Ort: Paderborn - Capitol
Datum: 07.11.2004
Was gibt es Schöneres, als die passenden Gelegenheiten, um mal wieder gepflegt abrocken zu können. So war es im Vorfeld keine schwere Entscheidung, hierzu bei den Jungs von H-BLOCKX in Paderborn aufzuschlagen. Dies sahen wohl auch viele andere so, denn schon ziemlich frühzeitig konnte man ein fettes „Ausverkauft“ hinter dem Termin vermerken. Das brachte wiederum Anstehen in der Kälte vor den Toren des Capitols mit sich, welches sich aber zeitlich erfreulicherweise in engen Grenzen hielt, da organisatorisch alles recht stringent, aber einwandfrei durchgeplant war. Draußen wurde bei einem Blick in die Menge gleich klar, dass es DEN typischen H-BLOCKX–Fan nicht zu geben scheint, denn von Kiddies bis zu Alt-Rock´n´Rollern war so ziemlich alles vertreten.
Schöne Sache das, dann ging es aber rein in den Laden, ein – wie der Name Capitol schon vermuten lässt – altehrwürdiges Kino mit nettem Ambiente, wie insbesondere dem fast bedrohlich großen Kronleuchter an der Decke.
Die Vorbandsituation war eigentlich nicht ganz klar, zumindest nachdem die zunächst vorgesehenen EXILIA zwischenzeitlich auf die RAMMSTEIN-Tour übergewechselt waren. So trugen die pünktlich um 18:30 Uhr (!) aufspielenden CZILTANG BRONE (wer?) quasi die Last der geheimnisvollen Unbekannten mit sich. Doch zurückblickend lässt sich sagen, dass sich dies bald ändern dürfte. „The world is waitin‘ to get cziltanged“. Ähh – ja klar. Auf spezielle Einladung der H-BLOCKX hatte man den Weg auf die Tour gefunden, man kennt sich eben in Münster. Gleichwohl war die Halle zu Beginn noch nicht so prall gefüllt, doch wer bereits dort war, dürfte es nicht bereut haben. Auch ohne das Material (vor allem der 2004-er 3-Track „Tone Taste“ Promo) zu kennen, eine überzeugende halbstündige Vorstellung. Das Trio versteht sein Rock-Handwerk und vor allem „der einzige Trommler, der hier die ganze Zeit für Stimmung sorgt, weil unser Sänger Herpes hat, da man ja auf Tour ist und dort viel rumgeknutscht wird“ hatte sichtlich Spaß und wohl auch schon einige Pils intus. Die drei hatten sich zudem gräulich-weiße Einteiler übergeworfen, die irgendwo zwischen Automechaniker-Style und Weltraum-Anzug anzusiedeln sind während die Mucke zeitweise ein wenig wie ´ne Coverversion wirkte, was aber wohl eher daran lag, dass man es mit betont klassischem Stuff zu tun hatte. Da geht noch was…
Als nächstes standen dann die 0EIGH15TEENS auf dem Programm, die – wie sollte es anders sein – ebenso wie die beiden anderen Bands natürlich aus Münster-City stammen. Aus diesem Grunde wurde der Tour dann von H-BLOCKX-Henning später auch kurzerhand der Untertitel „MONSTER CITY TOUR 2004“ verliehen. Nach einem kurzen Intro enterten die fünf Jungs die mit einer Piratenflagge versehene Bühne. Da es für 0EIGH15TEENS erst das zweite Konzert auf der Tour sein sollte und dies auch noch nur einen Tag vor dem Release ihres Debutalbums stattfand, hatte man Großes vor, zumal wohl auch Mentor und Produzent Claus Grabke (ALTERNATIVE ALLSTARS, ex-THUMB) anwesend war. Mit ihrem gradlinigen und mit eingängigen Melodien versehenen Melody-Core-Sound fand man auch recht ordentlichen Anklang im Publikum, wenn auch in spielerischer und stimmlicher Hinsicht noch leichte Abstriche gemacht werden müssen. Ganz nett anzuhören waren auf jeden Fall das DIDO-Cover „White flag“ und der zukünftige Video-Track „This summer“. Insgesamt braucht es aber wohl noch ein wenig Zeit, um den Kinderschuhen endgültig zu entwachsen, denn für meinen Geschmack wollte man noch etwas zuviel witzig sein, wie etwa die überflüssige Einlage auf der Fisher-Price Tierorgel bewies.
Schwamm drüber, denn dann war es an der Zeit für den Hauptact. Hierzu wurde die Bühne erst einmal mit mehr Tiefe auf „Normalgröße“ gebracht, bevor recht unvermittelt Henning Wehland mit seinen Companeros die Bühne zu einem Akustik-Stelldichein betrat, um nur kurz danach den Laden wieder mit Strom und mit „The Power“ von Beginn an zum Kochen zu bringen. Die Tracklist orientierte sich im Folgenden überwiegend an der aktuellen Best-Of-Scheibe „More than a decade“ sowie naturgemäß dem regulären Studio-Album „No excuses“, von dem neben dem Titeltrack natürlich unter anderem die beiden Singles „Leave me alone!“ bzw. die RICK SPRINGFIELD-Nummer „Celebrate youth“ zum Besten gegeben wurden. Dabei war festzustellen, dass auch in der aktuellen Besetzung mit den Neu-Blockheadz Steffen Wilmking an den Drums und Bassist Fabio Trentini die über die Jahre angesammelte Souveränität der H-BLOCKX auf der Bühne voll ausgespielt werden konnte. Sänger Henning war zwar in ein etwas zu sehr körperbetontes weißes Hemd gekleidet (zumindest nachdem dies ziemlich schnell vollkommen durchgeschwitzt war) und auch Gitarrist Tim sah mitunter aus wie der Sven Hannawald der Rockmusik, aber Piloten ist eben nichts verboten.
Daher schlugen die Mitbegründer der deutschen Crossover-Szene zwischendurch auch immer mal wieder leisere Töne an. Sehr cool kam ebenfalls „Time of my life“ vom Bang Boom Bang Soundtrack und die Tatsache, dass das Debut „Time to move“ noch mit insgesamt 6 Stücken berücksichtigt wurde („Revolution“, „Say Baby“, „Move“, „Go freaky“ und natürlich „Little girl“ sowie „Risin´ high“). Dennoch und grade auch im Hinblick auf die Beteiligung auf „No excuses“ hoffte der ein oder andere hierbei vielleicht auch auf einen kurzen Gastauftritt von Ex-Member Dave Gappa, der jedoch ausblieb.
Nach circa 75 Minuten startete man den aus „Push me“ und dem JOHNNY CASH-Klassiker „Ring of fire“ bestehenden Zugabenteil und dürfte spätestens danach nahezu jeden Besucher des Paderborner „Mitsingpublikums“ zufrieden zurückgelassen haben, sofern man hier mal zugrunde legt, wie sehr die H-BLOCKX anschließend noch abgefeiert wurden…
Hinterlassen Sie einen Kommentar.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.