Ort: Rees-Haldern
Datum: 13.08.2009 - 15.08.2009
Donnerstag
Der erste Festival-Tag beginnt direkt mit zwei Ausfällen. Nein, es fallen keine Bands aus, sondern unser Besuch der beiden ersten Konzerte. Ein Grund dafür war die verspätete Ankunft unseres Fotografen, der sagenhafte zwei Stunden fünfzehn Minuten für die Strecke von Münster nach Haldern braucht und dabei gute 150 Kilometer zurücklegt, obwohl die beiden Orte nur 96 Kilometer trennt. Da Halden bekanntlich eine stressbefreite Zone ist, wurde also auf die Visite beim Festival-Opener verzichtet. Das ist im Nachhinein wohl sogar noch verzeihlich, denn dem Vernehmen nach ist der Auftritt von den BADDIES eher dürftig verlaufen. Was uns aber geritten hat, die wundervollen BROKEN RECORDS links liegen zu lassen, ist unbegreiflich und unentschuldbar. Vielleicht war Dr. Gonzos (besagter Fotograf) „Jetlag“ einfach zu groß und steckte den Rest mit an. Zuverlässige Quellen sprachen später jedenfalls vom ersten Highlight des Festivals. Nun aber genug vom Hörensagen.
Live dabei waren wir schließlich und endlich bei den WILDBIRDS & PEACEDRUMS. Gott sei Dank, denn das schwedische Duo, das auch privat ein Paar ist, legt einen hin- und mitreißenden Auftritt ab. Die merkwürdige Mischung aus Gospel, Soul, Blues, sowie die ausschließliche Verwendung von percussiven Instrumenten mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, zieht einen aber unweigerlich in einen geradezu magischen Bann. Andreas Werliin bot eine fantastische, hochenergetische Leistung am Schlagzeug, das noch mit allerlei Klangkörpern wie Glockenspiel und Xylophon „gepimpt“ war, seine Partnerin Mariam Wallentin verzaubert derweil mit ihrer absolut außergewöhnlichen Stimme und sorgt für karibische Klänge mit ihrer Steeldrum. Das Publikum im Spiegelzelt zeigte sich schlichtweg begeistert und dankt es den Skandinaviern mit lang anhaltendem Jubel und Applaus.
Nach der schweißtreibenden Performance der „Wildvögel“ ist eine kleine Verschnaufpause hinter dem Spiegelzelt, wo sich der Eingang für die Presse befindet, von Nöten. Dort kommt es zu einigen denkwürdigen Ereignissen, die dazu führen, dass wir PALM SPRINGS nur am Rande mitbekommen, was aber auch Aufmerksamkeit genug für die eher maue Darbietung der Briten war. Zunächst vervollständigt die Ankunft eines weiteren Haldern-Veterans unsere kleine Redaktion. Kurz darauf richtet sich die Aufmerksamkeit der Reisegruppe auf einen gewissen Herren Talbot von GRAVENHURST, der sein Feuerzeug vergessen zu haben scheint. Des Weiteren gesellen sich plötzlich noch Talbots Tourmanagerin sowie seine aus Göttingen stammende, deutsche Freundin hinzu, was eine illustre und unterhaltsame Plauder-Runde ergib. Unser Chefredakteur reagiert blitzschnell und vereinbart noch flugs einen Interviewtermin für den nächsten Tag.
Im Spiegelzelt sind nun WINTERSLEEP an der Reihe. Diese präsentieren hervorragenden Gitarrenlärm, erstklassige Indie-Pop-Hymnen und teilweise recht vertrackte Rhythmen. Der Bandname ist dem Auftritt eher unangemessen, denn für den Winterschlaf haben ja zuvor PALM SPRINGS gesorgt. Die Kanadier sind da eher der heißersehnte Weckruf für das Publikum. Insbesondere Sänger Paul Murphy und Bassist Mike Bigelow sorgen dabei auch noch für die passende Performance und Bühnenpräsenz. Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und Raumtemperatur im inneren des Zeltes haben inzwischen aber ein bedenkliches Missverhältnis erreicht, sodass es erneut höchste Zeit für frische Luft wird. Auf dem Weg nach draußen müssen zwei unsere Mitstreiter dann die falsche Abzweigung genommen haben, jedenfalls finden sie sich unverhofft im Künstlerbereich hinter der Bühne wieder, was ihnen aber auch erst so recht bewusst wird, als sie schon mitten im Gespräch mit einigen Musikern befinden. Folgender Dialog ward dadurch übermittelt: „I don’t know why everybody thinks I am the drummer of WILDBIRDS & PEACEDRUMS, but as I told your friend some minutes ago: I am not! I swear to God!“. Es war der Schlagzeuger von PATRICK WATSON!
Zurück im Zelt ist es Zeit für den wohl skurrilsten Auftritt des Festivals: THE IRREPRESSABLES sind ein zehnköpfiges Kammerorchester aus London, das eine außergewöhnliche Brücke zwischen Indie-Pop und Klassik schlägt. Angeführt werden sie von Jamie Mc Dermott, einem klassisch ausgebildeten Sänger. Die Musik auch nur annähernd in Worte zu fassen, fällt schwer. Sie selbst bezeichenen es auf ihrer MySpace Seite als „Baroque Shock“. Wir empfehlen dringend einen Besuch eben jener Seite (Anspieltipp: „In This Shirt“). Zu ihren Auftritten gehören extravagante Kostüme und eine entsprechende Choreographie. Man könnte auch sagen THE IRREPRESSABLES sind eine einzige Märchen-Indie-Oper. Jamie Mc Dermott unterhält dabei bestens mit seiner charmant exaltierten Performance. Tja und dann diese Stimme! Neben ASAF AVIDAN DAS Gesangswunder auf dem diesjährigen Haldern und man kann wohl sagen, dass es so etwas bisher noch auf keinem deutschen Pop-Festival zu sehen bzw. hören gab. Deshalb muss man an dieser Stelle den Haldern-Machern mal wieder danken, dass sie den Mut haben, auch solche Acts zu buchen. Plattenfirmen sind da eher zurückhaltend, weshalb man auf ein komplettes Album noch warten muss, dieses versucht das Orchester gerade durch Spenden und den Direktverkauf einer 7-Track EP zu finanzieren. Mehr dazu ebenfalls auf ihrer MySpace-Präsenz. Im Spiegelzelt hinterlassen sie jedenfalls ein überwältigtes und sichtlich beeindrucktes Publikum!
Freitag
Es ist wirklich warm, heiß könnte man gar sagen. Sehr ungewöhnlich das, so hat es die letzten fünf Jahre hier immer artig geregnet. In solchen Fällen geht es nur noch über die Leidensfähigkeit, die einen weiterhin Bier trinken lässt, obwohl dem Körper mehr nach Wasser lechzt. Aber so ein Festival ist kein Wunschkonzert! Denn wenn es nach mir gegangen wäre, hätten ASAF AVIDAN & THE MOJOS und der Headliner des Abends ATHLETE gleich mal ihre Slots tauschen können. Denn mein Lieblings-Israeli weiß wenigstens ein wenig Stimmung zu verbreiten an einem weitesgehend extrem ruhigen Haldern-Freitag. Nun gut, jetzt ist Partytime. Avidan beginnt sein Set mit dem akustischen “Maybe You Are“ und ich bin gleich glückselig und kann mit ein dämliches Grinsen nicht verkneifen. Anders als noch im Bielefelder Forum vor einigen Tagen geht es sofort weiter mit Stromgitarren und Rock ’n’ Roll. Die Herren und Damen Mitstreiter betreten die Bühne und riffen, solieren, singen und schwitzen. Allen voran Asaf „Joplin“ Avidan, der voller Inbrunst dem Blues verpflichtet, winselt, schreit und leidet, dabei aber ganz hervorragende Laune zu haben scheint. Wenigstens grinse ich jetzt nicht mehr alleine dämlich vor mich und geklatscht wird auch ganz anständig, denn schließlich wissen die Halderner, was sich gehört und vor allem wenn etwas was taugt.
Gut zwanzig Minuten später zelebrieren PORT O’BRIEN aus dem fernen Alaska ihre Folk-Version eines BRIGHT EYES-Auftrittes. Seltsamerweise scheinen in der Sonne nicht nur Eistüten zu schmelzen, sondern auch der Sound wabert etwas hilflos aus den Boxen, als sei er auf dem Weg, sich Abkühlung im nahegelegenen See zu verschaffen. Dabei schaffen es gerade die neuen Songs des am 2. Oktober erscheinenden, regulären zweiten Albums zu langweilen und ein wenig im Soundmatsch unterzugehen. Gut, sie müssen erst noch richtig gehört werden, bevor sich eine abschließende Meinung gebildet werden kann, bloß ist der 45-minütige Auftritt an diesem Tag keine besonders gute Werbung. Dann doch lieber „I Woke Up Today“ vom Vorgänger, der doch diese wunderbaren Seemannslieder voller Melancholie bereithält. Die verliert sich heute schnell, da Van Pierszalowski zwar leidend, aber wenig überzeugend seinen Gesang zu Gehör bringt. Das eindringliche „Pigeonhold“ mit seiner schrägen Instrumental-Passage bleibt verschollen, oder wird vom Berichterstatter verpasst, was schade ist, denn es hätte der ganzen Performance sicherlich etwas Auftrieb verliehen. So lässt sich nur ein durchwachsener Auftritt einer ansonsten vielversprechenden, jungen Band konstatieren.
Anschließend bricht im Spiegelzelt die Hölle los und zu gefühlten 150 Grad zelebrieren THE TEMPER TRAP aus Melbourne einen schweißtreibenden wie intensiven Gig, direkt aus der Prog-Fabrik. Irgendjemand hatte doch im Vorfeld die Frechheit, mir diese Band als die australischen COLDPLAY vorzustellen, was nicht wirklich zutreffend erscheint. Von mir aus wegen der omnipräsenten Melodien, der vier Aussies, die allerdings wesentlich treibender verpackt werden, als es BLOC PARTY mit „Silent Alarm“ vorgemacht haben. Was Dougy Mandagi an Gitarre und Mikrofon vollbringt, muss allerdings erstmal von Kele Okereke geschlagen werden, der ja eigentlich momentan eher abbaut als zulegt.
Mit der Hauptbühnenbeschallung des guten Owen Pallett alias FINAL FANTASY bin ich dann infolge des gerade Erlebten nicht ganz einverstanden und suche Unterschlupf im Schatten. Pallett steht ganz allein auf der großen Bühne und fiedelt und loopt wie ein Berserker, was einer gewissen musikalischen Spannung sicherlich nicht entbehrt, aber einfach nicht zündet und so geht es den Meisten am heutigen Tag.
Nun beginnt leider eine doch eher lange Durststrecke an etwas beliebig daherkommender Pop/ Rock meets Singer/ Songwriter-Musik aus aller Herren Länder. Einzig ANNA TERNHEIM weiß etwas Stimmung zu verbreiten, verzaubert gleichzeitig mit ihrer Stimme und ihrer Bühnenpräsenz. Den Tiefpunkt setzen LONEY DEAR, mit einer geradezu grenzdebilen Vorstellung exaltierter Hippie-Kammermusik. An diesem Solo-Projekt Emil Svanängens scheiden sich seit Jahren die Geister, nur konnte ich es die Jahre zuvor vermeiden, es mir anzuhören. Jetzt ist es also soweit und bitte nicht so schnell noch mal.
Um 23 Uhr wurde es nicht wirklich besser, dafür aber interessanter anzusehen. PATRICK WATSON demonstriert seine „Wooden Arms“, die leider nicht halb so eingängig sind wie der Vorgänger „Close To Paradise“. Manchmal bedarf es doch einfach nur einer eingängigen Melodie oder eines bewährt großartigen „The Great Escape“ um zu unterhalten, so lässt sich eher von einem durchwachsenem Auftritt berichten, der arm an Höhepunkten bleiben muss.
Aber es kommt noch schlimmer, na ja, so schlimm auch wieder nicht. Schließlich hat ein gewisser Herr Nutini schon einmal abgesagt, so dass den meisten Festivalbesuchern eine gewisse Erleichterung im Gesichte geschrieben steht, denn es ist Brit Pop-Zeit. ATHLETE stehen zu später Stunde (so spät, wie nie zuvor laut Joel Pott) auf der Hauptbühne und haben neues Material mitgebracht. Jetzt ist „Beyond The Neighbourhood“ doch noch gar nicht so alt, aber fleißig waren sie nun schon immer, was eher für die Album-Releases gilt, als für ihre Auftritte, die sie seit Jahren mit Hingabe in Deutschland absagen. Gut, nun sind sie also hier und begeistern mal so gar nicht. Ich versuche es ganz artig, wippe mit, singe gelegentlich Textfetzen und komme nach einer halben Stunde zu einem wenig erfreulichen Fazit. Ich weiß es nicht besser, aber so in etwa stelle ich mir einen A-HA-Auftritt vor. Aber so alt sind ATHLETE doch noch gar nicht?! So gibt es einen Querschnitt durch ihr gesamtes Schaffen, mit dem Hauptaugenmerk auf den 05er-Chartstürmer „Tourist“, sympathische Ansagen und polierte Popmusik. Aber „Wires“ ist immer noch schön!
Samstag
Es ist sehr früh, als die Sonne mich am Samstag aus meinem Schlaf reißt. Die Nachbarn legen die ersten Würste auf den Grill und hören PETER FOX. Genau, „Alles Neu“, das denke ich mir auch und kurbele das Fenster der Beifahrerseite runter. Es beginnt der erste Tag, an dem ich nicht von meinen Mitstreitern in der Früh besucht werde. Nach einer kurzen aber beschwerlichen Morgentoilette geht also der Berg zu den Propheten. Meine erste Vermutung des Alkoholechos geschuldeten Nichtbesuchs manifestiert sich beim Anblick der Mitstreiter. Nach dem Frühstück und Planung für den Tag gehen wir zur Hauptbühne. THE VALS haben wir bereits verpasst, was aber laut verschiedenster Zuschauerquellen kein Beinbruch war. Gegen 13.20 Uhr entert dann die volle Besatzung von ILIKETRAINS die sonnendurchflutete Bühne. Alle Bandmitglieder tragen Schiffsuniformen, wobei David Martin (Vocs) der ranghöchste Offizier ist. Kaum zu glauben, dass sie in der mittäglichen Hitze diese ganzen Sachen anhaben. Aber vielleicht ganz passend, da die fünf Engländer mit ihrem epischen Sound in der Lage wären die Sonne ein wenig zu verdunkeln. In der prallen Hitze erzeugen sie wunderbare Klangteppiche aus verzerrten Gitarren und entrücktem Gesang, als ob ihre Heimat Finnland wäre. Ein wirklich schöner Einstieg für den Tag und er endet im trockenen Feedbackgewitter.
Da ANDREW BIRD sich verspätete, haben BON IVER nun den früheren Slot um 17.55 Uhr übernommen. Im Gegensatz zum Konzert vor ein paar Monaten im Düsseldorfer Zakk funktionieren BON IVER im Sonnenschein viel besser. Obschon der Sound an Seichtigkeit kaum zu überbieten ist, bekommt man irgendwie gute Laune. So schaue ich mir das etwas müde Treiben aus einer schattigen Entfernung an. Die Hits kann man noch herausfiltern, jedoch sind BON IVER heute die schönste Hintergrundmusik, die man sich vorstellen kann.
Die Lethargie entlässt mich gegen 18.45 Uhr aus ihren Fängen und ich suche meine Gefährten. Im Pressezelt treffe ich unseren Chefredakteur, welcher sich in Dauerinterviewbereitschaft befindet. Auf meine Frage zum Verbleib der anderen, höre ich nur noch HJALTALIN, Spiegelzelt und „Schon dran“. Dann laufe ich los. Es kann doch nicht sein, dass die Band, welche ich unbedingt sehen will, ohne mich anfängt. Im Spiegelzelt angekommen überrascht mich eine ungewohnt angenehme Menge Menschen. Dies war bisher genau das Gegenteil. Das Spiegelzelt glich sonst eher einer uneinnehmbaren Festung aus menschlichen Leibern, welche auch die letzte Ecke auszufüllen schien. Die Tatsache, dass ich ein Viertel des Sets verpasst habe, macht mich irgendwie nervös. Auf der Bühne spielen HJALTALIN mit unheimlicher Präzision die Stücke der „Sleepdrunk Seasons“. Der Gesang, zweigeteilt durch den blonden Högni und Sigga (welche eine sympathische Beth Dito-Version darstellt), wirkt auf mich beruhigend und ich vergesse die dunsterfüllte Luft augenblicklich. Die Spielfreude und überbordende Euphorie, welche die Band ausstrahlt, geht 1:1 auf das anwesende Publikum über. Alle Besucher scheinen zu tanzen und ich kann mich auch nicht mehr zurückhalten. Ich erinnere mich an gute Momente im Spiegelzelt mit SHOUT OUT LOUDS und COOPER TEMPLE CLAUSE, Konzerte mit greifbarer Intensität. Die Isländer scheinen ebenfalls glücklich zu sein und verlassen irgendwann unter stürmischem Beifall die Bühne. Jedoch kommen sie zu meiner Verwunderung zurück. „One last Song if everbody dance“! Dies ist keine Aufforderung gewesen, sondern eine Pflicht, als sie MICHAEL JACKSONs “Don’t stop till you get enough“ anstimmen. Was für eine unglaubliche Zugabe, die sie wie ein weißes Kaninchen aus den Verstärkern zaubern. Schwitzende Menschen kurz vor der Umarmung der Welt. Nach langem Applaus gehe ich nach draußen, die Sonne ist immer noch da, genauso wie mein dämliches Grinsen.
Anschließend gehe ich gegen 19.40 Uhr zur Hauptbühne, auf der sich THE THERMALS gerade etwas verspätet warmgerockt haben. Da ihre Songs ja meist nicht mit allzu großer Länge ausgestattet sind, bekommt man einen soliden Querschnitt ihrer vier Alben. Immer wieder zieht Kathy Foster (Bass) die Blicke auf sich, da sie wie ein Flummi über die Bühne hüpft und ihren Bass bearbeitet. Aber auch Hutch Harris (vocs) ist gut aufgelegt und singt energisch nölig über globale Fehlleistungen. Im letzten Drittel des Sets trauen sie sich auch noch an eine Coverversion von SONIC YOUTH‘s „100%“. Dies funktioniert erstaunlich gut und wird vom Publikum mit Johlen honoriert. Kurz vor Schluss muss man jedoch eingestehen, dass bei einer Spielzeit jenseits der Sechzig Minuten-Grenze erheblich die Langeweile zutage tritt. 2:30 Minuten Gassenhauer hin oder her, ein kürzeres Set hätte ihnen besser gestanden, weil man manchmal gar nicht mehr weiß, welcher Song gerade gespielt wird bzw. wurde. Die selbstlimitierenden Songstrukturen erweisen sich dabei als größtes Manko, doch die Sympathie der Zuschauer ist ihnen sowieso sicher. Spaß hat es trotz Überlänge allerdings trotzdem gemacht.
Und dann war es Zeit für das ultimative Highlight des ganzen Festivals: MUMFORD & SONS spielen um 22 Uhr vor einem halbvollen Spiegelzelt, das sich bald merklich füllen soll. Dass es vorerst vermeintlich leer bleibt, lässt sich im einfachsten durch das Nichtvorhandensein eines Langspielers erklären, so dass sich erst nur Kenner und Musik-Nerds vor der Bühne vereinen. Das es zum Ende des Gigs rappelvoll wird, lässt sich ganz einfach durch die fesselnde Vorstellung unsere vier Londoner erklären, die ein Feuerwerk an grandiosen Songs und unendlicher Spiellaune abbrennen. Jetzt spielen Ted Dwane, Country Winston, Marcus Johnstone und Ben Lovett ganz erdigen Folk mit Country-Einflüssen, dass es schon erstaunen mag, wenn gerade diese sehr klassische Variante derartigen Anklang findet. Nun ist eine Kategorisierung sicherlich nicht genug, um zu eruieren, weshalb die Mumfords hier und heute alles richtig gemacht haben. Zum einen sind sie weit davon entfernt arrogant zu wirken und, was sich wirklich bereits nach zehn Minuten sagen lässt, hervorragende Musiker. Hier spielt eigentlich jeder jedes Instrument (ok, ist ein bisschen übertrieben, aber es würde mich nicht erstaunen, wenn sie es könnten) und wie Johnstone zum Ende des Sets das Drumkitt bearbeitet, lässt sich kaum in Worte fassen. Alleine in den knapp drei Minuten verliert er wahrscheinlich zwei Liter Flüssigkeit und um das gute Ludwig-Schlagzeug muss sich ernsthaft gesorgt werden. Jetzt klingt Johnstone nach zwanzig Minuten allerdings schon sehr abgesungen, so dass ich mir nicht sicher bin, ob Auftritte dieser Güteklasse jederzeit möglich sein werden. Aber ich würde mich zu gerne irren!
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