doch stark gewandelt, ich würde sagen, dass die Band auch durchaus ohne große Kostüm- und Kunstblutorgien die Hallen füllen könnte. Wäre aber nur halb so spaßig! Eigentlich lief das ganze Konzert nach einem einzigen Konzept ab. Erst kommt jemand auf die Bühne, wird auseinander genommen, spritzt sein Blut ins Publikum und die „Monster“ spielen ihren Song. GWAR Konzerte kann man aber auch wirklich schlecht beschreiben. Jeder sollte sich mal eines anschauen (oder zumindest unsere sehr detailreiche Bildergalerie).
Die Klamotten sahen am nächsten Tag getrocknet aus wie gebatikt. Ich jedenfalls werde meines nicht mehr waschen, sondern in den Schrank zu den Konzerterinnerungen packen und hoffen, dass das ein oder andere Shirt noch folgen wird. Besondere Erwähnung sollte hier noch finden, dass meine Mitfahrerin dank eines Freundes das Konzert mit nassem Hintern verfolgen musste und ich die Rückfahrt ebenso verbrachte, da ich zwar mit einer trockenen und sauberen Hose im Auto vorgesorgt hatte, die aber aus Gründen der Höflichkeit abgetreten habe (Du bist ja ein richtiger Frauenversteher, Anm. der Red.). Ach ja, ich habe mich eine Stunde unter der Dusche geschrubbt, um auch die letzte Farbe vom Körper zu bekommen. Aber was nimmt man nicht alles für einen Abend in Kauf, an dem man sich benehmen kann wie die Kinder!
Copyright Fotos: Karsten Thurau
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