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HARDCORE SUPERSTAR – GEMINI FIVE

Ort: Bielefeld - Kamp

Datum: 23.01.2004

An diesem kalten aber immerhin trockenen Abend stand mal eine etwas ungewöhnliche Musikrichtung auf dem Speisezettel: Dreckiger Glamrock, dargeboten von 2 schwedischen Bands. Doch zuerst musste das Kamp gefunden werden, dass ich trotz meines mittlerweile dreijährigen Asyls in Ostwestfalen noch nie von innen gesehen hatte. Ich war auch gespannt, wie viele Leute sich dieses Event „antun“ wollten, denn groß beworben wurde es nicht. Schließlich erreichten wir um kurz vor 21 Uhr die Mischung aus Jugendzentrum und alternativer Musikhalle, die ein wenig dem Falkendom ähnelt. Der schwedische Nightliner stand bereits davor, in dem sich die angehenden Superstars bereits ins Stimmung brachten. Nachdem wir uns alkoholtechnisch versorgt hatten (gerade heute gehörte das dazu), wurde schnell deutlich, dass doch eine ansehnliche Zahl an Besuchern zugegen war, am Ende vielleicht um die 150. Und zu denen gehörten alternde Sleazerocker, ein BENEDICTION-Fan aus der Hölle, bauchfreie Nachwuchsrockerinnen, ein „Gothminister“ mit Zylinder und eine Horde Alternativer.

Genau das richtige Publikum für GEMINI FIVE, die entgegen ihres Namens nur zu viert auf der Bühne standen. Aber die Jungs hatten es schon mal in sich: Der eine Gitarrist begeisterte mit Bandana, einer klassischen Lederhose mit „80“-Aufdruck und der entsprechenden Langhaarfrisur, der Bassist hingegen mit lässiger Sonnenbrille. Später wurde er noch von der Hauptband als „bester lebender Bassist Schwedens“ bezeichnet, was wohl die ganzen Death Metaller dazu sagen würden. Jedenfalls haben die Jungs gerade ihr neues Album „Babylon Rockets“ herausgebracht, von dem sie ein paar Sleaze Granaten ins Publikum feuerten. Dieses war für ostwestfälische Verhältnisse relativ aufgeschlossen und sammelte sich immer mehr im vorderen Bühnenbereich an. Ist ja auch ein selten gewordener Schachzug, dass die Vorband soundtechnisch genau zum jeweiligen Hauptact passt. Mit immenser Spielfreude und anachronistischem Retro Charme holzte man sich dich die meist flotten Gitarrensongs, die größtenteils dreistimmig intoniert wurden. Zum Abschluss kam dann die aktuelle Single, ein Cover von DEAD OR ALIVEs „You spin me round“, dass natürlich die meisten Anwesenden kannten. Kurios und ansehbar das Ganze!

Es folgte eine ziemlich lange Umbaupause. Wie wir zwischendurch erfuhren, hatte man einige technische Probleme: es war wohl ein Lautsprecher ausgefallen. Nach einer(!) Stunde war das Hindernis endlich beseitigt und ab ging´ s mit den Punk – Rock´ n Rollern aus Schweden. Die HARDCORE SUPERSTARS enterten die Bühne und beeindruckten wie schon ihre Vorgänger mit nicht wenig Tattoos, schwarzen 80er Rocker-Outfit und dazu passender Action auf der Bühne. „Dazu passend“ heißt: zu den größten Vorbildern von Sänger Jocke Berg gehören unzweifelhaft Steven Tyler und Axel Rose. Umherwirbeln mit dem bänderumwickelten Mikrofonständer, laszives Wälzen auf dem Boden und das selbstverliebte Posen hatte ich bei Aerosmith doch vor etlichen Jahren schon gesehen? Aber da die „Luftschmiede“ (leider) nicht mehr so aktiv sind, gebe ich mich momentan gern mit der doch etliche Jahre jüngeren Kopie zufrieden – zumal es kein billiges Plagiat ist! Auch musikalisch sind die Schweden nicht weit von ihren Vorbildern entfernt – ohne den großen Pathos, den die Amis so gut drauf haben. Die HARDCORE SUPERSTAR spielen eine recht eingängige, poppige Mischung aus Rock´ n ´Roll und Punk, die Elemente werden gekonnt vermischt, dazu kommen rhythmisches Klatschen und melodische Refrains.

Hier ist vielleicht ein großes Manko: die Lieder sind immer wieder nach demselben Schema aufgebaut: Strophe, Refrain, Klatschen – Strophe, Refrain, Klatschen, etc. Da ich bis dato nur die neueste Scheibe der HARDCORE SUPERSTAR „No Regrets“ kannte, sind die Songs doch recht ähnlich und nur von absoluten Fans sofort zu erkennen. Das tut der Partytauglichkeit aber keinen Abbruch. Gleich als drittes Lied erklingt „Someone Special“, ihre erste Single vom Debütalbum „Bad Sneakers and Pina Colada“ und die sonst recht störrischen Ostwestfalen gehen ordentlich mit. Auch die Hitsingles (in Schweden!) „Shame“, „That´s my live“, „Liberation“, Honey Tongue“ und „Bring me back“ kommen bei den Anwesenden gut an und verbreiten die erhoffte Partystimmung: es wird mitgeklatscht, in den ersten Reihen wird auch ordentlich das Tanzbein geschwungen und manchmal auch heftig gepogt.
Nach gut anderthalb Stunden ( inklusive Zugaben) ist die Party aus und die meisten verlassen mit einem Grinsen das Kamp. Nach den vielen Wave – Gothic und Elektro-Konzerten der letzten Monate, mal eine erfrischende Abwechslung. Hoffentlich schwappt die Erfolgswelle auf der die HARDCORE SUPERSTAR in Schweden schon länger schwimmen auch langsam mal rüber nach good old Germany!

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