Ort: Oberhausen - Turbinenhalle
Datum: 23.11.2013
Einer dieser Samstage möchte man da sagen. Erst ein langer, arbeitsreicher Tag im Job, dann das erfreuliche Ergebnis des Bundesliga-Topspiels BVB – Bayern und auf dem Weg nach Oberhausen noch gepflegt im Stau stehen. Als Resultat verpasste ich leider die Sets von ADEPT und BLEED FROM WITHIN, sowie den Großteil von DYING FETUS! Letztere polterten gerade „Praise the Lord (Opium for the Masses)“ von der Bühne und agierten so, wie man es vom legendären Death/ Grind-Trio um Mainman John Gallagher (Gitarre/ Vocals) kennt. Ob groovige Death-Walzen („In the Trenches“) oder brachiale Grind-Klassiker („Killing on Adrenaline“), die Amis schießen ihren Stoff unspektakulär, aber präzise von der Bühne. Erwartungsgemäß konnten nicht so viele, vor allem jüngere Fans von HSB etwas mit dem grundsoliden, brutalen Sounds der Extrem Metal-Veteranen anfangen, aber dennoch sah man schon einige Bewegung im Innenraum. Kollegen, DYING FETUS haben einige der Grundsteine der heutigen Derb-Szene gelegt… also, zuhause gleich abchecken!
Sehr erfreulich zu beobachten, ist die (zu erwartende) positive Entwicklung der Fanbase von HEAVEN SHALL BURN. So ist das Publikum mittlerweile sehr schön gemischt. Da gibt es einige Corer, Emo-Kids, Modern Metaller und auch reichlich „typische“ Metaller mit Kutte und Death Metal-Shirts! So macht es auch durchaus Sinn, dass neben DYING FETUS mit HYPOCRISY ein weiteres Schwergewicht des Death Metals mit von der Partie ist. Auch wenn viele Fans im Vorfeld von Majestätsbeleidigung sprachen, sind die Schweden vom Szene-Status her bei vielen Anhängern noch einige Level über HSB anzusiedeln. Und so hatten auch HYPOCRISY ungewohnterweise gerade mal 40 Minuten Spielzeit zur Verfügung, was bei dem Backcatalogue natürlich massiv zu wenig ist. Um gleich mal zu zeigen, was Sache ist, legte das Quartett, welches derzeit von Andre Skaug (CLAWFINGER) am Bass für den verhinderten Mikael Hedlund unterstützt wird, mit „End of Disclosure“ und „Tales of thy Spineless“ fulminant los. Einerseits gab es sicherlich einige Leutchen, die noch nicht wussten, mit wem sie es hier zu tun hatten, aber auch die dürften festgestellt haben, dass hier einige Zutaten zu hören sind, die auch den HSB-Sound würzen. Mit „Fractured Millenium“, „Fire in the Sky“ und der neueren Hymne „44 Double Zero“ wurde es dann episch, ehe man mit dem brachial gezockten „Killing Art“ (Yes!) endlich wieder richtig Gas gab! Es macht wirklich Spaß zu sehen, wie eine legendäre Persönlichkeit des Metal auch bei einem kurzen Support-Set richtig motiviert zu Werke geht und reihenweise seine klassischen Growls, Screams und bei „Adjusting the Sun“ auch ein inbrünstiges „Satan!“ raus in die Halle haut. Wenn bei diesem Song der sonst so ruhige Horgh (auch IMMORTAL) noch anfängt hinter seinem Drumkit mitzubangen, dann ist es ein guter Abend! Die Menge rastet zwar (unverständlicherweise) nicht völlig aus, geht aber gut mit und als das Riff von „Roswell 47“ ertönt, packt es auch den letzten, und selbst wenn es statt Bangen nur freudiges Mitklatschen ist. Und wenn man gerade richtig schön in Fahrt ist, muss man gehen. Dabei wurde man immerhin noch mit „Deathrow (No Regrets)“ vom Tape begleitet. Auch mal wieder ein Song fürs eigentliche Set. Also Herr Tägtgren, bitte nicht allzu lange mit der nächsten Tour warten!
Setlist HYPOCRISY
End Of Disclosure
Tales of thy Spineless
Fractured Millenium
Fire in the Sky
44 Double Zero
Killing Art
Eraser
Adjusting the Sun
Roswell 47
Nach einer erfreulich kurzen Umbaupause ertönte dann auch endlich das mit Einblendungen auf den LED-Screens begleitete Intro zu „Die Stürme rufen Dich“ und meine Damen und Herren: Wie mächtig kann ein Opener bitte sein?? So brüllte die gesamt Halle die ersten Zeilen mit und rastete dann komplett aus. „Counterweight“ stand diesem Level in nichts nach und angestachelt von den in Mosh- und Circle-Pits rotierenden Fans und sich selbst gaben auch die Thüringer wieder alles, posten, rifften, moshten und growlten, was ging. HEAVEN SHALL BURN sind einfach ein Phänomen. Diese sympathischen Jungs, die sonst so ruhig und lässig wirken, kommen auf die Bühne und entfachen jedes mal wieder ein perfektes Inferno aus Sound, Light und Energie auf der Bühne, was man über die Jahre in der Form nicht unbedingt regelmäßig geboten bekommt. Da wundert es nicht, dass schnell die ersten Shirts, Schuhe und ganze Körper über die Absperrung gesegelt kamen. Besonders erfreulich dabei, dass es eben diese enthusiastischen Pits waren und keine gemeingefährlichen Prügel-und Möchtegern-Martial Art-Szenen, bei denen es in der Vergangenheit auch oft grenzwertig zur Sache ging.
Nicht vergessen darf man natürlich, dass die Modern Deather auch immer eine Message vermitteln. So konnte man sich vor der Mainhall nicht nur mit Merch eindecken, sondern sich an den Ständen von PETA und der deutschen Vertretung der „Sea Sheperd“-Bewegung informieren und auch spenden. Auch auf der Bühne wurde dieses Thema mit einem Video-Einspieler eben diese mittlerweile recht bekannte Vereinigung vorgestellt und gleichzeitig als Intro sowie als Hintergrund-Untermalung für das intensive „Hunters will be hunted“ genutzt. Aber HEAVEN SHALL BURN wollen nicht nur mahnen, sondern auch Spaß vermitteln. So wurden einige Freunde begrüßt, die man auf der Metal Cruise in der Sauna kennengelernt hatte. Es wäre schön, sich auch mal angezogen zu begegnen. Der Durchbruchs-Hit „The Weapon they Fear“ war heute auch mal wieder im Set und macht jedes Mal wieder richtig Spaß, ehe man mit „Black Tears“ eine der geilsten Coverversionen der Metal-Szene raushaute. Richtig, vielleicht wissen einige nicht, dass dieser Song ursprünglich von der schwedischen Todesblei-Legende EDGE OF SANITY stammt und ich denke Dan Swanö (Kopf eben dieser Band) würde sich bestimmt freuen, hätte er gesehen, wie die proppevolle Halle seinen Song mitbrüllt und im Pit komplett abgeht! Für gute Covers sind HSB ja eh bekannt (u.a. ja auch TIAMAT) und nachdem man die Turbinenhalle mit der ersten Zugabe „Endzeit“ schon fast komplett abgerissen hatte, kloppte man nach dem genialen HATE SQUAD-Smasher „Not my God“ noch das fulminante „Valhalla“ (BLIND GUARDIAN) raus, ehe man seine Fans mit der Mitsing-Passage am Ende wieder verließ. Doch als sich der hier schreibende Terrorverlag-Vertreter schon auf den Heimweg machte, erklang dann doch noch „Voice of the Voiceless“, ein Song der normalerweise nie fehlen darf!
Ein erwartet starke Show, die einen dann doch jedes Mal wieder unerwartet ergreift und mitreißt. Für den bekannterweise etwas dürftigen Sound in der Turbinenhalle kann die Band natürlich nur wenig. Setlist, Lightshow und Band-Performance kann man eigentlich nicht perfekter bieten, auch wenn man diskutieren kann, ob es wirklich drei Cover-Versionen sein müssen, so fett diese auch sind. Mit der Leistung sind bleiben HEAVEN SHALL BURN mit die Macht, nicht nur im deutschen Death Metal!
Setlist HEAVEN SHALL BURN
Die Stürme rufen Dich
Counterweight
Land of the Upright Ones
The Omen
Combat
Sea Sheperd-Intro
Hunters will be Hunted
Behind a Wall of Silence
The Disease
The Weapon they Fear
Black Tears (EDGE OF SANITY)
Of no Avail
Godiva
Trespassing the Shores of your World
Awoken
Endzeit
Not my God (HATE SQUAD)
Valhalla (BLIND GUARDIAN)
Voice of the Voiceless
Copyright Fotos: Michael Werneke
Vielen Dank für diesen schönen und umfassenden Konzertbericht, findet man leider wenig im Netz. Kann fast jedes Wort unterschreiben.
Konnte diesen grandiosen Abend noch mal beim Lesen Revue passieren lassen. Gänsehaut!
THX!